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0132 - Wir und der Raketenprofessor

0132 - Wir und der Raketenprofessor

Titel: 0132 - Wir und der Raketenprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Raketenprofessor
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für etwas ganz anderes.
    Am 18. Oktober, nachmittags fünf Uhr dreißig - ich war gerade im Begriff, nach Hause zu gehen - wurde mir ein dringendes Telefongespräch aus Santa Paula gemeldet.
    »Hallo, hier Cotton!«
    Die Stimme am anderen Ende war gedämpft, und doch klang sie gehetzt. Ich erkannt sie sofort.
    »Hallo, Jerry, bist du das?«
    »Ja, Dolly, was hast du?«
    »Jerry, komm schnell her und hole mich. Du bist der Einzige, der mich retten kann… O Gott! Hilfe! Hilfe!«
    Ich hörte ein Poltern, und dann war absolute Stille. Zweifellos war die Schnur durchgerissen worden. Sofort rief ich unsere Dienststelle in Los Angeles an.
    »Schicken Sie schnellstens jemand nach Santa Paula in das Nervensanatorium - ich weiß nicht, wie es heißt - und bestehen Sie energisch darauf zu erfahren, was mit der Patientin Dolly Barley los ist. Lassen Sie sich nicht mit faulen Ausreden abspeisen. Ich selbst bin morgen früh da.«
    ***
    Um neun Uhr war ich auf dem Flugplatz . Mein Flugschein lag bereit. In acht Stunden würde ich dort sein. Um neun Uhr zehn Minuten ließ die Maschine den La Guardia Flugplatz unter sich. Dreitausendsiebenhundert Kilometer lagen vor mir, die Wälder Pennsylvanias, die Weizenfelder des Mittelwestens, Illinois, Indiana und Kansas.
    Endlich erklang die Stimme der Stewardess:
    »In zehn Minuten landen wir auf dem National Airport Los Angeles! Bitte anschnallen, das Rauchen einstellen!«
    Und dann nach einer kurzen Pause:
    »Es ist zwei Uhr nachts.«
    Ich griff nach der Armbanduhr, streifte sie ab und stellte sie drei Stunden zurück.
    Vor dem Empfangsgebäude stand ein Dienstwagen und wartete auf mich.
    »Wollen Sie die Nacht über bleiben oder sofort nach Santa Paula weiterfahren« , fragte der Fahrer. »Es sind etwa achtzig Meilen, die wir bequem in zwei Stunden schaffen.«
    »Fahren wir«, stimmte ich zu. »Was habt ihr inzwischen ermittelt?«
    Mein Kollege, der sich als Miller vorgestellt hatte, berichtete.
    »Ich war sofort nach Ihrem Anruf zusammen mit Carstens da. Es gibt in Santa Paula nur eine Nervenklinik und diese gehört Dr. Cornwall. Die von Ihnen genannte Frau befindet sich seit fünf Wochen dort. Sie wurde von ihrem Vater und mit einem Attest von Dr. Miles Robertson, der in Los Angeles seine Praxis hat, eingeliefert. Sie hatte gerade einen Selbstmordversuch gemacht, und ihrVater bat tun Aufnahme in die Klinik, weil sie anVerfolgungswahn litt. Sie soll die ganzen Wochen über fantasiert und wiederholt Tobsuchtsanfälle erlitten haben. Gestern gelang es ihr, aus ihrem irrtümlich offen gebliebenen Zimmer zu flüchten. Sie fand das Sprechzimmer von Dr. Cornwall leer und bemächtigte sich desTelefons. Inzwischen war sie gesucht worden, und als man sie endlich fand, wehrte sie sich so verzweifelt, dass man sie zuerst zur Beruhigung in ein Bad steckte. Dann bekam sie noch am Abend eine elektrische Schockbehandlung und als wir dort waren, schlief sie. Dr. Cornwall war im höchsten Grade von unserem Besuch überrascht. Die Patientin hatte wiederholt gefordert, man solle ihr erlauben, sich mit dem FBI in New-York in Verbindung zu setzen, aber man hat das für Hirngespinste gehalten, umso mehr als sie im Allgemeinen irre redet.«
    »Ich fürchte, dass man einen schweren Fehler gemacht hat«, meinte ich. »Wenn das Mädchen jetzt geistesgestört sein sollte, so ist sie das ja wohl in der Klinik geworden. Ich weiß ja, wie man in solchen Anstalten mit Menschen umgeht, die aufgrund eines irrigen oder gefälschten Attestes als Geistesgestörte eingeliefert werden.«
    »Ich kann mir das von Dr. Cornwall wirklich nicht denken«, antwortete mein Kollege. »Wie ich schon sagte, hat er den Ruf eines korrekten und tüchtigen Arztes.«
    Um vier Uhr dreißig waren wir in Santa Paula, einem Luftkurort in den Bernhardinobergen, hoch über dem Pazifik. Die Klinik lag einen Kilometer vor dem Städtchen und war in einen Park mit Palmen und stark duftenden Eukalyptusbäumen gebettet. Wären die Gitter vor den Fenstern nicht gewesen, man hätte sie für den Landsitz eines reichen Mannes halten können.
    Alles war dunkel, bis auf einen Raum im Erdgeschoss. Wir klingelten, aber nichts rührte sich. Wir klingelten nochmals mit demselben Misserfolg, und dann schlug ich mit der geballten Faust gegen die Tür.
    Jetzt regte sich etwas, und etwas später erklang ein schriller Schrei, dem ein Heulen wie von einem getretenen Hund folgte.
    Wir sahen uns an, und es lief mir eiskalt über den Rücken.
    Eine Klappe ging auf und

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