0137 - Wir und die Diamanten-Gang
der Bank bekannt sei. Es ergab sich nun das, was leider so oft vorkommt. Der vernehmende Detective hatte den Bankbeamten gefragt, wie er wohl dazu gekommen sein könne, dass der Scheck nicht als Fälschung erkannt worden sei. Dieser hatte dann die Vermutung geäußert, dies sei geschehen, weil King den Schalterbeamten bekannt war, aber ob es sich in diesem konkreten Fall so zugetragen hatte, wusste er nicht. Trotzdem war seine Aussage in das Protokoll gerutscht, und jeder musste glauben, King sei als der Einlöser erkannt worden.
Dann machten wir uns auf die Suche nach dem Studenten Windermeere. Wir trafen ihn zu Hause an. Zu unserem Erstaunen war er bisher von niemandem vernommen worden, trotzdem Detective sich über Kings Leumund erkundigt hatten. Er erbot sich, sofort eine Aussage bei der Staatsanwaltschaft zu machen, wir baten ihn aber, das vorläufig zu unterlassen. Wenn Kings Unschuld sich herausstellte und er entlassen wurde, so war der wirkliche Fälscher gewarnt und würde sich danach richten.
Das war es jedoch, was wir vermeiden wollten.
»Und wer war es nun - und warum?«, sagte Phil. Nachdem wir auf der Rückfahrt eine halbe Stunde gegrübelt hatten.
»Das Warum dürfte am wichtigsten sein«, meinte ich. »Entweder es war jemand, der zweitausend Dollar brauchte. Dieser Jemand könnte das Scheckbuch auch noch nach Marinos Tod gestohlen und der Scheck zurückdatiert haben, oder King sollte hineingelegt werden, und dann tippte ich auf Bianca Marino, die aus sehr selbstsüchtigen Gründen die Heirat verhindern möchte.«
Phil schüttelte den Kopf.
»Ich fürchte, du bist auf dem Holzweg. Wenn Lucia ihren Paul King nicht heiraten darf, weil er die Bedingungen des Testaments nicht erfüllt, so hat ihre Tante dadurch keinen Vorteil. Das Vermögen bleibt unter Verwaltung der Treuhänder, die den beiden die Mittel zum Lebensunterhalt zur Verfügung stellen. Natürlich würde Gainor seine liebe Bianca bevorzugen, aber er kann das nicht übertreiben. Ein wirklicher Vorteil für diese würde erst herauskommen, wenn Lucia ihn trotzdem heiraten würde, oder wenn sie unverheiratet stirbt.«
»Das ist es, woran ich dje ganze Zeit schon denke. Das Mädchen wird morgen aus dem Krankenhaus entlassen. Wenn sie nun in drei Tagen aus dem Fenster stürzt oder die Treppe herunterfällt, was ist dann?«
»Dann haben wir einen neuen Mordfall zu bearbeiten«, entgegnete mein Freund trocken. »Aber ich hoffe doch, dass Bianca es dazu nicht kommen lässt.«
»Hoffen wir das Beste«, meinte ich, aber mir war nicht recht wohl bei dem Gedanken, dass das immer noch von ihrer Krankheit geschwächte Mädchen mit einer Person zusammenwohnen sollte, die an ihrem Tod interessiert sein musste.
Vor allem kam es nun auf den genauen Inhalt des Testaments an, und den würden wir ja morgen erfahren.
Es war sieben Uhr, als wir im »El Mirador« ankamen und hörten, Lucia Marino habe bereits zweimal und Mr. Rockerfield einmal telefoniert. Zuerst riefen wir im Krankenhaus an, und Phil konnte Lucia in Aussicht stellen, die Anklage gegen King werde nach menschlichem Ermessen zusammenbrechen. Er richtete ihr seine Grüße aus und bat sie, vorläufig den Mund zu halten. Vor allem solle sie, wenn sie am Morgen nach Hause komme, sich nicht hinreißen lassen, ihrer Tante gegenüber zu behaupten, King sei unschuldig.
»Sie denken also das Gleiche wie ich?«, fragte sie bedeutsam.
Phil drückte sich geschickt an einer deutlichen Antwort herum, aber er versprach, wir würden uns am kommenden Nachmittag in der Avenida Caballeros sehen lassen.
Dann war ich an der Reihe, um mich mit Mr. Rockerfield in Verbindung zu setzen.
»Na endlich«, sagte der Millionär, als ich mich meldete. »Gestern Abend sind wir um unsere Pokerparty gekommen, aber Sie werden mir doch keinen Korb geben, wenn ich Sie heute dazu einlade.«
»Unter der Bedingung, dass nicht höher gespielt wird, als es die Kasse eines mager bezahlten Staatsbeamten verträgt«, erwiderte ich, und er versicherte, er werde dafür sorgen.
Um halb neun kamen wir ins »Oasis«, und wer beschreibt unser Erstaunen, als wir nicht nur das Ehepaar Rockerfield, sondern am gleichen Tisch und in eine lebhafte Unterhaltung verstrickt, Brillanten-Fred, seine Florence und zwei seiner Kumpane, Tom und Alf, vorfanden. Der dritte, Rix der Zauberer, war, wie wir gesprächsweise erfuhren, am Vormittag nach New York zurückgeflogen.
Da die beiden Damen sich nicht beteiligten, kam eine Party von sechs Mann
Weitere Kostenlose Bücher