0132 - Wir und der Raketenprofessor
in Geldsachen schwierig und konnte, wenn es sein musste, wochenlang feilschen, bis er das Äußerste herausgeholt hatte, aber das hat nichts mit seiner Zuverlässigkeit in beruflichen Dingen zu tun.«
»In diesem Zusammenhang habe ich noch eine Frage: Können Sie sich vorstellen, was für Gründe Burns zum Selbstmord getrieben haben könnten?«
»Nein. Jch weiß nicht einen einzigen. Wie er mir sagte, stand er unmittelbar vor der Vollendung der Arbeit, die seit vielen Monaten sein ganzes Sein beanspruchte. Soviel mir bekannt ist, war seine finanzielle Lage sehr gut.«
»Hat er nicht am gleichen Tag, an dem er starb, einen Psychiater aufgesucht?«
Menendez zuckte die Achseln.
»Auch das war eine seiner Schrullen. Er redete sich ein, er werde eines Tages geisteskrank. Er hat sich sogar einmal mit mir darüber unterhalten. Er war ein Genie und er hielt sich auch selbst dafür. Seine Idee war, dass von da bis zum Wahnsinn nur ein kleiner Schritt sei. Er zählte mir alle möglichen Leute auf, um mir das zu beweisen. Er war dabei gar nicht bescheiden. Gerade die größten Männer der Weltgeschichte waren ihm zur Erhärtung seiner Theorie gut genug.«
»Könnte er das nicht emst gemeint aus Angst davor seinem Leben ein Ende gemacht haben?«, fragte ich.
Menendez wiegte bedenklich den Kopf.
»Professor Burns war ein kluger Mann, aber ein Narr. Und bei einem Narren ist alles möglich«, meinte er.
»Wollen Sie mir nicht endlich Ihre ehrliche Überzeugung sagen?«
»Das kann ich mit drei Worten. Da wir in der Ansicht übereinstimmen, der Professor sei freiwillig aus dem Leben geschieden, so muss er dazu einen zwingenden Grund gehabt haben. Entweder war er wirklich im Begriff überzuschnappen, oder er hatte sich zu der Erkenntnis durchgerungen, es sei ihm bei der Ausarbeitung seiner Konstruktionspläne ein grundlegender Fehler unterlaufen, der das ganze Resultat in Frage stellen könne. Diese Blamage hätte Burns niemals ertragen.«
»Das wäre allerdings ein Grund. Aber mit der Meinung stehen Sie allein auf weiter Flur. Ihre Konkurrenten glauben fest daran, Burns habe die so begehrten Pläne und Berechnungen versteckt, oder sie seien ihm gestohlen worden. Sie bespitzeln und beargwöhnen sich gegenseitig und sind im Begriff, sich untereinander zu dezimieren, was ich persönlich übrigens nicht bedauern würde.«
»Ganz meine Ansicht«, stimmte Menendez zu. »Aber in diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass Sie neulich meine Pistole behalten haben. Hier, überzeugen Sie sich. Ich habe einen Waffenschein. Darf ich Sie um Rückgabe bitten?«
»Gewiss, nur muss ich Sie ersuchen, vorsichtig damit umzugehen. Schusswaffen haben die üble Angewohnheit, loszugehen und zwar gewöhnlich im Unrechten Moment und sogar in verkehrter Richtung.«
Ich öffnete den Panzerschrank, nahm das Ding heraus und reichte es ihm.
»Wissen Sie übrigens schon, dass Ihr Kollege Stocks heute erschossen wurde?«
»Donald Stocks! Wie ist denn das geschehen?«
»Auch er war hinter den angeblich verschwundenen Plänen und Berechnungen des Professors her und muss etwas herausgefunden haben, was anderen Leuten nicht in den Kram passte. Sie werden es ja sowieso in der Presse lesen. Man hat ihn in der 44. Straße wahrscheinlich aus einem Wagen heraus, mit einer Maschinenpistole erschossen. Nicht in der Zeitung wird stehen, dass ich zu dieser Zeit in seiner Gesellschaft war. Sie können hier den roten Strich an meiner Wange sehen, und wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen das Heftpflaster am linken Arm, wo mich einer der Schüsse gestreift hat.«
»Das ist also schon der zweite«, sagte Menendez nachdenklich. »Na, ich bin mal neugierig…«
Auf was er neugierig war, sagte er nicht, aber er schien sich Gedanken zu machen. Ich hätte sehr gern gewusst, über was.
»Glauben Sie vielleicht, es könne noch mehr Tote geben?«
Menendez hob die Achseln.
»Man kann nicht wissen. Es knabbern zu viele Leute daran, und es sind ein paar recht üble Burschen darunter.«
»Das behaupten andere auch von Ihnen.«
»In diesem Geschäft muss man ein Gauner sein, wenn man es zu etwas bringen will«, antwortete er lächelnd.
»Gauner und Mörder ist ein großer Unterschied«, gab ich zu bedenken. »Können Sie mir Namen nennen, Namen von Leuten, denen Sie Zutrauen, dass sie vor einem Mord nicht zurückschrecken?«
»Wenn ich jetzt gemein sein wollte, so würde ich meine drei schärfsten Konkurrenten bezeichnen.«
»Dann tun Sie es. Wenn Sie sich irren oder es
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