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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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und mit heiserem Brüllen vor ihm zurück. Sie rissen ihre Pranken hoch und drehten sich, wild um sich schlagend, wie verrückt um ihre eigene Achse.
    Di Strecci sprach langsam ein paar Sätze aus einer längst vergessenen Sprache. Dann schleuderte er den Bestien laut einen Namen entgegen.
    Die Wirkung war verheerend.
    Augenblicklich ließ das entsetzliche Gebrüll, das sich infernalisch steigerte, den Raum erzittern.
    Ein Chor des Grauens ertönte.
    Funkelnde Lichtkaskaden flossen erhaben die Wände herunter.
    Langsam schritt der dunkle Mann, der diese Hölle entfesselt hatte, hinüber zum Tisch. Er hatte dem Kampf noch eine dramatische Wendung geben können.
    Ein überirdischer Glanz spiegelte sich auf seinem ernsten Gesicht, als er das Blatt mit den rätselhaften Schriftzeichen in die Hand nahm und an der flackernden Kerze entzündete.
    Die Dämonen kreischten schrill auf, denn schlagartig wurde ihnen das Schicksal klar, das ihr Gegner ihnen zugedacht hatte.
    Stichflammen in allen Farben des Spektrums fächerten auseinander und fauchend schoß eine Säule weißen Dampfes in die Höhe, als die magischen Zeichen mit der Glut in Berührung kamen. Die Flammenzungen wurden zu donnernden Feuersäulen.
    Nach einer bestimmten Handbewegung di Streccis rasten sie mit tödlicher Wucht auf die Bestien zu.
    Inmitten dieses tosenden Feuermeeres stehend, beobachtete di Strecci mit beinahe wissenschaftlichem Interesse, wie seine dämonischen Feinde in diese lodernde, vernichtende Glut gerieten. Sie heulten, jaulten und verfluchten den Mann, der sie besiegt hatte.
    Verzweifelt versuchten sie, der infernalischen Angriffswucht di Streccis zu entrinnen - doch vergebens.
    Langsam erstarb das klägliche Wimmern; schweigend verbrannten die ekelhaften Körper mit lautem Knistern. Glühende Schuppen und Krallen flogen prasselnd durch die Luft. Die Pranken der Monstren führten nutzlose, krampfhafte Bewegungen aus.
    Ihre häßlichen Schädel verpufften zu gelben, sich rasch verflüchtigenden Rauchwolken, während die Rümpfe wie verkohlte Baumstümpfe stehenblieben, um Augenblicke später in sich zusammenzufallen.
    Schwefelgestank breitete sich aus; die Hölle öffnete die Pforten, um ihre Abgesandten zu verschlingen.
    Nach einer Minute erinnerte fast nichts mehr an diese erbittert geführte Auseinandersetzung - außer einem kleinen Aschenrest, den das verbrannte Papier auf dem Tisch hinterlassen hatte.
    Totenstille kehrte ein. Für alle Zeiten war die dämonische Armee Jean d'Alays vernichtet…
    Die harten Züge im Gesicht di Streccis entspannten sich merklich, obwohl die gewaltige Anstrengung ihn schwer gezeichnet hatte.
    Er allein wußte, daß er in diesem erbittert geführten Kampf erst im allerletzten Moment allein durch die übermächtige Kraft seines Geistes und durch seinen unbeugsamen Willen die Oberhand behalten hatte.
    Salvatore di Strecci zeigte wieder sein unergründliches Lächeln. Er hatte einen ersten Sieg errungen.
    Behutsam strich er über die alte Schrift, die unversehrt vor ihm auf dem Tisch lag. Sie enthielt Mitteilungen von ungeheurer Brisanz…
    Doch die eigentliche Entscheidung stand erst bevor, und noch brauchte er Zeit. Und Hilfe, rasche Hilfe.
    Es gab nur einen Mann, der ihm diese Hilfe geben konnte… Hoch oben, unter der Spitze des Turmes, begannen die riesigen Glocken zu läuten. Ehrfurchtgebietend erfüllte ihr dröhnender Klang das sonst so stille Tal, über das sich bereits die langen Schatten der Berge senkten, hinter denen die Sonne langsam versank.
    Nicht einer der Menschen, die eben die Kirche verließen, konnte auch nur ahnen, welch dramatischer Kampf sich in ihrer Nähe abgespielt hatte.
    ***
    Das malerische Borlezzo lag etwa auf halber Strecke zwischen Bozen und Meran, eng angeschmiegt an die westliche der beiden Bergketten, die sich links und rechts der Etsch entlangzogen. Zamorra kam am Steuer des Alfa rasch voran, denn auf der Autostrada 12 herrschte kaum Verkehr.
    Jetzt endlich fand er Zeit und Muße, Nicole ihre vielen drängenden Fragen zu beantworten.
    »Es ist Jean d'Alay, Nicole, mit dem wir uns zu befassen haben«, erklärte Zamorra ruhig. »Ich habe es in dem kurzen Moment, bevor er die Lawine auslöste - und daß er es getan hat, daran besteht kein Zweifel - mit absoluter Gewißheit festgestellt. Was habe ich in meinem jugendlichen Leichtsinn vor ein paar Tagen noch von ihm gesagt? Er…«
    »Er soll sich mit Schwarzer Magie befaßt haben, anscheinend aber ohne sonderlichen Erfolg«,

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