0136 - Die Feuerhexe
die Lichter erloschen.
Ruhe…
Aber nicht bei uns. Wir waren nervös. Laufend kamen über Walkie-talkie die Meldungen der beobachtenden Beamten. Sie waren durch die Bank negativ.
»Noch einen Kaffee?« fragte Suko.
»Nein.« Hastig winkte ich ab. »Hinterher gewöhne ich mich noch, an das Zeug.«
»Wir können ja Glenda anrufen.«
»Die kommt auch gerade noch.«
Suko grinste. »Für dich tut sie doch alles, oder sehe ich das so falsch?«
»Keine Ahnung.«
Dann erschrak ich, als das Telefon schrillte. Sofort hob ich ab.
Sir James Powells Stimme klang ruhig wie immer, obwohl er die brandheiße Nachricht verbreitete.
»Wir haben ihn, John. Es ist Charles Lomax, der Schauspieler und Regisseur aus dem Royal Garden Theater.«
»Das ist sicher?«
»Ja. Viel Erfolg.« Sir James legte auf.
Suko stand schon an der Tür. Vergessen war meine Müdigkeit.
Mit dem Lift jagten wir nach unten in die Garage, wo mein Bentley dicht am Ausgang stand. Bis zum Hyde Park war es eine weite Strecke zu fahren.
Wir mußten uns sputen.
Ich gab Gas und schoß die Auffahrt hoch. Godwina hieß die Hexe. Sie sollte sich wundern. Die Beamten hatten den ausdrücklichen Befehl bekommen, nicht einzugreifen, wir wollten nicht noch mehr Menschenleben aufs Spiel setzen.
Und ich fragte mich, ob die Hexe es diesmal schaffen würde oder ob sie mich wieder narrte…
***
Charles Lomax glaubte, sich verhört zu haben. Das konnte doch nicht wahr sein, was die Kleine ihm da erzählt hatte. Das war ganz einfach ein schlechter Witz.
»Was wollen Sie?« fragte er noch einmal, um sich genau zu vergewissern.
»Dich töten!«
»Das ist doch lächerlich«, erwiderte der Regisseur, als er sich gefangen hatte. »Warum solltest du mich umbringen? Es gibt keinen Grund dafür.«
Godwina lächelte, als sie erklärte: »Doch, es gibt einen.« Der Ausdruck in ihren Augen strafte das Lächeln Lügen. Sie funkelten vor brennendem Haß. Dieses Mädchen strömte eine unsagbare Kälte aus, die den Regisseur schaudern ließ. Es war jedoch keine normale winterliche Kälte, sondern die kam vom Gefühl her. Aus der Seele, falls diese Person überhaupt eine besaß.
Auch Mara hatte Angst. Sie zitterte und hatte Mühe, ein Klappern ihrer Zähne zu unterdrücken, denn sie spürte, daß diese Person nicht spaßte und es ihr blutiger Ernst war. Plötzlich sah sie die Dinge der nahen Vergangenheit in einem völlig anderen Licht.
Der Mordversuch, er hatte tatsächlich stattgefunden. Es war keine Täuschung gewesen, und wahrscheinlich steckte auch diese blonde Godwina dahinter.
»Laß uns gehen!« hauchte Mara. So leise die Worte auch gesprochen waren, Godwina hörte sie trotzdem.
»Nein, ihr kommt hier nicht weg. Ihr werdet alle beide sterben. Und dir, kleines Biest, muß es direkt ein Vergnügen bereiten, mit deinem Geliebten in den Tod zu gehen. Nicht wahr, Lomax, du betrügst deine Frau mit diesem Mädchen.«
»Was hat das damit zu tun? Willst du mich deshalb töten? Hat meine Frau dich geschickt?«
»Nein, mich schickt die Vergangenheit. Ihr habt euch nicht geändert in all den Jahren. Ihr seid die gleichen geblieben. Das stelle ich jetzt fest.«
»Ich verstehe das nicht.«
»Gut, Charles Lomax, ich werde es dir erklären. Einer deiner Ahnherren hat mich getötet. Er war dabei, als man mich vor Jahren auf den Scheiterhaufen stellte und ihn anzündete. Doch der Teufel gab mir die Kraft, weiterzuleben. Ich habe nichts vergessen, gar nichts. Und ich kassiere jetzt. Drei waren es. Zwei sind bereits gestorben. Doyle und Savino sind so verbrannt wie ich damals. Dir steht das gleiche Schicksal noch bevor. Hier in diesem Theater wirst du sterben, direkt auf der Bühne. Aber das ist kein Theater, sondern Wirklichkeit. Du und deine Geliebte, ihr sollt die gleichen Schmerzen erleiden wie ich. Ihr sollt winseln und schreien, das will ich.«
Der Regisseur glaubte immer noch daran, es mit einer Verrückten zu tun zu haben. »Gut«, sagte er. »Meinetwegen. Du kannst mich töten, aber laß Mara in Ruhe. Sie hat dir nichts getan. Sie ist unschuldig an allem.«
»Mitgehangen, mitgefangen, so heißt es doch bei euch. Auch sie wird in den Flammen umkommen, das verspreche ich, so wahr ich Godwina heiße.«
Charles Lomax hatte bisher zugehört und nur hin und wieder etwas gesagt. Jetzt hielt er es an der Zeit, diesem Mädchen zu zeigen, wer Herr im Hause ist.
»Hören Sie zu«, sagte er mit heiser klingender Stimme. »Bis jetzt habe ich Sie in Ruhe gelassen, aber das ist
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