0136 - Die Feuerhexe
jedoch nicht darauf.
Bestimmt in keinem guten, da war ich mir sicher. Deshalb rief ich auch unsere Fahndungsabteilung an.
»Machst du Überstunden, Geisterjäger?« fragte mich der Kollege.
»Nein, ich sitze hier in der Wohnung und denke an euch von der Spätschicht.«
»Wie nett.«
»Nick Savino«, sagte ich. »Kannst du damit etwas anfangen, Les?«
Les pfiff durch die Zähne, was bei mir im Ohr teuflisch klang.
»Und ob, John.«
»Wieso?«
»Nick Savino wird verdächtigt, einer der großen Dealer zu sein. Reicht das?«
»Klar.«
»Aber was hast du mit ihm zu tun?«
»Bis jetzt noch nichts.«
»Dann will ich dir einen Rat geben, John. Sei vorsichtig. Savino ist ein mißtrauischer Hund, ein regelrechter Tiger. Und er hat eine gute Leibwache.«
»Danke für den Tip.«
»Sag mir, wenn du ihn hast.«
»Mach ich. Viel Spaß noch.«
Nun mußte ich nur noch herausfinden, welcher Lomax das war.
Wie gesagt, es standen vier zur Auswahl. Viermal der Vorname Charles. Auch die Berufe waren angegeben: Installateur, Fliesenleger, Kaufmann, Schauspieler. Ich hatte die freie Auswahl.
Wahrscheinlich hatte keiner von denen Ahnenforschung betrieben, vielleicht mußten wir alle vier unter Beobachtung nehmen.
Das konnte ich nicht allein, dazu brauchte ich Hilfe. Auf Suko, Bill Conolly und Jane Collins konnte ich immer zählen. Vielleicht fand ich auch noch einen Kollegen im Yard.
Mit dem Chinesen wollte ich zuerst reden. Der Weg war nicht weit. Nur ein paar Schritte nach links, dort bewohnte Suko mit seiner Freundin Shao ein Apartment.
Ich klingelte.
Shao öffnete. Sie sah bezaubernd aus in ihrem langen kimonoähnlichen Kleid. Die leichte Gehirnerschütterung aus dem letzten Fall hatte sie gut überstanden.
»Je später der Abend, um so überraschender die Gäste«, rief Suko aus dem Hintergrund. »Was führt dich zu mir, John?«
»Keine abendliche Unterhaltungsstunde«, sagte ich, begrüßte Shao mit einem Kuß auf die Wange und betrat die Wohnung.
»Ein neuer Fall«, folgerte mein chinesischer Partner goldrichtig.
»Genau.«
»Und?«
Ich ließ mich in einen Sessel fallen. »Das ist eine längere Geschichte.«
»Mit anderen Worten, du möchtest etwas trinken.«
»Richtig. Limonade, wenn ihr habt.«
»Damit sind wir reichlich eingedeckt.«
Bei einem Glas redete ich mit Suko über den Fall. Der Chinese hörte aufmerksam zu und drehte einen Bleistift in seinen Händen.
»Das wird eine harte Arbeit«, meinte er.
»Ja, vor allen Dingen dieser Savino.«
»Wann willst du hin?«
»Heute noch.«
»Ich bin dabei.« Suko stand auf. »Warte, ich ziehe mir nur schnell was über.«
»Moment, Moment. Ich muß noch einmal zurück und mir die Adressen aufschreiben.«
Ich lief die paar Schritte über den Flur in meine Wohnung und nahm schon den Brandgeruch wahr, als ich die Korridortür öffnete.
Verdammt auch.
Mit einigen Sätzen war ich im Wohnraum. Und dort sah ich das Buch. Oder vielmehr das, was davon übrig geblieben war.
Nur Asche…
***
Nick Savino hatte noch immer keine Lösung gefunden. Nach wie vor grübelte er. Zweimal hatte das Telefon geläutet. Anrufe seiner Leute. Es hatte sich um banale Dinge gehandelt, und Savino war fürchterlich wütend geworden, obwohl er sich, hätte die Lage anders ausgesehen, sehr wohl um die Anrufer gekümmert hätte.
Jetzt aber hatte er andere Sorgen.
Die Zeit verrann. Auch auf dem in der Nähe liegenden Verladepier wurde es ruhig. Die Arbeiter der Spätschicht gingen. Es wurde in der Nacht nicht durchgearbeitet.
Ein paar Notleuchten brannten. Ihre hellen Kugeln schwammen im aufsteigenden Dunst.
Nur noch bei Savino brannte Licht. Bisher hatte er sich nicht nach draußen getraut. Da würde ihm ebenso wenig eine Lösung einfallen wie hier.
Getrunken hatte er nicht mehr. Er wollte schließlich einen klaren Kopf behalten.
Immer wieder starrte er auf das Telefon. In den letzten Minuten war eine Idee durch seinen Schädel gezuckt. Und die nahm immer klarere Formen an.
Er dachte an Logan Costello!
Wie wäre es wohl, wenn er ihn anrief, den großen Boß, der alles unter seinen Fittichen hielt? Nick hatte Costello ein paarmal getroffen. Auf Parties und Veranstaltungen. Dort war der gut aussehende Costello der Salonlöwe vom Dienst gewesen. Er hatte sich sehr charmant gezeigt und sich nebenher noch als perfekter Plauderer entpuppt. Daß er der härteste Gangsterboß Londons war, hätte niemand für möglich gehalten.
Da klingelte das Telefon. Savino zuckte zusammen,
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