0133 - Schiffe, Schätze, scharfe Schüsse
sich durch den Puder auf ihrer Stirn.
»Sagen wir, es sind einige Unregelmäßigkeiten im Home of Peace vorgekommen, für die sich die Polizei interessiert.«
»Aber das ist doch ausgeschlossen«, schimpfte sie zornig. Ihre Stimme war zu schwach für solche Ausbrüche und überschlug sich. »Das hätte mir Mr. Frost doch sofort mitgeteilt!«
»Ich wusste doch, dass Ihr Gedächtnis gut ist«, erwiderte ihr Phil. »Mr. Frost heißt also der Mann, der das Home of Peace verwaltet.«
Sie nickte stumm.
»Seine Adresse werden Sie uns gleich noch aufnotieren.«
Phil hielt ihr einen Zettel hin. Sie schrieb, und ihre Hand zitterte.
»Warum wollten Sie den Namen Mr. Frosts verheimlichen?«, schaltete ich mich ein.
»Ich wollte gar nicht. Er fiel mir nicht ein.«
Sie log, das hätte selbst ein Blinder gesehen.
»Es war eine der Bedingungen, die Sie eingehen mussten! Geben Sie es zu?«
Ich wusste nicht ganz, worauf Phil hinauswollte, aber Mrs. Winthrop schien es zu ahnen. Sie schwieg.
»Sie waren nicht öfters als einmal im Jahr im Home of Peace, und dann immer nur, wenn Pressefotografen dort waren?«
Mrs. Winthrop nickte kurz und sah auf das Bild, das Phil aus dem Stapel Einladungen. Berichten und Listen hervorgezogen hatte.
»Wohltätigkeit ist eine schöne, aber teure Angelegenheit«, fuhr Phil fort »Aber sie verschafft einer allein stehenden, älteren Dame ein enormes Ansehen, das sie sich sonst nie erwerben könnte.«
Bei den Worten »allein stehend« und »älter« war Mrs. Winthrop zusammengezuckt wie von der Peitsche getroffen.
»Sie haben dieses Ansehen gewonnen, Mrs. Winthrop. Das muss Sie ein Vermögen gekostet haben. Ich möchte wissen, woher Sie das Geld hatten?«
Sie sah nach rechts, sah nach links und versuchte einen letzten Ausweg.
»Ich habe meinen letzten Cent dafür geopfert.«
Selbst ich erschrak über den Ton, in dem Phil jetzt redete.
»Geben Sie doch zu, dass Sie sich mit Ihrer Stiftung kläglich übernommen haben. Sie hatten einen großen Plan, und noch ehe die Geschichte richtig lief, war kein Cent mehr da. Sie mussten entweder aufgeben, Ihr Geld und Ihr Ansehen verlieren, oder…«
Phil stand ganz dicht vor ihr. Sie beugte sich zurück, als erwarte sie einen tödlichen Angriff.
»Wie hieß der Mann, der Ihnen das Geld gab?«
Sie sagte nichts. Ihre Lippen versuchten ein Wort zu formen und gaben es wieder auf.
»Der alte Mr. Driggs kann nicht mehr reden. Aber seine Bücher und Kontenauszüge geben heute noch über jeden Cent Auskunft.«
Das war gelogen, aber es verfehlte nicht seine Wirkung.
Mrs. Winthrop schluckte.
»Es war Mr. Driggs. Er hat bis heute jede Rechnung bezahlt, die aus dem Home of Peace kam.«
Sie sjarafch, als gestände sie einen Mord. Sie tat mir Leid. Etwas war in ihr zerbrochen. Der Glaube an eine vermeintliche Lebensaufgabe, an ihre gesellschaftliche Stellung.
»Was ist denn geschehen, um Gottes willen?«, fragte sie und blickte uns verzweifelt an.
»Ach, nichts Bedeutendes«, meinte Phil nur.
Wir standen schon wieder in der-Tür, die Adresse Mr. Frosts in der Hand. Wir konnten ihr jetzt nicht auch noch sagen, was in ihrem Home of Peace vorgefallen war. Sie würde es noch rechtzeitig aus den Zeitungen erfahren.
Wir ließen Mrs. Dalia Winthrop allein mit ihren Pekinesen-Hunden und ihrem wohltätigen, angebrochenen Herzen.
»Alle Achtung!«, sagte ich anerkennend zu Phil, als wir meinen Wagen bestiegen. »Wie bist du denn hinter die Geschichte gekommen?«
Phil zuckte lächelnd die Achseln.
»War nichts weiter als ein Versuch. Zufällig hatte ich damit recht. Keine schlechte Idee, sich eine dieser Wichtigtuerinnen zu suchen, damit sie der Sache einen ehrlichen Namen gibt Hätten wir es ihr nicht auf den Kopf zugesagt, sie hätte niemals verraten, wer Herr des Home of Peace ist, wer das Geld für den Betrieb des Sanatoriums auf den Tisch legt. Denn mit dem bekannt werden verliert sie ihren Ruf als wohltätige ältere Dame, ihre gesellschaftliche Stellung und wer weiß was noch alles.«
Ich nickte. Mir kam eine Idee.
»Phil, vielleicht hing der Anruf Steiners mit dem alten Driggs zusammen?«
Phil sah mich mitleidig an.
»Der alte Driggs ist doch seit zwei Jahren tot. Ordentlich gestorben, mit Krankenhaus, längerem Leiden und einer Krankheit, über die Gangster keine Macht besitzen. Vielleicht wäre es ihnen sogar lieber gewesen, wenn er länger gelebt hätte.«
Wir fuhren zum Distriktsbüro zurück.
Der Anruf Steiners, mit dem unser Abenteuer
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