Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
Vom Netzwerk:
half. Oft schon hatte es versagt, und er hatte sich anderer Mittel bedienen zu müssen.
    Aus dem Jeep holte er einen zusammenklappbaren Stahlrohrhocker und setzte sich darauf. Direkt neben den Zelteingang.
    Sekundenlang lauschte er, bevor er die Augen schloß, sich konzentrierte, alle Gedanken, die sich nicht mit dem Kommenden beschäftigten, abschaltete.
    Um ihn herum versank die Umwelt, Professor Zamorra brauchte Minuten allergrößter Konzentration, ehe es ihm gelang, seinen Astral-Körper auf die Reise zu schicken.
    Er schwebte jetzt hoch über den Bergen, sah, als er sich umdrehte und nach unten schaute, ein langes, silbern leuchtendes Seil, aus acht Strängen gedreht, das den astralen mit dem physischen Körper verband. Am unteren Ende war das Seil geteilt, endete einmal am Kopf, zum anderen am Nabel. Plötzlich umwallte dichter, undurchdringlicher Nebel Seil und physischen Körper.
    Vor Zamorras geistigem Auge erschien ein anderes Bild: Eine Art großer Grotte, deren Wände mit blutrotem, golddurchwirktem Stoff verkleidet waren. Er sah einen prächtig verzierten Thronsessel, auf dem eine Mumie saß.
    Das Gesicht mit den leeren Augenhöhlen, in denen Feuer zu lodern schien, war pergamentartig. Tote Haut spannte sich über hochstehenden Wangenknochen. Zwischen den nur noch halb vorhandenen Lippen zeigten sich große, hauerartige Zähne.
    Und plötzlich sprach die Mumie zu Professor Zamorra, bewegte dabei den Kopf nach links und rechts, so daß Zamorra deutlich erkennen konnte, daß die eine Seite der Nase fehlte. Er sah nur den gelben Knochen.
    »Ich weiß nicht, wer du bist, Fremder«, drang es an Zamorras Ohren. »Aber ich spüre, was du willst! Kehre um! Noch ist Zeit! Schlag meine Warnung nicht in den Wind! Tust du es dennoch, wirst du meine Macht zu spüren bekommen! Sieh dort!« Er hob den rechten Arm, streckte ihn aus, wies neben sich.
    Das Gewand, das den hageren Körper verhüllte, rutschte zurück, ließ den Arm sehen. Stellenweise fehlten die Haut und das Fleisch, gab es nur noch blanke, gelblich verfärbte Knochen. Und als sich die Finger spreizten, zeigte es sich, daß überall Haut fehlte. Lediglich über dem Handrücken spannte sie sich wie altes Leder, das jahrelang der Witterung ausgesetzt gewesen war.
    Dort, wohin diese schauerliche Hand wies, standen plötzlich, wie hingezaubert, sechs Gestalten in dunkelroten Umhängen. Von den Köpfen sah man nicht viel, da die Kapuzen hochgezogen waren. Professor Zamorra blickte in Mumiengesichter, in denen nur die Augen zu leben schienen. Sie glühten dunkelrot. Die Zähne waren bei allen sechs gefletscht. Das Erschreckende an diesen Mumien war, daß keinem auch nur ein einziger Zahn fehlte.
    »Dir bleibt wenig Zeit, Fremder«, sprach der Mumienfürst auf dem Thronsessel weiter. »Noch zweimal wird die Sonne auf- und wieder untergehen! Dann feiern wir Inti-Raimi, das Fest des Sonnengottes Punchao Inka!«
    Zamorra war als Parapsychologe erfahren genug, um zu wissen, daß der Mumienfürst nicht wirklich sprach. Was ihm so vorkam, war nichts anderes als Gedankenübertragung. Aus diesem Grunde öffnete Professor Zamorra auch nicht den Mund, sondern sprach die Antwort nur in Gedanken aus, hoffend, daß sein unheimlicher Partner ihn verstehen würde.
    »Ich weiß, was das bedeutet«, erwiderte Zamorra. »Punchao Inka sollen Mädchen geopfert werden!«
    Etliche Sekunden vergingen, ehe die Antwort Zamorras Hirn erreichte. »Ich sehe, daß du dich auskennst, Fremder! Und ich spüre, daß du mehr Macht besitzt als andere Menschen. Ich warne dich! Laß dich nicht dazu verleiten, diese Macht auszuspielen und sie auf die Probe zu stellen! Es könnte dein Tod sein!« Die Mumie lachte schaurig. Dann sprach sie weiter. »Du besitzt ein Amulett, Fremder! Ich sehe es auf deiner Brust! Paß auf! Du sollst wissen, daß meine Macht größer ist!«
    Kaum hatte der Mumienfürst ausgesprochen, da spürte Zamorra, daß sich das Amulett zu erhitzen begann. Als er an sich herunterblickte, sah er, daß es grünlich zu schimmern begann. Wie gebannt starrt er darauf. In seinem Kopf breitete sich Brennen aus, er hatte das Gefühl, als rotierten auf einmal Tausende glühender Nadeln in seinem Hirn.
    Plötzlich verschwand dieses Phänomen. Auch das Amulett erkaltete, der grünliche Schimmer verblaßte.
    Zamorra wollte schon aufatmen, doch da meldete sich der Mumienfürst erneut.
    »Verlaß die Berge, Fremder! Nur so kannst du dem sicheren Tod entgehen«, sagte er. »Erzürne Punchao Inka

Weitere Kostenlose Bücher