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0136 - Clan der Vampire

0136 - Clan der Vampire

Titel: 0136 - Clan der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Nacht waren seine Bedürfnisse gestillt.
    Er warf noch einen kurzen Blick auf die Tote. In dieser Nacht würde sie nicht mehr zu ihrem neuen, unseligen Leben erwachen, das Fedor Braiinskij ihr verschafft hatte. Aber in der nächsten Nacht würde sie wieder erwachen, nun selbst ein Vampir, und…
    Er kehrte zurück zur Tür und hob den Aktenkoffer an. Er fühlte sich jetzt in der Wohnung sicher, würde erstmals die Unterlagen genauer studieren.
    Wenn der Tag kam, würde er die Fenster verdunkeln und sich verbergen. Vielleicht konnte er sogar aktiv bleiben.
    Denn er war kein normaler Vampir, der bei Tageslicht in absolute Starre verfällt. Solche Wesen, wie auch Gay Shatner jetzt eines war, waren für einen Einsatz des Geheimdienstes unbrauchbar. Fedor und seine Gefährten konnten unter bestimmten Bedingungen auch am Tage wach bleiben, mußten sich nur vor dem hellen Licht, vor der direkten Sonneneinstrahlung hüten. Und Fedor als Angehöriger der Schwarzen Familie, wenn auch kein vollwertiger Vampir-Dämon, besaß die Fähigkeit der Tages-Beweglichkeit in noch stärkerem Maße als seine Gefährten.
    Er legte den Koffer auf den niedrigen Tisch und öffnete ihn. Seine scharfen Augen nahmen die Folien und Beschriftungen darauf begierig auf. So entging ihm der Schatten, der plötzlich auf das Fenster zuraste.
    Die Scheibe zerklirrte!
    Da flog Fedors Kopf herum. Entgeistert sah der Vampir, wie eine Gestalt hereinjagte! Eine menschliche Gestalt, die ihre Flughäute angelegt hatte, um durch das Fenster zu gelangen! Elegant rollte sie sich auf dem Teppichboden ab, kam federnd wieder hoch, und da erkannte er, daß es sich um eine Frau handelte.
    Sie breitete blitzschnell ihre fledermausartigen Schwingen aus. Eine schnellte vor bis zu Fedor und schmetterte ihn von dem Stuhl, auf dem er sich niedergelassen hatte. Überrascht kam er wieder hoch. Was war das für ein Geschöpf?
    Er sah ihre Vampirzähne!
    Eine weitere Vampirin? Doch sie gehörte nicht zu seiner Begleitung. Sie mußte fremd sein. Eine Einheimische vielleicht, in deren Revier er notgedrungen vorgestoßen war? Doch irgendwie kamen ihm ihre Gesichtszüge bekannt vor, als habe er sie schon einmal gesehen…
    »Tanja Semjonowa!« stieß er hervor. »Du bist Agentin Semjonowa!«
    Aber damals war sie noch keine Vampirin gewesen…!
    Sie starrte ihn an, sah zu der verkrümmten, blassen Gestalt am Boden. »Du hast sie ermordet«, murmelte sie.
    Er war verwirrt. »Ich trank ihr Blut«, sagte er. »Natürlich!«
    »Blut…«
    Sie sprach es aus, als handele es sich nicht um das Lebenselixier der Vampire, sondern um eine abstoßende Flüssigkeit. Er verstand das nicht. Sie…
    Sie kam auf ihn zu. Flughäute schrumpften, bildeten sich zurück. »Die Unterlagen«, forderte sie. »Gib sie mir!«
    Sein hagerer Körper straffte sich. »Warum? Hat die Zentrale dich geschickt? Will man mich kaltstellen? Ich denke nicht daran! Ich werde sie persönlich abliefern und…«
    Ihre Stimme klang kalt und tödlich.
    »Du mißverstehst mich«, sagte sie. »Ich arbeite nicht mehr für den KGB.«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Das kann nicht sein, du…« Blitzschnell begriff er, daß er sie töten mußte. Aber wie tötet ein Vampir den anderen? Er konnte sie nicht mehr mit dem magischen Keim infizieren, denn sie war bereits ein Geschöpf der Nacht. Er sah es und spürte es deutlich. Und ein Kreuz? Er würde es nicht berühren können.
    Er mußte sie pfählen!
    Doch womit?
    Sein Blick fiel auf den hölzernen Stuhl. Blitzschnell bückte er sich, riß ihn hoch und zerschmetterte ihn auf der Tischplatte. Dann hielt er ein Stuhlbein drohend in der Hand.
    Sie lachte!
    »Du willst mich töten, Towarischtsch?« stieß sie hervor. »Versuche es, wenn du kannst!«
    Er stieß mit dem Holz zu. Blitzschnell wich sie aus und versetzte ihm einen harten Schlag. Benommen brach er zusammen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er die Benommenheit abgeschüttelt hatte. Zeit genug für Tanja, das Zimmer zu verlassen. Sie ertastete einen ganz bestimmten Impuls, dem sie nachging.
    Fedor Braiinskij raffte sich wieder auf, hetzte ihr nach. Sie hatte das Nebenzimmer erreicht. Mit einem Sprung war sie an der Wand, riß das Ding vom Haken, dessen Impulse sie gespürt hatte.
    Fedor stoppte mitten im Sprung. Entgeistert fiel sein Blick auf das Ding, das sie in der Hand hielt und ihm entgegenstreckte.
    Ein Kruzifix!
    Ein gellender Schrei brach über seine Lippen. Er krümmte sich, vermochte den Anblick nicht zu ertragen.

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