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0132 - Wir und der Raketenprofessor

0132 - Wir und der Raketenprofessor

Titel: 0132 - Wir und der Raketenprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Raketenprofessor
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versucht auszubrechen. Einmal hat sie mich persönlich angegriffen, stellen Sie sich vor, mich!« Er schlug sich dröhnend an die Brust.
    »Vielleicht hatte sie Grund dazu«, meinte ich trocken.
    »Davon verstehen Sie nichts«, schnauzte er. »Die Frau ist ein schwerer Fall von Schizophrenie. Manchmal ist sie ruhig und vernünftig, und dann redet sie wieder das unglaublichste Zeug, schreit, tobt und wird gewalttätig. Als sie hierherkam, war sie rauschgiftsüchtig. Mit solchen Leuten mache ich kurzen Prozess. Ins Wasser mit Ihnen. Dann beruhigen sie sich schon.«
    »So ungefähr habe ich mir das vorgestellt«, sagte ich ironisch. »Ich möchte Sie eines fragen, Doktor.« Ich fasste ihn scharf ins Auge. »Ich nehme an, die Frau hat darauf bestanden, mit gewissen Leuten sprechen zu dürfen. Zweifellos führen Sie Protokolle über die Wahnbilder Ihrer Patienten. Wollen Sie mir nicht darüber Auskunft geben?«
    »Ich brauche keine Protokolle. Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis. Natürlich wollte sie mit jemand sprechen, mit ihrem Liebsten, oder mit dem Kerl, vom dem sie die Marihuana-Zigaretten kaufte. Sie tobte und schrie nach einem Jerry.«
    »Wissen Sie auch, ob sie den Nachnamen dieses Jerry nannte?«
    »Ja, das tat sie…« Er kratzte sich hinter dem Ohr. »Connen oder so…«
    »Könnte es nicht vielleicht auch Cotton gewesen sein?«, fragte ich.
    »Klar, Cotton war es!« Dann runzelte er plötzlich die Stirn und fragte: »Woher wissen Sie das?«
    Ich sagte gar nichts. Ich gab ihm die Zellophanhülle, in der mein Ausweis steckte. Den studierte er endlos lange.
    »Soso, also Sie sind das«, meinte er schon bedeutend sanfter. »Wie kommt die Frau dazu, nach Ihnen zu fragen?«, fuhr er entrüstet fort.
    »Weil ich der einzige Mensch bin, der ihr aus dieser Anstalt heraushelfen kann«, sagte ich. »Und jetzt verlange ich die Frau zu sehen und zwar sofort. Ich lasse mich auf keinerlei Ausflüchte ein. Nur eines kann ich Ihnen sagen, Doktor. Wenn das Mädchen hier irrsinnig geworden ist, dann kommen Sie hinter Gitter. Ich habe nicht die Macht, Sie in eine Irrenanstalt zu sperren, aber es gibt auch noch andere Plätze, die nicht viel angenehmer sind.«
    Er versuchte zu protestieren, aber es half ihm nichts. Der Sergeant, dem die Sache Spaß zu bereiten schien, hatte zur Illustration meiner Drohungen den Gummiknüppel gezogen und klingelte mit den Handschellen, die er in der Hosentasche trug.
    Das gab dem Doktor den Rest.
    »Auf Ihre-Verantwortung«, knurrte er, nahm einen Schlüssel aus dem Wandschrank und ging uns voran.
    Der Korridor war lang. Wir bogen rechts ab in einen anderen. Der Doktor schloss die letzte Tür auf. An der Ecke brannte eine nackte Birne. Die Zelle, denn etwas anderes war es nicht, enthielt nur einen an die Wand geschraubten Tisch, einen ebenso gesicherten Klappstuhl und ein schmales Bett. Das Bett war benutzt, aber leer, und die Decke war zerrissen.
    Schon öffnete ich den Mund zu einer Frage, als ich das entsetzte Gesicht des Arztes sah. Ich folgte seinem starren Bück.
    Am Kopfende der Bettstelle sah ich Dolly. Halb lag sie auf dem Fußboden, halb hing die an dem Streifen der Decke, den sie abgerissen, um ihren Hals geschlungen und am Pfosten der Bettstatt verknotet hatte.
    Ich sprang hinüber und hob sie hoch. Mein Kamerad hatte das Messer gezogen und schnitt die Schlinge durch. Als ich sie niederlegte, wusste ich, dass sie tot war. Ihre Haut war bereits kühl, die Nackenmuskeln begannen steif zu werden.
    »Ihr Werk, Doktor Cornwall«, sagte ich. »Ihr Werk - und ich schwöre Ihnen, dass diese Schweinerei Sie Ihre Zulassung als Arzt kosten wird.«
    Jetzt endlich erwachte der Arzt zum Leben. Er stürzte sich auf die Leiche, fühlte nach dem Puls, dem Herzschlag.
    Dann richtete er sich wieder auf.
    »Exitus«, murmelte er. »Wie konnte das geschehen…? Ich habe die diensthabende Schwester angewiesen, sie solle ihr eine Injektion zum Schlafen geben.«
    Dann rannte er davon, und ich hörte seine Stimme am Telefon.
    »Schwester Edith wird sofort hier sein«, sagte er dann und wir warteten.
    Ich hätte noch sehr viel zu fragen gehabt, aber ich verschob es auf später. Jetzt, da ich Dolly nicht mehr retten konnte, schien es mir fast gleichgültig zu sein, wer etwas versäumt hatte und warum.
    Die Schwester kam, eine robuste Frau von ungefähr fünfunddreißig Jahren. Sie sah sofort, was geschehen war und prallte zurück.
    »Warum haben Sie der Patientin kein Schlafmittel verabreicht?«, knurrte der

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