0134 - In den Klauen der Mafia
schaltete mit dem Blitztempo, das von einem G-man erwartet werden kann.
Er hatte den Telefonhörer schon in der Hand. »An Fahrbereitschaft: Zehn Wagen abfahrbereit stellen! An Labor: Sofort alle Feuerwerker und Sprengstoff-Spezialisten zu Hause anrufen und aus den Betten holen! Werden in zwei oder drei Minuten per Streife zu Hause abgeholt.«
Er warf den Hörer zurück auf die Gabel, sprang auf und trat an den großen Stadtplan, der hinter seinem Schreibtisch an der Wand hing. Während er mir einen Rotstift in die Hand drückte, sagte er hastig: »Los, Cotton! Zeichnen Sie die Stellen ein! Verdammt, beeilen Sie sich doch!«
Ich malte schnell Kreuzchen an sämtliche Stellen, wo der Lastwagen gehalten hatte. Es ging der Reihe nach: Pier am Hudson, Triborough Bridge, Harlem Houses, östliches Ende der 96sten Straße, der 34sten Straße, Gabelung Broadway Fifth Avenue und Ecke South und Wall Street.
»Das sind alle«, sagte ich. »In der unmittelbaren Nähe dieser Stellen müssen Kisten stehen mit der Aufschrift: Stehenlassen! Baumaterial des Stadtbauamtes! Das sind die Sprengstoffkisten.«
Der Chef vom Dienst wollte wieder zum Telefon greifen, als es klingelte.
»Was ist los?«, fragte er barsch, als er den Hörer am Ohr hatte.
Er lauschte einen Augenblick, dann ließ er den Hörer halb sinken und sagte ernst: »Explosionen bei den Harlem Houses und Gabelung Broadway Fifth Avenue soeben von der Stadtpolizei gemeldet.«
Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen.
»Dann hat’s keinen Zweck mehr«, seufzte ich erledigt. »Dann haben sie Zeitzünder eingebaut und alle auf die gleiche Zeit eingestellt.«
»Aber die Explosion am Pier…«, wollte der Chef vom Dienst sagen.
Ich unterbrach ihn mitten im Satz: »War ein technischer Versager und explodierte zu früh. Passen Sie auf! Da melden sie schon die nächsten!«
Ich hatte recht. Das erneute Klingeln des Telefons brachte die Meldung von der Explosion an der Ecke der 34sten. Innerhalb von weiteren vier Minuten wurden die erfolgten Explosionen der übrigen Stellen gemeldet. Sie waren alle zur gleichen Zeit erfolgt, nur hatte es unterschiedlich lange gedauert, bis die zuständigen Revierpolizisten das Hauptquartier der Stadtpolizei verständigten, von wo die Meldungen sofort an uns weitergeleitet wurden.
Wir konnten nur noch an den Untersuchungen der Ursachen teilnehmen. Alle unsere Feuerwerker und Sprengstoff-Experten wurden nun doch noch aus den Betten geholt und an die Explosionsstellen gebracht, wo sie unverzüglich in Gemeinschaft mit den Experten der Stadtpolizei ihre Arbeit aufnahmen.
Es war halb drei, als ich unser Office wieder betrat. Phil und McMallone saßen noch immer auf ihren Stühlen. Phil wusste offenbar schon Bescheid, denn er empfing mich mit den Worten: »Das wird die Holder-Gang bezahlen! So wahr ich Phil Decker heiße! Dafür werden die Halunken bezahlen!«
***
Wir sprachen noch kurz mit McMallone, der eigentlich nur gekommen war, weil er erfahren wollte, was es denn mit dem Pier auf sich hätte, um dessen Beobachtung ich die Coast Guard gebeten hatte. Er versprach, nachdem ich ihm die Zusammenhänge klargemacht hatte, dass er die Beobachtung des Piers von der Flussseite her wieder abblasen würde.
Es mochte vielleicht eine Viertelstunde vor drei Uhr früh sein, als Mr. High in seinem Arbeitszimmer eintraf und uns zu einer Besprechung bat. Natürlich war der Chef von der Explosionswelle benachrichtigt worden. Ich erstattete meinen Bericht.
»Sie trifft kein Vorwurf, Jerry«, sagte der Chef anschließend. »Kein Mensch konnte voraussehen, was diese verrückte Fahrt des Lastwagens zu bedeuten hatte. Die Presse wird sich wieder einmal in Vorwürfen gegenseitig übertreffen. Wir müssen alles tun, was überhaupt nur getan werden kann, damit diese Geschichte innerhalb von vierundzwanzig Stunden beweiskräftig an den Richter abgegeben werden kann. Ich ordne den sofortigen Rückzug aller G-men an, die mit irgendwelchen Bewachungs- oder Beobachtungsaufgaben betraut sind. Wir werden sämtliche verfügbaren Leute einsetzen. Die Herkunft des Sprengstoffes, der Kisten, tausend Einzelheiten müssen ermittelt werden, damit wir vor Gericht die Holder-Gang mit einem völlig erdrückenden Beweismaterial niederschmettern können. Ich möchte, dass gerade in diesem Fall, der an Frechheit seinesgleichen sucht, die winzigste Kleinigkeit von uns unumstößlich bewiesen werden kann, auch wenn die Holder-Gang geschlossen wie ein Mann leugnen sollte.«
Der Chef
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