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0133 - Der Mumienfürst

0133 - Der Mumienfürst

Titel: 0133 - Der Mumienfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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nicht!«
    Das Bild verschwand. Zamorra starrte in den Nachthimmel, schüttelte den Kopf, sah, wie sich die Schnur von seinem physischen und von seinem astralen Körper löste, sich zusammenrollte, verschwand.
    »Chéri…!« Nicoles Stimme riß ihn jäh in die Gegenwart zurück. »Was war das eben?«
    Langsam stand Zamorra auf, drehte sich um, starrte Nicole an, deren Kopf in der Zeltöffnung zu sehen war.
    »Was soll gewesen sein, Nicole?« fragte er und wunderte sich, wie heiser seine Stimme klang.
    »Hast du es nicht gesehen?« wunderte sie sich. »Dieses scheußliche Mumiengesicht? Hast du den Kerl nicht reden hören, Chéri?«
    »Moment mal!« Er kam näher, schob sie zurück, folgte ihr ins Zelt. Nicole schaltete die Batterielampe ein. »Nicole, wovon redest du? Soll das heißen, daß du…?«
    Sie lachte leise, aber es klang nicht sehr lustig, dieses Lachen. »Ich hab’ mich auf deine Wellenlänge eingepegelt, Chéri«, meinte sie und ließ sich hintenüberfallen. »Du hast doch nicht etwa die Absicht, der Warnung Gehör zu schenken und zu verschwinden?«
    »Nun mal langsam und der Reihe nach, Nicole!« Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich habe gedacht, du schliefest! Statt dessen…«
    Sie unterbrach ihn.
    »Ich konnte mir denken, was du vorhattest, mein Lieber! Und da ich die gelehrige Schülerin eines großen Meisters bin, habe ich eben versucht, es ihm gleichzutun! Das ist alles!«
    Er hob die Hand, drohte ihr mit dem Zeigefinger. »Tu das nicht wieder, Nicole! So was ist anstrengend, wie du weißt. Physisch wie psychisch! Und wenn sich eine schöne Frau zu sehr anstrengt, geht sie mit Falten schwanger!«
    »Wie war das?« Nicole sah ihn verblüfft an.
    Zamorra grinste.
    »Ich wollte sagen, zarte, glatte Haut wird leicht faltig, wenn sich ihre Besitzerin anstrengt. Und ich mag nun mal keine Frau mit Runzeln im Gesicht.« Er wurde jäh ernst. »Bien, Nicole. Du hast also meinen Dialog mit diesem alten Inka-Priester verfolgt. Das bedeutet, daß er weiß, wer bei mir ist: eine junge, hübsche Frau. Ergo: Vorsicht! Der Sonnengott liebt junge hübsche Mädchen! Vor allem ihr Blut! Reg dich nicht auf«, winkte er ab, als sich auf Nicoles schmalem, rassigem Gesicht Entsetzen abzeichnete, »heute nacht geschieht nichts mehr. Zwei Tage und zwei Nächte… Du hast es gehört, Chérie! Das bedeutet, daß du nach Urubamba zurückkehren kannst. In die Obhut unseres Freundes Ruiz!«
    »Was?« empörte sie sich. »Ich soll zurück und dich allein lassen? Kommt nicht in Frage, mein Lieber!«
    Zamorra schnitt eine Grimasse. »Dachte ich mir. Und ich gehe ganz bestimmt nicht fehl, wenn ich annehme, daß es dabei weniger um mich als um deine Neugierde geht, mein Schatz! D’accord… Wie du willst! Bleiben wir also zusammen! Aber beklag dich nachher nicht. Es wird nämlich ganz schön haarig werden! Diese Mumie… Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich sie nennen soll. Es gibt nämlich zwei Möglichkeiten.«
    Nicole Duvals Gesicht war ein einziges Fragezeichen. »Wie soll ich das verstehen? Soll das heißen, daß du weißt, wer…?«
    Eine Handbewegung Zamorras ließ sie verstummen.
    »Ja. Es kommen nur zwei Männer in Frage. Zwei Oberste Priester: Topa Inka oder Pachachuti. Von beiden ist überliefert, daß sie jeder auf seine ganz persönliche Weise grausam waren. Nette Aussichten, hm?!«
    Nicole Duval hatte genug gehört und wechselte das Thema.
    »Lassen wir sie für heute nacht, Chéri! Ich weiß etwas viel Besseres, als sich über die alten Priester zu unterhalten! Ahnst du schon, worauf ich hinaus will?«
    Zamorra deutete auf die breite Luftmatratze. »Dazu braucht man keine hellseherische Begabung. Zumal dann nicht, wenn man Nicole Duval so gut kennt wie ich!«
    Über ihr Gesicht huschte ein erwartungsvolles Leuchten.
    »Worauf wartest du dann noch?« gurrte sie. »Komm und wärme mich, Chéri! Darauf warte ich schon die ganze Zeit.«
    Professor Zamorra seufzte.
    »Ich sehe schon, du läßt mir keine andere Wahl, Nicole! Aber wieso wundere ich mich eigentlich? Schließlich weiß ich doch, daß du keine Gelegenheit ausläßt, wenn es um die Liebe geht!«
    Nicole antwortete nicht. Zumindest sagte sie nichts. Der Blick ihrer großen Augen, über die sich plötzlich ein Schleier gelegt hatte, war schließlich auch eine Antwort. Eine verheißungsvolle. Und eine Lockung, der sich Zamorra nicht entziehen konnte.
    Er sah nur noch, daß Nicole zur Lampe griff, sie ausschaltete. Dann vernahm er leises Rascheln, und als er

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