0137 - Die Bestien der Madame
fahren. Drue schaute sich beizeiten um einen Parkplatz um. Den Rest des Weges legten sie zu Fuß zurück. Drue nahm seine Freundin um die Mitte.
»Wer weiß, vielleicht finden wir aus dem Gruselkabinett nicht mehr heraus. Dann müssen wir drinnen bleiben und werden allmählich auch zu Ungeheuern. Würde dir das gefallen?«
»Ideen hast du«, sagte Lucy kopfschüttelnd.
»Tja, so wird man, wenn man immer nur Sexfilme zu sehen kriegt. Eines Tages lechzt man dann nach einer Abwechslung – und der beste Kontrast zu Sex ist wohl Horror.«
Sie trafen vor dem Eingang des Horrorkabinetts ein. Lucy Flint drückte sich etwas fester an Drue. Er spürte, wie sie zitterte.
Schmunzelnd meinte er: »Keine Sorge. Wir kommen da bestimmt wieder mit heiler Haut heraus.«
Vor dem Eingang stand ein pummeliges Ungeheuer. Auf breiten Schultern saß ein Kobraschädel, dessen Augen Lucy und Drue feindselig anstarrten. Das Mädchen trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
Drue Copperstein lachte herzlich. »Na, das kann ja heiter werden, wenn du hier draußen schon ausflippst. Das ist doch bloß der Eintrittskartenautomat. Hier wirft man das Geld ein, und da kommt die Karte heraus.«
Lucy atmete auf. »Ach so.«
Drue kramte in seinen Taschen nach Kleingeld herum.
Plötzlich stieß Lucy Flint hinter ihm einen erschrockenen Seufzer aus. Er war über den Automaten gebeugt, richtete sich auf und sah nun auch die bleiche Frau.
Eine hagere, ganz in Schwarz gekleidete Gestalt. Mit faltigem Gesicht und stechenden Augen.
Madame M. persönlich!
»Sparen Sie sich Ihr Geld«, sagte sie mit einer Stimme, die viel zu sanft für ihr unheimliches Aussehen war.
»Wieso?« fragte Drue Copperstein. »Wir wollen uns die Show ansehen.«
»Ich muß vorübergehend schließen.«
»Hören Sie, das können Sie doch nicht machen. In allen Zeitungen steht, Sie haben von 9-18 Uhr durchgehend geöffnet.«
»Wenn nichts dazwischenkommt.«
»Davon steht nichts in den Ankündigungen.«
»Sie können gern später wiederkommen«, sagte Melissa Morte. »Dann dürfen Sie sogar gratis rein, einverstanden?«
Lucy Flint, die ohnehin nicht sonderlich erpicht auf den Besuch der Show war, zupfte Drue am Ärmel. Für sie war das Ganze lediglich eine Mutprobe, und sie war im Grunde genommen ganz froh darüber, daß der Besuch der Monster-Show verschoben werden mußte.
»Wir kommen später wieder, Drue. Das ist nicht weiter schlimm.«
Er nickte. »Na schön. Wenn du meinst.« Er streifte Madame M. mit einem verstimmten Blick und trollte sich dann mit seiner Freundin. Zwei Straßen weiter sagte er: »Ein komisches Weib ist das. Sie ist wohl die unheimlichste Figur ihres ganzen Ladens. Ich sage dir, die führt irgend etwas im Schilde. Irgend etwas stimmt da nicht. Schließt die Bude einfach. Da ist doch was faul an der Sache.«
»Das geht uns nichts an«, sagte Lucy Flint. »Deshalb kümmern wir uns auch nicht darum. Dort drüben ist ein Pub. Lädst du mich zu einem Drink ein?«
Er grinste. »Mit dem größten Vergnügen.«
Er spülte den Ärger mit einem Glas Red Barrell hinunter.
Aber seine Gedanken beschäftigten sich auch nachher noch mit Madame M. Die unheimliche Frau ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf.
***
Ich stoppte den Bentley. Jane Collins stieg zu. Sie trug ein keck auf dem Blondkopf sitzendes rotes Käppi, einen gleichfarbigen Blazer und einen weißen Faltenrock. Sie war erfreut, Bill Conolly zu sehen.
»Du hast mir nicht gesagt, daß Bill mitkommt, John.«
»Es hat sich erst nach unserem Telefonat ergeben«, erwiderte ich.
»Habt ihr auch so ein eigenartiges Gefühl, wenn ihr an die Ungeheuer von Madame M. denkt?« fragte Jane.
»Mehr noch als du«, gab ich zurück.
Die blonde Detektivin lachte. »He! John Sinclair ist doch nicht etwa unter die Angsthasen gegangen!«
»Wir hatten in der vergangenen Nacht ein unliebsames Erlebnis mit einem Monster«, sagte Bill.
Jane blickte mich vorwurfsvoll an. »Davon hast du mir nichts erzählt.«
Ich holte es nach.
»Ach, deshalb warst du mit meinem Vorschlag, zu Madame M. zu gehen, sofort einverstanden«, sagte Jane, nachdem ich geendet hatte. »Jetzt ist mir alles klar. Du unternimmst gewissermaßen eine Dienstfahrt dorthin.«
»So ist es«, gab ich zu.
»Sag mal, kannst du überhaupt noch abschalten?«
»Sehr gut sogar. Wenn wir heute abend allein zu zweit sind, kann ich es dir gern beweisen.«
»Vorausgesetzt, es kommt nicht unverhofft ein Ungeheuer dazwischen.«
»Das ist klar«,
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