0136 - Die Feuerhexe
über den Boden.
Lomax war ein hervorragender Reiter. Er schaffte es, sich in den Sattel zu schwingen, obwohl sich das Tier im Galopp befand. Weit beugte er sich über den Pferdehals, hämmerte dem Tier die Hacken in die Flanken, um es noch mehr anzuspornen.
Das Pferd befand sich in wilder Panik. Es vollführte regelrecht Bocksprünge auf und versuchte auch immer wieder, seinen Reiter abzuwerfen, doch Lomax klammerte sich eisern fest. Er gab nicht nach, und es gelang ihm auch, die Zügel zu packen und das Tier an die Kandare zu nehmen.
Schrill wieherte der Gaul auf, warf seinen Kopf zurück, aber dem eisernen Druck seines Reiters hatte er nichts entgegenzusetzen.
Lomax ritt in seiner Flucht nicht auf den normalen Wegen, sondern quer über das Land. Noch immer heulte und tobte der Sturm. Wie eine gigantische Faust fuhr er über das Land, rüttelte an den Bäumen und schüttelte die Zweige und Äste.
»Lauf!« brüllte Lomax in das Ohr des Tieres. »Verdammt, lauf, du alter Zosse!«
Er wollte weg. Nur weg aus dem unmittelbaren Bereich des Teufels. Dabei bedachte er nicht, daß der Satan ihn auch an jedem anderen Ort der Erde finden würde.
Weit ließ der Teufel ihn nicht kommen. Er hatte seiner Dienerin versprochen, sie zu rächen, und er hielt seinen Plan ein.
Urplötzlich erschien er.
In der Gestalt des Gehörnten.
Doch die war ins Riesenhafte vergrößert, reichte von der Erde bis hin zu den dunklen Wolken am Himmel. Feuerrot glühte das dreieckig geschnittene Gesicht mit den dünnen Lippen, den mörderischen Augen und den gebleckten Zähnen, die aussahen, als wären sie Stück für Stück erst nachher in das dunkle Zahnfleisch geschoben worden.
Sein Körper war der eines dunkel behaarten, immensen Ziegenbocks, und Lomax erschrak so sehr, daß er die Zügel fahren ließ.
Auch das Pferd war durch das plötzliche Auftauchen dieser riesigen Horrorgestalt irritiert.
Es scheute…
Und so kam es, wie es kommen mußte. Der Reiter wurde vom Pferd geschleudert, prallte zu Boden und blieb dort mit seltsam verdrehtem Kopf liegen.
Er hatte sich das Genick gebrochen.
Die Rache der blonden Hexe hatte die drei Männer sehr schnell erreicht. Der Satan aber verschwand wieder, und auch der Sturm legte sich. Alles sah völlig normal aus.
Am nächsten Tag fanden Reisende, die ihre Pferde an dem Bauernhof tränken wollten, die Toten. Das Reisig war völlig heruntergebrannt, die verkohlten Leichen lagen darunter.
Man identifizierte sie und auch den einen Hexenjäger. Doyle und Lomax wurden ebenfalls gefunden. Man gab ihnen kein christliches Begräbnis. Die Hohe Geistlichkeit wandte sich plötzlich ab. Die grausamen drei wurden verscharrt wie tote Hunde.
Und die Zeit hüllte den Mantel des Vergessens um die Hexenjäger…
***
Ich ließ das Buch sinken. Himmel, das Kapitel hatte mich gepackt.
Es war ungeheuer interessant geschrieben worden. Jetzt wußte ich auch die Namen.
Nick Savino.
Arthur Doyle.
Charles Lomax.
Drei Namen. Aber wer von ihnen war der tote Hypnotiseur? Das mußte herauszufinden sein.
Ich schnappte mir das Telefon, rief beim Yard an und hatte nach einigem Hin und Her den verantwortlichen Beamten am Apparat, der den Brand untersuchte.
Der Mann war noch nicht lange bei uns. »Ich hätte nur eine Frage, Kollege«, sagte ich. »Können Sie mir den richtigen Namen des Hypnotiseurs sagen?«
»Sie meinen den Geburtsnamen?«
»Genau den.«
»Augenblick.«
Ich wartete eine Minute. Dann rief der Kollege in die Muschel.
»Der Tote hieß mit bürgerlichem Namen Arthur Doyle.«
Da hatte ich ja schon einen. Ausgezeichnet. »Können Sie mir noch sagen, wo ich seine Assistentin finde?«
Er gab mir den Namen eines Krankenhauses durch, in dem sie mit einem Nervenzusammenbruch lag. Die Frau hieß Ariane Ferris.
Ich bedankte mich und legte auf.
Ich hatte eine Spur. Jetzt mußte ich nur noch herausfinden, ob es einen Nick Savino und einen Charles Lomax gab.
Adreßbücher lagen im Haus. Ich kramte sie hervor und suchte zuerst Savino.
Der Name war sogar fett gedruckt. Warum, das sah ich sofort. Savino betrieb eine Spedition. Zum Glück gab es nur einen Mann mit dem Vornamen Nick.
Bei Lomax hatte ich gleich viermal die Auswahl. Ich brauchte mich nur zu entscheiden. Das war allerdings leichter gesagt, als getan. Ich beschloß, mir erst einmal Savino anzuschauen.
Nick Savino! Verdammt, den Namen hatte ich schon irgendwo gehört. Aber wann? Und in welch einem Zusammenhang? Ich überlegte hin und her, kam
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