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0136 - Die Feuerhexe

0136 - Die Feuerhexe

Titel: 0136 - Die Feuerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich schon aufgelegt. Der Alte war mal wieder ungenießbar, und ich stürzte mich in den trüben Novembermorgen.
    Es war naßkalt. In den Häuserschluchten der Londoner City hingen die Nebelfetzen. Zum Glück normaler Nebel, und kein künstlicher, wie ihn Dr. Tod erschaffen hatte.
    Lady Sarah Goldwyn wohnte in Chelsea. Sie besaß dort ein altes Haus, das noch Atmosphäre hatte. Von den modernen Häusern kann man das ja nicht immer behaupten. Die Lady, 70 Jahre zählte sie bereits, war eine außergewöhnliche alte Dame. Furchtlos und entschlossen trat sie auch gefährlichen Gegnern entgegen, wie sie es bei Mr. Mondo bewiesen hatte.
    Ich war wirklich gespannt, was sie jetzt auf Lager hatte. Bestimmt wieder einen Fall.
    Ich brauchte ziemlich lange, bis ich mein Ziel erreichte. Einmal verfuhr ich mich noch in Chelsea, dann bog ich dort ein, wo Lady Sarah wohnte.
    Einen Parkplatz fand ich nicht vor dem Haus. Etwa 50 Yards mußte ich zu Fuß laufen. Den Burberry hängte ich mir über die Schultern. Die mit Silberkugeln geladene Beretta trug ich bei mir, und auch das Kreuz hing um meinen Hals.
    Mrs. Goldwyn stand bereits am Fenster und winkte mir zu. Ich durchquerte den Vorgarten und roch bereits an der Tür den herrlichen Duft des Tees.
    »Bitte, treten Sie ein, Mr. Sinclair! Ich freue mich, daß Sie gekommen sind.«
    »Ich lasse doch eine Freundin nicht im Stich«, erwiderte ich und trat mir die Füße ab.
    »Sie Schmeichler.« Die alte Dame schloß die Tür. Lady Sarah trug ein violettes Kleid und hatte drei Perlenketten um ihren Hals gehängt. Das graue Haar war hochgesteckt. Ihre Augen blickten klar und wach.
    »Ein Werwolf hat sich also nicht bei Ihnen versteckt«, sagte ich auf dem Weg ins Wohnzimmer. Dabei ließ ich meinen Mantel von den Schultern gleiten und hängte ihn über einen Haken.
    »Nein, das nicht.«
    »Sondern?«
    »Trinken wir erst mal eine Tasse Tee. Dabei redet es sich viel leichter.«
    Da hatte sie recht.
    Das Wohnzimmer sah noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Die alten, dunklen Möbel, die hohen, mit Büchern vollgestopften Regale, der runde Teetisch mit der gehäkelten Decke – kurzum, die Atmosphäre.
    Bei Lady Sarah konnte man das Gefühl haben, jeden Tag Weihnachten zu erleben, so gemütlich war es.
    Das Teegedeck stand schon bereit. Ich sah auch Gebäck, Kandis und Milch.
    »Eigentlich ist es ja nicht die richtige Zeit, aber ich mußte Sie ja herlocken.«
    Ich lachte und nahm auf dem Sofa Platz. »Ich wäre auch so gekommen.«
    Die Lady drohte mir mit dem Finger. »Das sagen Sie nur so. Ich kenne euch Männer genau.«
    Das stimmte. Lady Sarah hatte einige überlebt. Ich glaube, es waren drei, war mir aber nicht sicher.
    Zwischen der Lady und mir lag eine Zeitung. Ein Revolverblatt, dessen Artikel schreiend und schlagzeilenwirksam aufgemacht worden waren. Die alte Dame hatte die richtige Seite schon aufgeschlagen.
    »Bitte«, sagte sie und reichte mir das Blatt.
    FLAMMENDES INFERNO – stand dort zu lesen, Panik im Theater. Ich las den Artikel durch.
    Es handelte sich um einen Bericht der Brandkatastrophe, von der ich auch in den Akten gelesen hatte. Es hatte einen Toten gegeben.
    Mr. Hypno-Man, einen Hypnotiseur. Zum Glück hatte die Sprinkleranlage funktioniert, so daß kein größerer Schaden entstanden war. Zudem war die Feuerwehr auch sehr schnell zur Stelle gewesen.
    »Haben Sie mich deshalb herkommen lassen?« fragte ich und legte die Zeitung weg.
    »Ja.« Lady Sarah schenkte den Tee ein. Erst bei mir, dann bei sich.
    Ich nahm ein wenig Kandis und rührte langsam um.
    »Und?«
    »Ich war im Theater, Mr. Sinclair.«
    Erstaunt schaute ich auf. »Sie? Wirklich?«
    Die Horror-Oma lächelte ein wenig verschmitzt. »Sie wissen doch, daß mich so etwas immer interessiert, Mr. Sinclair. Es ist halt mein Hobby. Und einen Hypnotiseur lasse ich mir nicht durch die Lappen gehen. Ja, und dann holte er sich jemand aus dem Publikum auf die Bühne. Eine junge blonde Frau wagte es. Doch der gute Hypno-Man wurde mit ihr nicht fertig. Das konnte ich genau sehen, weil ich in der zweiten Reihe saß. Das Gegenteil trat ein. Sie machte den Meister fertig. Ich habe nicht gehört, was sie zu ihm gesagt hat, aber er war völlig durcheinander. Dann zuckten plötzlich Blitze aus ihren Fingern, die den Boden berührten und dort zu kleinen Flammen wurden. Sie liefen auf den Mann zu und setzten ihn in Brand. Er taumelte über die Bühne, fiel an der Seite gegen den Vorhang, der ebenfalls Flammen fing.

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