Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
Vom Netzwerk:
erschien eine abstoßende, monströse Bestie.
    »Der gehört noch mir, Louise«, sprach d'Alay sie an. »Dann werde ich stark genug sein. Aber die, die noch kommen, sind dein.«
    Der verstümmelte Schädel des Scheusals schien zu nicken. Es zeigte ein abscheuliches Grinsen.
    »Geh jetzt und hole, was wir brauchen!«
    Die Bestie verschwand für einige Minuten, um anschließend mit einem gewaltigen Holzpflock und einem schweren Steinbrocken zurückzukehren. Mit fast spielerischer Leichtigkeit trug das Monstrum die Utensilien für den Tod Lancones in die Mitte des Raumes. Die dämonische Erscheinung, in einen wallenden, blauen Umhang gekleidet, bezog ihre übermenschlichen Kräfte aus jener Welt, aus der sie stammte - aus der Welt der Finsternis.
    Schon kurze Zeit später war Jean d'Alay wieder zu jenem großen, kraftstrotzenden Mann geworden, der vor Jahrhunderten dieses Tal terrorisiert hatte - bis ein Fremder gekommen war, der sich damals als stärker erwiesen hatte.
    Damals…
    ***
    Bill Fleming sah auf die Uhr. Acht Stunden war er nun schon unterwegs, und noch immer gab es keine Anzeichen dafür, die Ruine bald erreicht zu haben.
    Eintönig, immer schmaler und steiler werdend, hatte sich der beschwerliche Weg bis zu einer kleinen Lichtung am Berg hochgeschlängelt.
    Von hier aus hatte er, nach langer Zeit, endlich wieder den Blick auf das nun tief unter ihm liegende Etschtal frei, über das die fahle Nachmittagssonne bereite lange Schatten warf.
    Dabei mußte Bill eine äußerst unangenehme Beobachtung machen. Ihm fiel auf, daß sich auf der gegenüberliegenden Talseite riesige Wolkenbänke gebildet hatten, die sich majestätisch über den bewaldeten Bergketten auftürmten.
    Von dort drüben würde sich wohl ein ähnliches Bild bieten! Denn als Fleming auf den vor ihm liegenden, atemberaubend steilen Waldweg blickte, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß dieser Pfad einige hundert Meter weiter nicht mehr auszumachen war.
    Dort befand sich jetzt eine trübe, graue Wand - Wolken, von denen die ersten Fetzen schon langsam durch die Baumwipfel in seiner unmittelbaren Umgebung schwebten. Das verhieß allerdings nichts Gutes.
    In spätestens einer halben Stunde war er wahrscheinlich drin in diesem Brei, und was dann?
    Er wußte es noch nicht. Bill zermarterte sich das Gehirn. Ein wenig ratlos schaute er herunter auf die Reifenspuren, die sich noch deutlich im Schlamm abzeichneten. Notfalls konnte man sich ja noch an ihnen orientieren.
    Aber wie hatten es die beiden Touristen eigentlich fertiggebracht, hier überhaupt mit einem Wagen heraufzukommen? Bill schüttelte den Kopf. Nur ein Idiot konnte auf eine derart verrückte Idee kommen.
    Es sei denn, bei dem Entschluß hatte jemand nachgeholfen… Ein dumpfes Grollen riß Bill aus seinen Überlegungen. Die Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten.
    Drüben, auf der anderen Seite des Tales, hatten die dichten Wolken mittlerweile eine eigentümliche, gelbgraue Färbung angenommen.
    Hin und wieder erhellten sie sich kurz, wie von innen erleuchtet.
    Ein Gewitter über den Dolomiten! schoß es Bill durch den Kopf. Sollte das wirklich der Fall sein, blieb nur die stille Hoffnung, daß es nicht auf diese Seite herübergezogen kam. Wie schnell das passieren konnte, wußte Bill jedenfalls nur zu gut.
    Der Weg war schon anstrengend genug. Und schier endlos lang. Zu lang… Hatte er sich verirrt?
    Wohl kaum, denn die Reifenspuren sprachen eine zu beredte Sprache. Außerdem war er genau der Route gefolgt, die ihm Enzo Torrini, das Dickerchen unten in Borlezzo, beschrieben hatte.
    Wo Zamorra und Nicole jetzt wohl steckten?
    Vermutlich waren sie noch mit irgendwelchen Nachforschungen auf Château de Montagne beschäftigt.
    Denn daß Zamorra bestimmte Recherchen machte, war Bill sonnenklar. Und diese Tatsache wiederum ließ den Schluß zu, daß nach Meinung seines berühmten Freundes dämonische Mächte im Spiel waren.
    Alles deutete darauf hin.
    Aber diesmal war er Zamorra zuvorgekommen…
    Zuerst mal mit diesem ominösen Francisco Piecollo sprechen! dachte Bill. Dann würde sich bestimmt so manches aufklären, was jetzt noch geheimnisvoll und unerklärlich war.
    Bei diesem Gedanken mußte er unwillkürlich lächeln.
    Die ganze Angelegenheit war sicher viel harmloser, als es den Anschein hatte.
    Ein wenig schwerfällig erhob sich der junge Wissenschaftler, denn der Aufstieg hatte ihn schon eine ganze Menge Kraft gekostet.
    Jetzt galt es erst einmal, so schnell wie möglich zur Burg

Weitere Kostenlose Bücher