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0135 - Der Rummelplatz-Boß

0135 - Der Rummelplatz-Boß

Titel: 0135 - Der Rummelplatz-Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rummelplatz-Boß
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Eisentreppe vor dem Atelier knallten Stiefeltritte. Drei Polizisten der Jersey-Polizei kamen herein. Einer von ihnen kannte mich und salutierte.
    »Wir müssen diesen Mann festnehmen«, meldete er und zeigte auf Chywer.
    »Sie können ihn haben«, antwortete ich. »Wohin bringen Sie ihn?«
    »Mr. Decker von FBI — New York hat das Polizeihayptquartier New Jersey als Sammelpunkt bestimmt.«
    »Okay«, meinte ich. »Sehen wir uns die Sammlung mal an.«
    ***
    Da kein Gedanke daran war, daß die Untersuchungsgefängniszellen die Masse der Leute fassen konnte, die heute aus dem Bett geholt worden waren und noch wurden, hatte Phil sie in der Turnhalle des Hauptquartier bringen lassen. Ein Dutzend Polizisten standen an den Wänden und paßten auf, daß es keine Reibereien und keine Ausbruchsversuche gab.
    Ich ging langsam durch die Halle, in der schon rund siebzig Menschen, Männer und Frauen, versammelt waren. Bonaros Party allein hatte ja fast dreißig Leute erbracht. Immer noch fuhren Streifenwagen vor und lieferten ein oder zwei Verhaftete ab. Ein Polizist am Eingang notierte die Namen und gab den Zettel sofort hinauf in das Büro, das Phil als Hauptquartier benutzte. Phil hatte aus New York ein Dutzend G-men als Vernehmungsbeamte mitgebracht. Laufend wurden in der Turnhalle Namen aufgerufen, und die Träger wurden von einem Cop zur Vernehmung gebracht. Je nachdem, was die Vernehmung ergab, kamen sie anschließend in eine Zelle des Untersuchungsgefängnisses; oder sie wurden nach Hause geschickt.
    In der Halle herrschte ein Krach wie auf einem Pferdemarkt. Nicht wenige der Festgenommenen tobten, fluchten, schimpften und drohten mit Beschwerden, einem angeblich bekannten Senator und dem Teufel in der Hölle. Andere wiederum hatten sich einfach auf irgendein Turngerät gelegt und versuchten zu schlafen. Vor allen Dingen die Gesellschaft aus Bonaros Wohnung lag ermattet in den Ecken herum.
    Ich erwischte einen vor Aufregung zitternden Mann, der im Begriff war, ein Papierbriefchen auseinanderzufalten und den Inhalt aufzuschnupfen. Ich nahm ihm das Briefchen weg. Er starrte mich an. Im nächsten Augenblick heulte er auf und stürzte sich auf mich. Ich packte seine Arme und hielt ihn fest. Er trat um sich und bekam Schaum vor den Mund. Zwei Cops eilten herbei und hatten alle Mühe, den Mann zu bändigen.
    »Rauschgift-Kollaps«, sagte ich zu einem Kriminalbeamten in Zivil. »Sie werden hier noch ihr blaues Wunder erleben. Sorgen Sie für zwei oder drei Ärzte und eine Anzahl Zwangsjacken. Die Docs werden den schlimmsten unter den Süchtigen eine Beruhigungsspritze geben müssen. Wer einmal dem Zeug verfallen ist, ist fähig, sich umzubringen, wenn er nichts davon bekommen kann.«
    Ich ging in das Büro, das Phil beschlagnahmt hatte. Er saß in Hemdsärmeln hinter dem Schreibtisch und arbeitete wie ein Berserker.
    »Richter Fisher hat mir Blanko-Haftbefehle gegeben«, knurrte er, während er Formulare ausfüllte. »Ich brauche nur die Namen einzusetzen.«
    »Wieviel Leute willst du noch verhaften?«
    »Keine Ahnung. Ich fürchte, es werden ein paar hundert werden. Die Vernehmung der Süchtigen liefert uns immer neue Namen. Entweder nennen sie uns Händler, die wir noch nicht erkennen, oder Bekannte und Freunde, die ebenfalls süchtig sind.«
    In Phils Büro war ein Betrieb wie in einem Kaufhaus um die Weihnachtszeit. Ununterbrochen kam irgendwer herein, der irgend etwas wollte. Die Protokolle der Vernehmungen flatterten auf den Schreibtisch wie Schnee.
    Ich zog mir die Jacke aus und zog mir einen Stuhl an den Tisch.
    »Haben Sie eine Kantine?« fragte ich einen Cop, der gerade einen Zettel mit den Namen Eingelieferter brachte.
    Er bejahte. Ich gab ihm den Auftrag, eine große Kanne starken Mokkas zu besorgen.
    Werden Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sage, daß Phil und ich volle achtundvierzig Stunden in diesem Büro zubrachten? In diesen achtundvietzig Stunden schlief jeder von uns vielleicht fünf oder sechs auf einer Couch, die in einer Ecke stand, und sobald ich mich darauf ausgestreckt hatte, schlief ich, ohne das geringste von dem Türenschlagen, Schreibmaschinengeknatter und’ Telefonklingeln zu hören, das ständig den Raum erfüllte. Übrigens erging es kaum jemand besser, weder den Vernehmungsbeamten, noch den Stenotypistinnen, die die Protokolle hämmerten, noch den Polizisten, die ununterbrochen mit Verhafteten unterwegs waren, noch den Ärzten, die immer mehr damit zu tun hatten, die Süchtigen zur Ruhe zu

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