0137 - Die Bestien der Madame
ausgezeichnet.«
»Ein Grund mehr für mich, so wie bisher weiterzumachen«, sagte Bertie Biggers.
»Das ist der einzig richtige Weg.« Ich gab Claire die Hand. Sie drückte kaum zu. Dafür war Bertie Biggers Händedruck um so fester.
Als sie draußen waren, setzte ich mich.
Plötzlich war aus Melissa Morte eine Drehscheibe geworden. Sie war der Angelpunkt in diesem Fall. Ich schloß die Flügelmappe und legte sie in eine der Schreibtischladen.
Das Telefon schlug an. Ich hob ab. »Bin nicht mehr da«, sagte ich.
»Oh, fein«, entgegnete Glenda Perkins. »Auch für Jane Collins nicht? Dann wage ich wieder ein bißchen zu hoffen.«
Ich verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. Glenda war ein wenig verknallt in mich, und sie hatte unter meinem Wahlspruch zu leiden: Liebe niemals am Arbeitsplatz. Aber selbst wenn sie gekündigt hätte, wäre wohl kaum etwas aus uns geworden, denn es gab auch noch Jane Collins, meine Freundin.
»Für Jane bin ich immer da«, sagte ich.
Und Glenda seufzte: »Schade.«
Dann war sie weg, und Jane sprach mit mir. »Hallo, John. Hast du einen Einsatz?«
»Wie immer«, antwortete ich.
»Habe ich keine Chance, dich von deinem Schreibtisch loszueisen?«
»Kaum.«
»Das trifft mich aber hart.«
»Tja, Dienst ist Dienst – und Jane ist Jane.«
»Freut mich, daß du mich wenigstens noch vor dem Schnaps einreihst«, sagte Jane Collins leicht gesäuert.
»Was hätte denn auf dem Programm gestanden?« erkundigte ich mich.
»Ein Besuch der Monster-Show. Soll ganz toll sein. Leute wie wir sollen uns das auf jeden Fall ansehen, wo wir doch immer wieder mit solchen Biestern zu tun haben. Da ich kein gutes Gefühl hätte, wenn ich mir die Ungeheuer allein ansehen würde, dachte ich, ich frage dich, ob du mich begleitest.«
»Warum sagst du das denn nicht gleich? Für die Monster der Madame M. habe ich selbstverständlich Zeit.«
»Gott, wie muß ich aussehen, wenn du diesen Ungeheuern den Vorzug gibst.«
»Süß«, sagte ich. »Einfach süß.«
Wir vereinbarten einen Treffpunkt, dann legte ich auf. Als ich kurz darauf aus meinem Büro trat, blickte mich Glenda Perkins fragend an.
»Sie verlassen uns?«
»Die Ungeheuer von Madame M. warten auf mich«, sagte ich und erklärte meiner Sekretärin die Zusammenhänge.
»Hoffentlich wird keines dieser Scheusale lebendig«, sagte Glenda. Es sollte ein Scherz sein, aber ich konnte nicht darüber lachen.
Mit dem Fahrstuhl fuhr ich nach unten. Als ich aus dem Lift trat, stand plötzlich Bill Conolly vor mir.
»Das nennt man Glück«, sagte er.
Ich nickte. »Wenn du eine Minute später gekommen wärst, hättest du mich in diesen heiligen Hallen nicht mehr angetroffen.«
»Wohin bist du unterwegs?«
»Zu einer Verabredung.«
»Darf ich mitkommen?«
»Wenn es dich nicht stört, das fünfte Rad am Wagen zu sein.«
»Nicht im geringsten. Wen willst du treffen?«
»Zuerst Jane Collins und anschließend die Monster von Madame M.«
»Auf die bin ich auch neugierig. Ich wollte dir den Vorschlag machen, mit mir das Horrorkabinett aufzusuchen. Deshalb bin ich hier.«
»Vorschlag angenommen«, sagte ich.
Wenig später saßen wir in meinem Bentley. Ich erzählte meinem Freund von Claire und Bertie Biggers Besuch, und was ich von den beiden erfahren hatte.
Madame M.!
Was würde uns da erwarten? Wir fuhren einer äußerst ungewissen Zukunft entgegen.
***
Melissa Morte rieb sich erfreut die Hände. Ihr Ausstellungsangebot vergrößerte sich fast täglich. In der vergangenen Nacht war ihr Shirley Jennings in die Netze gegangen. Weitere Menschen sollten ihr noch zum Opfer fallen. Die Hölle brauchte Vasallen. Diener, die sich um das Böse verdient machten.
Madame M. hatte mit ihren heimlichen Aktivitäten ein Schneeballsystem ins Leben gerufen. Wenn sie ein Monster schuf, konnte dieses mehrere Menschen töten.
Mehr Monster – mehr Tote!
Eine einfache Rechnung.
Melissa Morte begab sich in den schwarzen Raum, in dem Shirley Jennings in der vergangenen Nacht die schwarze Weihe empfangen hatte und zur Tigerfrau geworden war.
Madame M.s Blick fiel auf das kupferne Sigill.
Sie steckte kleine Räucherstäbchen in die Ritzen des Bodens und zündete sie an. Der Qualm nahm der Hexe den Atem.
Sie keuchte, verdrehte die Augen, schlug die Hände vors blasse Gesicht, wartete, bis die Schwaden sie völlig eingehüllt hatten.
»Herr der Finsternis!« flüsterte sie dann. »Höre den Ruf deiner Braut!«
Ein unheimliches Knistern erfüllte den Raum.
»Zeig
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