0134 - In den Klauen der Mafia
anderen. Mr. High sprach als erster. »Ihre Gedanken sind faszinierend, Jerry. Ich bin sehr geneigt, Ihnen recht zu geben.«
»An dieser Art, die ganze Geschichte so zu sehen, ist wirklich was dran«, brummte der Chef vom Dienst.
»Jerry hat recht«, stellte Phil lakonisch fest.
»Dann fällt die Bearbeitung der ganzen Sache in Ihr Gebiet, Jerry und Phil«, entschied der Chef. »Sie arbeiten am Fall Mafia. Ich gebe Ihnen hiermit Vollmacht, sämtliche verfügbaren G-men einzusetzen, wie Sie es für richtig und nötig halten. Bitte, beginnen Sie sofort mit Ihren Maßnahmen…«
***
Wir verbrachten fast eine Stunde damit, eine Unmenge Telefongespräche zu führen. Die Überwachung der uns als Mafiaverdächtig gemeldeten Banden, und Einzelpersonen wurden nicht etwa aufgehoben, sondern im Gegenteil verstärkt.
»Wir brauchen von sämtlichen Kollegen Berichte, die zur Beobachtung der Banden und Einzelpersonen unterwegs sind«, sagte ich. »Ich will von allen wissen, was die Betroffenen heute Nacht getan haben.«
»Einige können wir anrufen, sofern sie ihren nächtlichen Beobachtungsposten bei uns befreundeten Familien aufgeschlagen haben und vom Fenster her die Hauseingänge kontrollieren. Aber manche stehen in Toreinfahrten herum. Da können wir nicht anrufen.«
»Schick andere Kollegen hin zur Ablösung! Die Zurückgekommenen sollen uns sofort berichten.«
»Okay, Jerry.«
Während Phil sich um diese Seite der Sache kümmerte, hörte ich mir die von den Explosionsorten zurückgekommenen Sprengstoff-Experten an. Einzelne wertvolle Spuren, die sich aus dem Befund der Experten ergaben, wurden notiert und zur Bearbeitung an Kollegen weitergegeben. Das Meiste würde allerdings bis morgens warten müssen, denn beispielsweise konnte man die Herkunft des Sprengstoffes erst genauer untersuchen, wenn die entsprechenden Firmen ihre Bürostunden hatten. Aber alles in allem zeichnete sich doch eines schon.nach der ersten Besprechung mit den Experten ab. Es würde dem FBI nicht allzu schwer fallen, die genaue Herkunft des Sprengstoffes zu ermitteln.
Gegen vier Uhr war ich damit fertig und wandte mich einem Kollegen zu, der gerade unser Office betreten hatte.
»Na Ralph?«, fragte ich. »Was gibt es?«
»Ich war in dem Boarding-House, wo Ferari abgestiegen ist.«
Ich war mit meinen Gedanken woanders und fragte: »Welcher Ferari?«
»Der das Kind in der Bruckner Straße erschossen hat.«
»Bruckner Boulevard, bitte. Die Einwohner würden dich lynchen, wenn sie hörten, dass du ihren Boulevard als Straße beschimpfst!«
Ralph Kirkdonald grinste müde: »Meinetwegen. Jedenfalls ist Anders nicht im Boarding-House.«
Anders war der Kollege, der den freigesprochenen Mörder heute Nacht hatte beobachten sollen. Kirkdonald hatte Phil zu seiner Ablösung losgeschickt, damit wir von Anders einen Bericht bekommen konnten.
»Anders ist nicht im Boarding House?«, wiederholte ich gedehnt. »Auch nicht in der Nähe?«
»No. Ich habe alles abgesucht. Viermal bin ich um den Block gegangen.«
Das konnte nur bedeuten, dass der Kindesmörder Ferari das Boarding-House wieder verlassen hatte und dass Anders ihm befehlsgemäß gefolgt war. Das aber bedeutete wiederum, dass jenes Zimmer im Augenblick leer sein musste, in dem Ferari den Anfang des Abends verbracht hatte.
Ich erinnerte mich genau, dass Ferari bei seiner ersten Aussage im FBI-Districtgebäude unseren Vernehmungsbeamten eine andere Wohnung als die im Boarding-House angegeben hatte. Diese andere Wohnung war von unseren Leuten durchsucht worden, trotzdem hatten wir die Mordwaffe, mit der er Tonio Castrello erschossen hatte, in der Wohnung nicht gefunden. Sollte er von Anfang an zwei Wohnungen unterhalten haben?
Ich dachte eine Weile darüber nach, dann stand ich auf und verständigte Phil kurz von meiner Absicht.
»Kommen Sie, Agent Kirkdonald. Wir machen einen Ausflug!«, sagte ich grinsend.
Ralph hieb mir auf die Schulter.
»Bitte, nach dir, du Unermüdlicher!«
Mit meinem Jaguar fuhren wir zum Boarding-House. Es war eine jener Buden, wo man Zimmer sogar stundenweise mieten konnte. Es hatte Tag und Nacht geöffnet.
Wir stellten uns an die Theke. Absichtlich hatten wir beide den Hut so tief in die Stirn gezogen und den Mantelkragen so hochgestellt, dass von unseren Gesichtem nicht viel mehr als die Nasenspitzen zu sehen waren.
Mit einem herrischen Wink mit dem Kopf dirigierte ich den Besitzer der verkommenen Bude in eine stille Ecke.
»Welches Zimmer hat Ferari?«,
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