0137 - Die Bestien der Madame
sagte ich lächelnd.
Aber dieses Lächeln hielt nicht lange vor. Ich war nicht zu meinem Vergnügen unterwegs, und bei Madame M. konnte uns alle möglicherweise der Teufel holen. Niemand von uns konnte mit Sicherheit behaupten, daß es dazu nicht kommen würde.
15 Minuten nachdem Jane zugestiegen war, setzte ich meinen Bentley in eine Parktasche zurück.
»Wie treten wir auf?« erkundigte sich Bill Conolly. »Als gewöhnliche Besucher? Oder fällst du gleich mit der Tür ins Haus und erklärst der Madame, daß du von der Polizei bist? Oder soll ich die Lady ausquetschen, indem ich mich als Reporter mit gültigem Presseausweis vorstelle?«
»Die Reportermasche wäre nicht übel«, sagte ich. »Wenn Madame M. etwas auf dem Kerbholz hat, würde sie sich sofort einigeln, sobald der Name Scotland Yard fällt.«
Für mich stand immer fest, daß Melissa Morte nicht ganz sauber war. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken, als mir ganz unvermittelt Dr. Tod alias Solo Morasso einfiel.
Er war dabei, die Mordliga zu gründen, und er hatte in letzter Zeit große Fortschritte damit gemacht. Er hatte sich die Unterstützung von Tokata, dem Samurai des Satans, gesichert. Es war mir zwar gelungen, Tokata mit meinem magischen Bumerang den linken Arm abzutrennen, aber dabei hatte ich diese wertvolle Waffe verloren. Sie befand sich nun im Besitz von Dr. Tod. Und Tokata war immer noch höllisch gefährlich.
Auch die Terroristin Lady X gehörte Morassos gefährlichem Team an.
Und Mr. Mondo, der Monstermacher. Er hatte aus mir einen gefährlichen Werwolf gemacht, und wenn nicht alle meine Freunde geholfen hätten, mich zu retten, wäre ich diese Bestie wohl geblieben.
Nach Mr. Mondo war Lupina, die Königin der Wölfe, zu Solo Morassos Mordliga gestoßen.
Sie war fast vollzählig.
Zwei fehlten nur noch.
Konnte Dr. Tod sein Augenmerk auch schon auf Melissa Morte gelenkt haben? Mir war nicht geheuer bei diesem Gedanken.
»John«, sagte Jane neben mir. »He, John! Sag mal, träumst du?«
»Ja«, sagte ich.
»Wovon?«
»Von besseren Zeiten.«
»Bill hat dich etwas gefragt.«
»Und was?«
»Ob er vielleicht vorausgehen soll.«
Ich schüttelte den Kopf. »Mir wäre es lieber, wenn wir zusammenblieben. Man kann nicht wissen, was Madame M. so alles in den Sinn kommt.«
»Erwartest du Schwierigkeiten?« fragte Jane.
»Ich kann sie nicht von vornherein ausschließen«, antwortete ich.
»Wie gut, daß ich meine Silberkugel-Astra mitgenommen habe«, sagte Jane und klopfte auf ihre Handtasche.
»Dein Weitblick ist beachtlich«, sagte ich lächelnd.
»Und das ohne Fernrohr«, gab die Detektivin zurück.
Wir machten uns auf den Weg zu Madame M. Obwohl ich schon mal da gewesen war, kam mir am Tage alles anders vor. Ich kaufte die Tickets. Wir betraten das Horrorkabinett. Kaum hatten wir die Schwelle überschritten, da machte sich in uns ein eigenartiges Gefühl breit.
Uns war, als hätten wir eine andere Welt betreten.
Eine Welt des Grauens.
Des Todes. Der Vernichtung!
Die Wände waren mit purpurnem Samt bespannt. Schwarzmagische Zeichen waren über der Tür angebracht. Eindrucksvolle Gemälde verherrlichten das Böse in seiner gesamten Abscheulichkeit.
Teufelsrituale waren dargestellt. Hexensabatte fanden auf den Bildern statt. Grauenvolle Folterszenen sollten dem Betrachter unter die Haut gehen, und das taten sie auch.
Es war düster um uns herum.
Noch konnten wir kein Monster sehen.
Wir schritten einen Gang entlang. Weitere Gemälde stimmten uns auf den bevorstehenden Horror ein. Wir gerieten in ein Farbenspiel von Licht und Schatten. Der Boden unter unseren Füßen wurde weich.
Mir war, als würde ich ein morastiges Gelände durchqueren.
Leise Geräusche waren über unseren Köpfen. Unheimlich waren sie anzuhören, aber nicht zu definieren.
Mal hörte es sich wie das Schlagen von mächtigen Schwingen an, dann wiederum wie das Seufzen eines Sterbenden.
Es wurde kühl.
Die Spannung in uns wuchs, wurde zu einer unangenehmen Beklemmung. Der Gang machte einen Knick nach links, und dann standen wir unvermittelt vor der ersten Bestie.
Ein widerlicher Ghoul war es.
Halb Mensch, halb Ungeheuer. Klein von Wuchs, mit kahlem Schädel, tief in den schwarzen Höhlen liegende, funkelnde Augen.
Sein Maul war weit aufgerissen. Er hatte dreieckige Zähne. Seine Haut war transparent und machte einen schleimigen Eindruck.
Er schien zu leben, erweckte den Anschein, als würde er nur unseretwegen stillstehen, um uns zu
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