0136 - Die Feuerhexe
abgegangen.« Sie wandte sich wieder Mara zu. »Verbrennen wirst du. Wie ich damals. So steht es in meinem persönlichen Buch der Rache.«
Mara konnte nichts sagen. Und seltsam, sie spürte nicht einmal die große Todesangst, über die sie soviel gelesen und gehört hatte.
Es war nichts da, nur eine Leere.
Die Hexe kam auf das Mädchen zu. Sie schritt dabei an dem auf dem Bühnenboden liegenden Regisseur vorbei.
Eiskalt wartete Charles Lomax ab. Er wußte selbst nicht, woher er den Mut nahm.
Noch einen Schritt ließ er die Hexe gehen.
Dann reagierte er.
Charles schnellte hoch und hieb beide Fäuste gegen die Hüfte der Hexe, die von diesem Schlag völlig überrascht wurde.
Sie konnte sich nicht mehr halten, kippte nach rechts weg, stolperte dabei noch über den Souffleurkasten und fiel von der Bühne.
Sie landete in der Gasse zwischen Bühne und Zuschauerraum.
Durch diesen wirklich simplen Trick hatte der Regisseur wertvolle Sekunden gewonnen.
Er sprang hoch!
»Komm!« schrie er und rannte auf die wie erstarrt dastehende Mara zu. »Wir müssen weg!«
Als Mara nicht so schnell reagierte, lief er einfach gegen sie und riß sie mit.
Das Girl wußte gar nicht, wie ihm geschah. Mara wurde kurzerhand mitgeschleift und stolperte neben dem Mann auf den dunklen Abdeckvorhang im Hintergrund der Bühne zu.
Beide wußten, daß die Zeit äußerst knapp war und daß ihnen eine Hetzjagd auf Leben und Tod bevorstand…
***
Auch uns saß die Zeit im Nacken.
Obwohl kaum Verkehr herrschte, waren die Ampeln nicht abgeschaltet worden.
Wir hatten manchmal Pech und mußten warten.
Ich hatte mich über das Theater informiert. Es gehörte nicht zu den großen, sondern vegetierte am Rande des Existenzminimums dahin. Von der Stadt London wurde es subventioniert. Mit der Auflage, auch die Stücke unbekannter Nachwuchskünstler zu bringen.
Ich selbst war noch nie in diesem Theater gewesen.
Suko hielt den Sprechfunk zur Zentrale aufrecht. Bis jetzt waren noch keine alarmierenden Meldungen eingetroffen, was uns wiederum Auftrieb gab.
Vielleicht packten wir es.
Wir fuhren jetzt über die breite Grosvanor Road. Rechts von uns lag das Gelände des Green Park. Dieser kleinere Park wurde nur von dem Hyde Park Corner von dem größeren getrennt.
Wenige Minuten später erreichten wir den Hyde Park Corner.
Wir fuhren in Richtung Park Lane und sahen das gewaltige Hilton Hotel.
Vor dem Hotel bogen wir ab.
Hertford Street.
Unser Ziel.
Hier irgendwo mußte das Theater sein.
Einige im Dunkeln liegende Geschäfte, Wohnungen, dazwischen ein einstöckiges Gebäude, mehr lang als hoch.
Das Theater! Wir atmeten auf.
Vor dem Bau befand sich ein kleiner Parkplatz. Einige Wagen standen dort. Als ich den Bentley herumschwenkte, wurde eine Autotür geöffnet, und ein Mann kam auf uns zu.
Es war ein Kollege.
Als ich die Tür aufstieß, vernahm ich seine Meldung. »Keine besonderen Vorkommnisse!«
Mir fiel ein kleiner Stein vom Herzen. »Kennen Sie sich hier aus?« fragte ich.
»Wieso?«
»Haben Sie sich das Gelände angesehen?« Ich deutete auf die Eingangstür aus Glas. »Dort möchte ich nicht gerade hineinspazieren.«
»Klar, Sir. Kommen Sie mit!«
Suko und ich schritten hinter dem Mann her. Er führte uns um das Gebäude herum zum Hinterausgang. Er lag in einer schmalen Stichstraße und war von einer Mauer umgeben. Ein Tor aus Eisen diente als Eingang. Es stand offen.
Als wir hindurchschritten, löste sich auf dem Hinterhof ein weiterer Beamter aus der Mauerdeckung. Er hatte den Kragen seines Mantel hochgestellt und winkte knapp.
»Alles ruhig«, meldete er.
Ich nickte. »Wie kommen wir in das Theater hinein?«
Er deutete zwischen zwei abgestellten Kulissen hindurch. »Dort befindet sich eine schmale Tür. Da ist auch der Mann herausgekommen, der mich gewarnt hatte.«
Wir waren mit wenigen Schritten an der Tür. Ich legte meine Hand auf die kalte Metallklinke.
Die Tür war offen.
Zu den Beamten gewandt, sagte ich: »Sie bleiben hier und geben uns Rückendeckung!«
Die Männer nickten.
Dann zog ich die Tür auf, und wir betraten das Royal Garden Theater…
***
Es kam den beiden Flüchtlingen zugute, daß sie die Räumlichkeiten des Theaters wie ihre Westentasche kannten. Sie wußten, wo sie sich verstecken konnten. Ob das aber reichte, der Hexe zu entkommen, war fraglich. Sie hatte gezeigt, zu welchen bösen Überraschungen sie fähig war und würde es den beiden auf keinen Fall leicht machen.
Als die Hexe sich
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