0136 - Die Feuerhexe
wieder auf der Bühne materialisiert hatte, war diese leer.
Godwina stieß eine Verwünschung aus. Sie sah aber noch, wie sich die Falten des Vorhangs bewegten.
Dort waren die beiden verschwunden!
Ein böses Lächeln umspielte die Lippen der Hexe, als sie auf den Vorhang zulief. Sie schlüpfte durch den Spalt und befand sich zwar noch auf der Bühne, aber sie sah bereits die Brandmauer.
Von beiden Seiten zweigten die Gassen ab. Eine führte in die kleine Inspizientenkammer.
Dort schaute Godwina zuerst nach.
Der Raum war leer. Sie sah nur die elektrische Anlage, die Knöpfe und Hebel, durch die Vorhang und Bühnenboden bewegt werden konnten.
Damit wußte die Hexe nichts anzufangen.
Sie machte kehrt und sah auch gleichzeitig den Fehler ein, der ihr unterlaufen war.
Sie hätte die beiden sofort töten und nicht so lange zögern sollen.
Jetzt mußte sie ihre Opfer erst suchen.
Und die befanden sich noch immer im Theater.
Die beiden hatten sich versteckt. Sie waren durch die zweite Gasse gelaufen, an die sich die kleine Requisitenkammer anschloß.
Von hier gab es auch einen Weg zum Schnürboden, wo auf langen Schienen die Scheinwerfer montiert waren und die Beleuchter ihre Plätze hatten.
Sie blieben erst einmal stehen. »Ich hätte den eisernen Vorhang herunterlassen sollen«, sagte Charles Lomax und atmete schwer.
»Das hat doch keinen Sinn. Die Hexe ist schneller. Sie – sie kann sich unsichtbar machen.«
»Stimmt auch wieder.« Charles schaute an der Eisenleiter hoch, die an der Decke durch eine Luke führte.
»Willst du auf den Schnürboden?« fragte das Girl erschreckt.
»Ja.«
»Und dann?«
»Vielleicht kann ich einen Scheinwerfer herunterwerfen und die Hexe damit erschlagen.«
»Aber wir müssen fliehen.«
»Und dann?«
»Wie?«
»Die Hexe wird uns finden. Wir können vor ihr nicht weglaufen. Die ist immer schneller.«
»Und wenn wir die Polizei anrufen?«
»Kannst du mir sagen, von wo?«
»Es gibt doch Telefone genug.«
»Dazu müßten wir wieder raus. Nein, ich bleibe bei meinem Plan. Ich klettere hoch.«
Mara klammerte sich an dem Mann fest. »Nein, bitte nicht, Charles. Tu mir das nicht an…«
»Sei vernünftig, Kindchen. Du wartest hier.« Charles deutete auf einen schmalen Schrank, der mal als Dekoration für ein pompöses Schauspiel hergehalten hatte. »Dort kannst du dich verstecken!«
Mara schüttelte den Kopf. »Ich würde vor Angst umkommen.«
»Was willst du dann machen?«
Das Mädchen holte tief Luft. »Ich gehe mit dir, Charles. Wenn wir schon sterben sollen, dann gemeinsam.«
Lomax lachte. »Sehr löblich, aber Unsinn.«
»Du kannst mich nicht umstimmen.«
Charles kannte den Dickkopf der jungen Schauspielerin. Er wußte, daß er gegen eine Wand redete. »Ist gut!« flüsterte er. »Geh mit. Und bete, daß wir es schaffen.«
Charles ließ seine Geliebte zuerst die schmale Eisenleiter hochgehen. Er wartete, bis ihr Kopf in der Luke verschwunden war und folgte ihr dann. Dabei warf er immer wieder einen Blick nach unten, doch die schmale Tür blieb zu.
Zum Glück…
Beide bemühten sich, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Ihr Vorhaben war nicht ungefährlich. Zwar kannten sie sich auf dem Schnürboden aus, aber jetzt war es dunkel. Der Schein der Notbeleuchtung war zu schwach.
Sie stiegen auf Zehenspitzen hoch. Dabei mußten sie achtgeben, daß sie auf dem rutschigen Metall nicht ausrutschten. Die Leiter war ziemlich schmal, doch sie schafften es, die erste Galerie zu erreichen. Ein schmales Laufbrett führte parallel zu der Schiene entlang, wo auch die ersten Scheinwerfer befestigt waren.
Neben dem größten blieben sie stehen.
Charles legte einen Finger gegen seine Lippen und schaute nach unten. Der Bühnenboden war kaum auszumachen, nur mehr zu ahnen. Ihre Augen hatten sich zum Glück an das Dämmerlicht gewöhnt, so daß sie ein paar Einzelheiten ausmachen konnten.
Sie sahen die Kulissenwände, ein paar Stühle und das Regal, das mit kleineren Gegenständen gefüllt war.
Nur von der Hexe sahen sie nichts. Charles war jedoch sicher, daß sie bald auftauchen würde, und bis dahin mußte er es geschafft haben.
Er schaute sich den Scheinwerfer an. Mara stand neben ihm, hatte die Hände um die Laufschiene gekrallt und zitterte vor Angst.
Charles Lomax war kein technisches Genie. Er wußte zwar, wie man die Scheinwerfer einstellte, aber ihm war unbekannt, wie er sie von der Schiene lösen sollte.
Dann sah er die beiden Flügelschrauben. »Hier
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