0132 - Wir und der Raketenprofessor
Wo Rauch ist, ist auch Feuer und die meisten Gerüchte haben irgendeinen realen Ursprung. Fliege du ruhig nach Washington, wenn du glaubst, dort etwas ausrichten zu können. Vielleicht komme ich sehr schnell nach.«
Wir trennten uns. Phil wollte sich reisefertig machen und ich kehrte in das Office zurück und erstattete Mr. High Bericht.
Es war halb fünf, als Alfons Menendez mich zu sprechen verlangte.
»Es handelt sich um die Erfindung von Professor Burns«, begann er ohne Umschweife. »Ich bin daran in hohem Maße interessiert und habe auch bereits mit ihm darüber verhandelt.«
»Haben Sie ihm auch eine Anzahlung gegeben?«, fragte ich.
»Reden wir nicht darüber. Es war nicht der Mühe wert. Neulich abends, als wir uns vor seinem Haus trafen, habe ich Sie belogen. Ich will ganz ehrlich sein. Ich hatte gehört, er sei tödlich verunglückt, wusste aber nichts Näheres. Ich hatte die Absicht, mich bei seiner Tochter oder, falls diese nicht da sein sollte, bei seiner Hausdame erkundigen, wer die Verfügung über seine Erf indung habe.«
»Sie lügen ja schon wieder, Mr. Menendez«, antwortete ich. »Sie wollten gar nichts anderes, als auf eigene Faust nachsehen, ob Sie etwas finden konnten. Sie hatten Glück, dass Ihr Konkurrent vorher da war, sonst hätte man Sie erschossen. Sie wussten sogar, dass Ihre Expedition nicht ungefährlich war. Umsonst hatten Sie ja die Pistole nicht eingesteckt.«
»Nehmen Sie an, was Sie wollen.« Er lächelte und steckte sich eine Zigarette an. »Die nicht ausgeführte Absicht ist nicht strafbar. Was ich von Ihnen wissen möchte, ist, ob Sie im Besitz der Unterlagen des Professors sind. In Washington gehen die wildesten Gerüchte um. Der eine behauptet, das FBI habe alles in Händen, und dann wird wieder gemunkelt, Sie hätten zwar etwas, aber das sei wertlos. Die Unterlagen, auf die es ankomme, seien verschwunden. Es sind sogar einige Leute, die wissen wollen, der Professor wäre gar nicht tot. Man hätte die ganze Sache inszeniert, um ihn vor Anschlägen zu schützen. Ich möchte nur gern wissen, woran ich bin. Einige große Werke, mit denen ich in Verbindung stehe, drängen mich. Sie wissen ja, Raketen sind eben die große Mode. Jeder fürchtet, zu spät zu kommen und ein anderer könnte den Ruhm abschöpfen.«
»Und in diesem Bestreben schneiden sie sich gegenseitig die Hälse durch.«
»Leider hat der Konkurrenzkampf etwas rüde Formen angenommen«, meinte Menendez mit leisem Bedauern. »Es wäre mir auch lieber, man könnte in Ruhe seine Geschäfte machen, ohne dauernd in Lebensgefahr zu schweben. Das ist der Grund, weshalb ich zu Ihnen komme. Wenn Sie mir bestätigen, dass das FBI die Unterlagen im Besitz hat, so brauche ich mich nicht mehr zu bemühen. Ich benachrichtige dann meine Auftraggeber und rate Ihnen, sich mit den zuständigen Regierungsstellen in Verbindung zu setzen.«
»Ich bin leider kein Raketenfachmann«, wich ich aus. »Professor Burns trug in seiner Aktentasche eine Anzahl Unterlagen bei sich. Ob es sämtliche sind, entzieht sich meiner Kenntnis.«
»Dann will ich Ihnen helfen.« Mr. Menendez schlug die Beine übereinander, sodass die hellblauen Perlonsöckchen zu sehen waren und strich über das kleine Schnurrbärtchen auf der Oberlippe. »Ich habe zwei Tage vor seinem Tod mit dem Professor gesprochen. Er sagte mir klar und deutlich, dass er das Problem im Prinzip gelöst habe, aber zur Ausarbeitung der letzten technischen Feinheiten noch einige Wochen brauche. Er behauptete, eine Entdeckung von ungeheurer Tragweite gemacht zu haben. Was es war, wollte er nicht sagen. Er deutete nur an, es handele sich sowohl um einen neuen Treibstoff als auch um ein Material für den Raketenkopf, das auch die Hitze einer enormen Beschleunigung ohne Schaden ertragen könne. Ich weiß nicht, ob es Ihnen bekannt ist, dass es genau diese beiden Faktoren sind, die sich bei den letzten Versuchen nachteilig auswirkten. Wenn Burns diese Schwierigkeiten gemeistert hat, so hat er dasselbe getan, wie Columbus, als er das Ei zum Stehen brachte.«
»Könnte es nicht sein, dass Professor Burns Ihnen gegenüber aus irgendwelchen Gründen übertrieben hat?«
»Das halte ich für ausgeschlossen. Burns mag im Privatleben schrullig und manchmal sogar ein leichter Vogel gewesen sein, aber als Wissenschaftler war er unbedingt ernst zu nehmen. Es war nicht das erste Mal, dass ich mit ihm verhandelte. Er hat noch niemals etwas versprochen, was er nicht gehalten hat. Natürlich war er
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