Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals

Titel: 0138 - Uns stand das Wasser bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uns stand das Wasser bis zum Hals
Vom Netzwerk:
Wunde nicht sehen konnte. Rack kam ihm zu Hilfe. Zusammen betteten sie ihn in den gestohlenen Personenwagen. Mit einer mitgebrachten Wolldecke deckten sie den Leichnam auf dem Rücksitz zu.
    Vorher hatte ihm Morris die weiße Mütze der Molkerei-Genossenschaft abgenommen. Er setzte sie selbst auf, ging zurück zu dem Milchwagen und kletterte wieder ans Steuer. Bevor er startete, zog er sein Jackett aus, weil es bei dem Transport des ermordeten Fahrers mit Blut besudelt worden war.
    Inzwischen war auch Rack in das Führerhaus des Lastwagens geklettert.
    »Das hätte geklappt«, sagte er zufrieden.
    »Sicher«, bestätigte Morris. »Bei uns klappt es doch immer!«
    Er startete, lenkte aus der Seitenstraße hinaus und umfuhr einen Häuserblock, um wieder auf die Hauptstraße zu kommen. Ein paar Minuten später hielt er auch schon vor dem Haupttor der New York Steel Company.
    Das Tor bestand aus einem stabilen Stahlrahmen, der auf Schienen lief und mit Stahldraht ausgeflochten war. Daneben gab es einen schmalen Durchgang für die Arbeiter, die dabei unmittelbar an der Pförtnerbude vorbeimussten, um ihre Arbeitsmarke vorzuzeigen, ohne die kein Mensch vom Werkschutz in das Gelände der Firma eingelassen wurde.
    Morris drückte zweimal kräftig auf die Hupe, da erschien auch schon ein stämmiger Mann, der die Uniform des Werkschutzes trug.
    Er sah hinauf zu Morris und brummte: »Morjn! Seit wann kommt ihr denn zu zweit!«
    »Das ist ’n Neuer«, sagte Morris. »Ich muss ihn einweisen. Ab morgen fährt er meine Tour.«
    »Aber Sie sind doch selber ein Fremder!«, sagte der Pförtner.
    Morris schob sich seine weiße Molkereimütze ins Genick und lachte breit.
    »Mann!«, sagte er. »Ich hab schon für euch Milch gefahren, da standen Sie noch nicht am Tor!«
    »Ach so, früher«, sagte der Mann vom Werkschutz. »Ich bin nämlich erst seit ein paar Monaten hier, da kann man sie noch nicht alle kennen.«
    Er wandte sich zu der Pförtnerbude und schrie: »Wagen passiert!«
    Drinnen drückte jemand auf einen Knopf, und das Tor rollte zur Seite. Vor ihnen öffnete sich die Werkstraße, die fast ein Kilometer lang war.
    Langsam fuhr Morris die schnurgerade Straße entlang. Einmal warf er einen kurzen Blick auf einen dreistöckigen, hellen Bau, dann blickte er wieder geradeaus.
    »War’s das?«, fragte Rack leise.
    Morris nickte.
    »Ja, das war die Lohnbuchhaltung.«
    Etwa in der Mitte der Werkstraße lag die Kantine. Morris fuhr bis genau zu der Stelle, wo die Klappe für den Lastenaufzug in der Wand war. Dann sprangen sie beide vom Wagen und machten sich an die. Arbeit. Sie luden die Kästen mit den Milchbeuteln ab und transportierten sie mit dem elektrischen Aufzug nach oben, wo ein paar Frauen, die in der Kantine arbeiteten, die Entladung Vornahmen.
    Als sie fertig waren, wischte sich Morris den Schweiß von der Stirn, blickte auf seine Uhr und brummte zufrieden: »Eine Minute früher fertig!«
    »Gut«, erwiderte Rack leise. »Besser als eine Minute zu spät.«
    »Natürlich. Also, ich gehe jetzt rauf!«
    »In Ordnung.«
    Morris stieg die Stufen hinauf zu der Kantine, die sich in der ersten Etage befand.
    Er setzte sich an einen Tisch, der genau am Fenster stand.
    »Einen Kaffee!«, rief er hinüber zu dem offenen Durchgabefenster, hinter dem die Küche lag.
    Eine Frau rief etwas zurück, was sich wie »sofort« anhörte.
    Morris stand wieder auf und öffnete das Fenster, das hinab auf die Werkstraße blickte. Dann setzte er sich so, dass er den Milchwagen sehen konnte, ohne aufstehen zu müssen.
    Rack hatte unten inzwischen die Motorhaube hochgeklappt und beschäftigte sich mit dem Motor. Morris ließ seinen Blick schweifen. Genau gegenüber befand sich eine Toilette für die Arbeiter.
    Morris grinste, als er die Gesichter der beiden Arbeiter sah, die gerade aus der Toilette herauskamen.
    Na also, dachte er zufrieden. Es klappt wieder einmal wie am Schnürchen…
    ***
    Der Riese von der Stadtpolizei kniete neben der offenen Falltür nieder. Ein widerlicher Geruch von Gas strömte heraus.
    »Jemand soll sich im Haus nach der Gasleitung umsehen!«, schrie er. »Irgendwo muss doch der Haupthahn sein!«
    Er richtete sich wieder auf und lief hinaus zum Wagen. Schnell suchte er den großen Stabscheinwerfer hervor, der zur Ausrüstung gehörte, rannte wieder ins Haus und leuchtete in den Kellerraum hinab.
    Zwei reglose Gestalten in der Uniform von Stadtpolizisten lagen unten.
    »Tatsächlich«, sagte der Riese. »Da unten sind sie.

Weitere Kostenlose Bücher