0138 - Flucht in die Schädelwelt
Augen schließen mußte.
Als ich sie wieder öffnete, hatte sich zwischen den Säulen ein silbernes Netz aus Energiefäden gebildet, in dem der ehemalige Fernsehstar steckte wie eine dicke Spinne.
Lichtkaskaden zuckten in das Netz hinein. Sie wurden von den Säulen abgesprengt, und innerhalb dieses gleißenden Lichts vibrierte ein Gesicht.
Das von Asmodina.
Sie selbst erschien nicht, sie hielt sich zurück, aber ich sah ihre kalten, erbarmungslosen Blicke auf mich gerichtet und spürte gleichzeitig, wie mein Kreuz eine Gegenmagie aufbaute. Es zitterte vor meiner Brust, als würden Schläge es hin- und herwerfen.
Dann dröhnte die Stimme der Teufelstochter durch den gewaltigen Knochenschädel.
»John Sinclair!« schrie sie. »Du bist in meiner Welt. Und in meiner Welt wirst du auch den Tod finden! Du wirst sterben wie die anderen, denn deinen Schädel will ich dem Satan, meinem Vater, zum Geschenk machen!«
»Warum kommst du nicht selbst?« rief ich in das Gesicht hinein.
»Los, zeige dich!«
»Nein! Du siehst mich, das reicht. Ich will nur zuschauen, wie du stirbst. Denn noch ist diese Welt, die ich erst vor kurzem erobert habe, nicht stabil. Ich habe sie einem mächtigen Dämon weggenommen, dem Rattenkönig, den du damals erledigt hast. Erinnerst du dich? Die riesige Ratte, die verbrannt wurde, herrschte auf dieser Welt. Doch nach ihrem Tod stand sie leer, ich schnappte mir das Reich, in dem die Gebeine der Rattenopfer liegen und vermodern. Ich habe aus der Rattenwelt die Schädelwelt gemacht. Um jedoch als Herrscherin anerkannt zu werden, mußte ich den Ratten erst ein Opfer bringen. Fünf Schädel brauchte ich. Mehr nicht. Sie zusammen ergeben die Kette der Macht, mit der ich hier regieren kann. Auf der Erde fand ich fünf Diener. Vier Männer und eine Frau. Sie gruben die Schädel aus, die vor Hunderten von Jahren Menschen gehört haben, die dem Teufel dienten. In den Köpfen steckt noch immer das Böse. Und zusammen an einer Kette hängend bilden sie die Grundlage der Macht. Die Diener habe ich gefunden. Sie waren sogar bereit, sich köpfen zu lassen, sie gaben ihre Köpfe her und nahmen die Schädel der Kette an. In dieser Welt hier werden sie meine Vertreter sein und meine Interessen verteidigen. Nur ein Kopf fehlt noch. Der des Mädchens. Und du wirst dabei sein, wenn sie ihn verliert, du kannst zusehen, denn als nächster bist du an der Reihe, John Sinclair. Deinen Schädel zeige ich dem Satan und zertrete ihn dann!«
Das also war das Rätsel dieser geheimnisvollen Welt. Plötzlich verstand ich, warum die Menschen die Köpfe gesammelt haben. Ich begriff Zusammenhänge und mir wurde klar, daß Asmodina ihre Macht immer mehr ausweitete. Sie war ungeheuer machthungrig, wollte sämtliche Jenseitsreiche an sich reißen.
Auf der anderen Seite stand noch Dr. Tod mit seiner Mordliga.
Wie es aussah, war ich zwischen die Mühlsteine dieser beiden Parteien des Grauens geraten.
Dabei hatte ich damals, ohne es zu wissen, den Herrscher dieser Welt getötet, und der Teufelstochter den Weg geebnet.
Wieder einmal wurde mir bewußt, wie sehr doch alles ineinandergriff.
»Du sagst ja nichts, Sinclair!« rief sie.
Ich hob die Schultern. »Was soll ich erwidern? Noch bin ich nicht tot, aber ich möchte vorschlagen, das Mädchen leben zu lassen. Du hast genug, Asmodina.«
Die Teufelstochter lachte nur. »Nein, die hat mich hintergangen. Sie steht nicht völlig auf meiner Seite und hängt an ihrem erbärmlichen Leben.«
»Was ich richtig finde.«
»Du ja, Sinclair, aber ich nicht. Sie wird ihren Kopf verlieren, das ist sicher. Und die Ratten werden sich freuen.«
Ich schluckte. Verdammt, das war hart gewesen. Ich hatte die blanken Gebeine gesehen, und ich wußte jetzt auch, wo sich die Köpfe der vier Diener befanden. Irgendwo tief in einer Schlucht.
Wiederum erlebte ich Asmodinas gesamte Erbarmungslosigkeit.
Wenn sie ihre Fäden zog, dann gab es keine Gnade, keinen Pardon.
Wie auch hier. Sie hatte ihre Diener gefunden und wollte durch die Schädel eine Symbiose zwischen sich und ihren Dienern herstellen.
Nur konnte sie diese Gemeinschaft leicht trennen, in dem sie die anderen vernichtete.
»Ich habe auch einen würdigen Henker für dich und das Mädchen«, sagte Asmodina und lachte auf. Dabei zog sich ihr gewaltiger Mund in dem Spinnennetz gewaltig in die Breite. Das Netz selbst wurde noch immer von ihrem ersten Diener, dem ehemaligen Film- und Fernsehstar aufrecht erhalten.
Ich war so in den Anblick der
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