0133 - Dr. Tods Horror-Insel
die Mordliga vielleicht sprengen konnten. Denn wenn sich außer Mark Brennan keine anderen Geiseln auf der Insel befanden, würde ich das Signal zum Angriff geben, falls er mir gelingen sollte, Brennan zu befreien.
Die Zeit verstrich. Längst war die erste Bohrinsel hinter uns verschwunden. Weit vorn verschmolz das Grau des Meeres mit dem Grüngrau des Wassers.
Dort irgendwo mußte unser Ziel liegen.
In mir stieg die Spannung. Es war wirklich eine verdammt harte Sache, die mir bevorstand. Kein Wunder, wenn man da nervös wurde, denn auch ich bin nur ein Mensch. Und ich hatte schon Niederlagen einstecken müssen. Zuletzt gegen Mr. Mondo, der es tatsächlich schaffte, mich durch eine Injektion in einen Werwolf zu verwandeln. Eines meiner schrecklichsten Abenteuer.
»Die Insel«, sagte der Pilot.
Ich war in den letzten Minuten mit meinen Gedanken beschäftigt gewesen und hatte nicht auf das Meer geschaut. Nun jedoch blickte ich hinunter.
Ich sah sie, und ich sah sie doch nicht. Denn dort, wo die Insel liegen mußte, hatte sich der Dunst verdichtet.
Nein, das war auch kein Dunst, sondern Nebel.
Der Todesnebel…
Das sagte ich auch Gordon Granada. »Umfliegen Sie die Insel lieber«, warnte ich. »Auf keinen Fall in den Nebel hinein.«
Er lächelte spöttisch. »Haben Sie vielleicht Angst, daß ich gegen den Bohrturm fliege?«
»Nein.«
»Warum soll ich den Nebel meiden?«
»Weil es besser ist, zum Henker.«
»Okay, okay, ich hätte die Insel sowieso umflogen.« Er zog die Maschine höher, damit sie in den Wolken verschwand. Dann mußte er wieder tiefer gehen, denn in den Wolken konnten wir überhaupt nichts mehr sehen.
Wir kamen aus südlicher Richtung. Irgendwie wirkte die Bohrinsel geisterhaft, und das nicht nur wegen des Nebels, sondern weil auch keine Lichter brannten. Bei den herrschenden Sichtverhältnissen waren die Inseln normalerweise beleuchtet, diese nicht.
Und das wunderte mich, denn damit lief Dr. Tod Gefahr, aufzufallen, doch das schien ihm nichts auszumachen. Ich fragte mich nur, was er auf dieser Insel wollte.
»Soll ich näher ran?« rief der Pilot. Ich nickte.
»Aber überfliegen, nicht?« Er grinste.
»Ja. Und geben Sie acht, daß Sie nicht in den Nebel geraten«, warnte ich ihn noch einmal.
Gordon Granada nahm die Sache viel zu wenig ernst. Aber wie hätte ich ihm auch begreiflich machen sollen, daß dieser über der Bohrinsel liegende Nebel gefährlich war?
Ich konzentrierte mich.
Von der Insel selbst war kaum etwas zu sehen. Der Nebel hüllte sie wie ein riesiger Wattebausch ein. Schemenhaft nur erkannte ich gewaltige Stahlträger oder Plattformen.
Wir flogen an.
Schräg rauschte der Hubschrauber auf die Bohrinsel zu. Die Nebelwolke wurde immer größer, gewaltiger, mein Herz klopfte schneller. War der Kerl denn wahnsinnig? Wollte er trotz aller Warnungen in den Nebel hineinrasen?
»Geben Sie acht!« brüllte ich.
Da zog er den Hubschrauber hoch. So steil und so schnell, daß sich mir fast der Magen umdrehte. Wir flogen über die Insel hinweg, ließen den Nebel unter uns.
Oder?
Ich peilte durch die Sichtscheibe und sah plötzlich, wie der Nebel förmlich explodierte. Eine dicke Wolke puffte auf, spritzte und schleuderte nach allen Seiten, und wie gewaltige Arme näherten sich zwei graue Schemen unserem Hubschrauber.
Gefahr!
Ich war sicher, daß der Hubschrauber uns nicht schützen würde, wenn der Todesnebel angriff.
»Weg!« brüllte ich.
»Was?«
Verdammt, zu spät!
Plötzlich sah ich die kreisenden, rotierenden Schleier dicht vor der Sichtscheibe, und ich wußte, daß der Todesnebel uns eingeholt hatte.
Jetzt sanken die Chancen rapide.
Hastig tastete ich nach meinem Kreuz, holte es unter dem Pullover hervor und versuchte, die in das Innere des Hubschraubers eindringenden Schwaden abzuwehren.
Zu spät.
Sie waren schon da.
Wie gierige Finger kamen sie. Ich spürte den Anprall des Bösen fast wie einen körperlichen Schlag. Sie wollten meinen Geist beherrschen, doch das Kreuz gestaltete sich als eine zu große Barriere.
Dafür fanden sie ein anderes Opfer.
Gordon Granada.
Er war dem verdammten Nebel hilflos ausgeliefert. Plötzlich hatten ihn die grauweißen Arme umfangen, sie krochen über seinen Körper, sein Gesicht und…
Der Pilot schrie.
Er spürte den Horror, denn was jetzt kam, war der nackte Alptraum, das Grauen schlechthin.
Granada versteinerte nicht, sondern wurde zum Skelett. Seine Haut löste sich auf.
Ich wollte ihm helfen, wollte das Kreuz
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