0136 - Die Feuerhexe
vorbei. Wenn Sie nicht freiwillig verschwinden, werfe ich Sie mit eigenen Händen hinaus. Das ist ein Versprechen, obwohl ich nicht gerade ein Freund körperlicher Gewalt bin.«
»Wie willst du das anstellen?« fragte Godwina spöttisch.
Der Regisseur löste seine Hand aus Maras Griff. »So, zum Beispiel«, sagte er und ging mit festen Schritten auf die spöttisch lächelnd dastehende Hexe zu.
»Nicht, Charles!« Maras Warnung kam zu spät, Lomax war nicht mehr zu stoppen.
Godwina ließ ihn kommen. Als er sich nur noch einen Schritt vor ihr befand, handelte sie.
Urplötzlich hob sie den rechten Arm, spreizte noch in der Bewegung die Finger, und fünf Blitze schossen hervor, die Charles wie ein Netzwerk umspannten.
Er schrie. Dabei beugte er seinen Körper durch. Wie in einem Käfig mit Strom kam er sich vor. Sein Körper wurde durchgeschüttelt, die Luft wurde ihm knapp, und langsam sank er in die Knie.
»Charly!« brüllte Mara.
Sie lief zu ihm, faßte ihn an und fuhr zurück. Dir Geliebter stand unter Strom, anders konnte sie den Schlag nicht erklären, den sie plötzlich bekommen hatte.
Mara taumelte zurück, sie mußte weiterhin mit ansehen, wie der Regisseur vor den Füßen der Hexe zusammensank, zu Boden fiel und liegenblieb.
Mara erschrak. »Ist er – ist er tot?« flüsterte sie.
Die Hexe lachte. »Glaubst du denn, daß ich es ihm so leicht mache, Mädchen?«
»Aber er…«
»Unsinn, Kindchen. Er soll leiden. So leiden, wie ich damals gelitten habe. Sein Ahnherr hat sich an mir vergangen, zusammen mit anderen. Das Böse aber wird mich rächen, denn nun habe ich den Schutz des Teufels. Meine Magie ist stärker.«
»Aber er hat Ihnen doch nichts getan!« schrie Mara, während Tränen über ihre Wangen liefen.
»Das Blut seiner Vorfahren fließt auch in seinen Adern. Die Lomax müssen ausgelöscht werden.« Sie deutete auf den Regisseur.
»Schau, wie er da liegt. Vorhin wollte er mich noch von der Bühne werfen. Nein, das schafft er nicht. Niemals. Ich bin stärker als ihr verdammten Menschen.«
Wahnsinn! Das ist Wahnsinn! schrie es in dem Mädchen. Ich träume. Lieber Gott, ich träume. Gib daß ich träume. Doch sie brauchte nur in die Augen der Hexe zu schauen, um zu wissen, daß es kein Traum, sondern harte Wirklichkeit war.
»Hast du noch einen letzten Wunsch?« fragte Godwina.
Mara schaute die blonde Hexe an. »Ja«, flüsterte sie, »ich habe einen.«
»Dann sprich.«
Mara raffte all ihren Mut zusammen. »Ich will, daß du in der Hölle schmorst, verdammte Hexe!«
Godwina war einen Moment lang über diese Bemerkung verwundert. Sie hätte dem Mädchen nicht soviel Mut zugetraut. Die Kleine war stärker als ein Mann. Der lag noch immer zu ihren Füßen und hatte sich von dem Schock nicht erholt.
So jedenfalls schien es.
Aber dem war nicht so. Dem Regisseur war es gelungen, die Hexe zu täuschen. Er spielte noch immer den Geschlagenen, in Wirklichkeit jedoch hatte er sich wieder gefangen. Nur brauchte das die Hexe nicht zu merken.
Charles Lomax lauerte auf eine Chance.
»In der Hölle!« kicherte die Hexe. »Weißt du überhaupt, wie es in der Hölle aussieht?«
»Nein, aber ich kann es mir vorstellen.«
»Gar nichts kannst du. Für dich wird die Hölle ein einziger Garten des Schreckens sein. Du wirst das Grauen erleben. Mich schreckt es nicht, denn ich komme aus der Hölle und habe den Teufel, den obersten Höllenfürsten, auf meiner Seite. O ja, er hat zahlreiche Günstlinge auf dieser Welt, das kannst du mir glauben. Viele Menschen reißen sich darum, an seiner Seite stehen zu können. Sie verkaufen ihm noch immer ihre Seelen, wie in den Jahren zuvor. Die alten Geschichten, Legenden und Märchen sind gar nicht so unwahr. Einiges stimmt schon mit der Wirklichkeit überein, die Geschichten von Hexen, Geistern und Teufeln. Aber warum erzähle ich dir das alles? Du sollst, und du wirst sterben. Vor deinem Geliebten noch. Er kann zusehen, wie du verbrennst, meine Liebe.«
Der Regisseur hatte jedes einzelne Wort verstanden. Es fiel ihm ungeheuer schwer, hier noch immer den Passiven zu spielen. Am liebsten wäre er aufgesprungen und der Hexe an den Kragen gegangen. Doch so einfach ging das nicht. Da mußte er sich ungeheuer in acht nehmen.
Er bekam einen Tritt in die Seite und stöhnte auf. Die Hexe hatte zugetreten.
»Schlappschwanz!« lachte sie. »Heutzutage seid ihr alle keine Männer mehr. Könnt nicht mehr kämpfen und ein Schwert führen. Alles Männliche ist euch
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