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0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

Titel: 0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uns stand das Wasser bis zum Hals
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er. »Beeilt euch!«
    Die Gangster drängten an ihm vorbei ins Innere des Werkgeländes. Sie rissen ihre Pistolen heraus und jagten über den kleinen, freien Platz auf das Gebäude zu, das Dicky ihnen vom Fenster im Treppenhaus aus gezeigt hatte.
    Sie hatten keine Ahnung, dass es alles andere als ein Bürohaus war: Es enthielt die Bereitschaftsräume für den Werkschutz der New York Steel Company. Hier hielten sich ständig zwanzig bis dreißig Männer vom Werkschutz auf.
    Die Gangster hielten es auch für ganz natürlich, dass ihnen Dicky die Tür in der Mauer auf hielt und sie an sich vorbeiließ. Er sah ihnen zwar einen Augenblick nach, aber er grinste zufrieden und dachte nicht daran, ihnen zu folgen, als er sah, dass sie mit gezogenen Pistolen auf das Gebäude zustürzten.
    Sie rannten mitten in die Höhle des Löwen hinein, während Dicky in aller Ruhe das Tor von außen wieder abschloss, um ihnen den Rückzug zu versperren…
    ***
    Zur gleichen Sekunde, als Dicky sich am Deegan Boulevard mit den Leuten der Bolden-Gang in Marsch setzte, saßen die beiden Gangster Morris Hayes und Rack Forbes in einem Wagen, den sie ein paar Minuten vorher von einem Parkplatz gestohlen hatten.
    Sie blickten nervös alle paar Sekunden auf die Uhr.
    »Verdammt«, knurrte Morris. »Wo bleibt denn die Kiste?«
    »Ruhig«, sagte Rack Forbes. »Auf meiner Uhr sind es noch vier Minuten, bis er kommen muss.«
    »Und wenn deine Uhr falsch geht? Wenn er schon durch ist?«
    »Quatsch doch nicht so blöd! Meine Uhr geht genau nach Radio! Reg mich nicht auf mit deiner verdammten Nervosität!«
    Morris knurrte etwas, was Rack nicht verstehen konnte.
    Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen im Wagen der Gangster.
    Dann warf Morris seinen Zigarettenstummel zum Seitenfenster hinaus.
    »Ich halt’s nicht mehr aus, dieses verfluchte Warten!«
    »Nimm dich zusammen«, sagte Rack, »sonst schlage ich dir sämtliche Zähne ein!«
    Es war ihre übliche Unterhaltung in solchen Situationen. Die beiden waren fast so etwas wie Freunde, aber jedes Mal, wenn sie wenige Minuten vor einem neuen Coup standen, entzweiten sie sich fast, weil Morris von einer furchtbaren Nervosität geplagt wurde, sobald er warten musste.
    Endlich waren die vier Minuten vergangen. Rack beobachtete aufmerksam die Straße. Dann glitt ein triumphierendes Lächeln über sein Gesicht.
    »Na also«, sagte er zufrieden. »Da hinten kommt er ja.«
    Morris beugte sich vor und blickte die Straße hinunter.
    Jetzt sah auch er den großen weißen Lastwagen, der jeden Morgen zur gleichen Zeit die Kantine der New York Steel Company mit zweitausendvierhundert Beuteln Frischmilch belieferte.
    Mit Morris ging eine Verwandlung vor. Während er eben noch vor Aufregung nicht ruhig hatte sitzen können, rutschte er jetzt gemütlich ins Polster zurück und grinste breit.
    »So, Kleiner, nun komm schön«, murmelte er.
    Der Milchlastwagen kam die Straße herunter und fuhr an ihnen vorbei. Im gleichen Augenblick bog Rack aus der Seitenstraße in die Hauptstraße ein und machte Anstalten, den Milchwagen zu überholen. Als sie auf gleicher Höhe waren, verlangsamte er die Fahrt auf das Tempo des Milchwagens.
    Morris beugte sich zum Fenster hinaus. Der Fahrer des Milchwagens war natürlich aufmerksam geworden und blickte fragend herüber.
    »Hinterrad!«, schrie Morris. »Anhalten! Das Hinterrad!«
    Der Milchwagen verlangsamte seine Fahrt. Auch der Wagen der Gangster hielt an. Mitten am helllichten Tag sprang Morris auf das Trittbrett des Lastwagens, bevor dieser ganz zum Stehen gekommen war, hob seine Hand und drückte ab.
    Das Geräusch der Waffe, die mit einem Schalldämpfer versehen war, ging unter im Lärm des brandenden Verkehrs. Geschickt stieß Morris die Gestalt des ermordeten Fahrers hinüber, zog die Tür auf und kletterte hinein.
    Er setzte sich ans Steuer und fuhr weiter. Auch der Personenwagen, in dem die Gangster gekommen waren, fuhr bereits weiter. Das ganze Manöver hatte keine zwanzig Sekunden gedauert.
    Es war alles genauestens vorbereitet. Sie wussten genau, in welcher Seitenstraße um diese Zeit nie viel Betrieb war, bogen dort ein und hielten wieder an.
    Morris kletterte heraus und zog den Toten hinter sich her. Ein paar Passanten auf dem Bürgersteig blieben stehen.
    »Junge, ist der besoffen!«, sagte Morris so laut, dass es die Leute hören konnten.
    Einige lachten. Die meisten gingen weiter.
    Morris verstand es geschickt, die Leiche bei dem Transport so zu halten, dass man die

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