Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

Titel: 0139 - 200 Minuten um Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 200 Minuten um Leben und Tod
Vom Netzwerk:
hinter dem der Tote lag? Von vorn konnte man ihn doch gar nicht liegen sehen?«
    Phil war stehen geblieben. Er verzog sein Gesicht.
    »Donnerwetter, Jerry! Du hast recht! Mit dieser Leaven stimmt etwas nicht!«
    ***
    Wir suchten die Straßenseite ab, die jener Parkseite gegenüberlag, wo der Weg mündete, auf den ein Stück weiter im Park die Spur der Mörder stieß.
    Bei den ersten beiden Häusern hatten wir Pech. Niemand hatte zum Fenster hinausgeschaut und etwas gesehen.
    Aber im linken Parterre des dritten Hauses öffnete uns ein alter Neger mit schlohweißem Haar.
    »Guten Morgen«, sagte ich. »Wir sind Bundeskriminalbeamte, hier ist mein Dienstausweis. Wir hätten Sie gern nach ein paar Kleinigkeiten gefragt.«
    Der Alte war sichtlich erschrocken.
    »FBI«, murmelte er fassungslos vor sich hin. »Mein Gott, ich habe doch nichts verbrochen! Was ist denn nur los?«
    Eigenartigerweise erschrecken immer die ehrlichen Menschen, sobald sie etwas von Kriminalpolizei hören. Die es nötig hätten, zu erschrecken, die verstehen es immer, das gut zu verbergen, weil sie damit ein reines Gewissen vorzutäuschen hoffen.
    »Keine Angst«, beruhigte Phil den Alten. »Es geht nicht um Sie. Sie haben gar nichts zu befürchten!«
    »So«, sagte der Alte erleichtert, »so, so. Das beruhigt mich aber sehr.«
    »Es handelt sich nicht um Ihre Person«, sagte ich. »In dem Park gegenüber ist ein schweres Verbrechen begangen worden. Da wollten wir Sie fragen, ob Sie vielleicht zufällig heute Morgen -etwa innerhalb der letzten Stunde - ab und zu hinüber zu dem Park geblickt haben? Es wäre doch immerhin möglich, dass Sie zufällig die Verbrecher gesehen hätten, verstehen Sie?«
    Er schluckte. Man sah, dass er noch aufgeregter wurde. Mit zitternder Hand stieß er die Flurtür seiner Wohnung noch weiter auf und sagte: »Kommen Sie herein, meine Herren! Kommen Sie ins Wohnzimmer! Ich glaube, ich habe etwas für Sie! Es ist unglaublich! Es ist ganz unglaublich! Kommen Sie hier herein!«
    Er führte uns in ein peinlich sauber aufgeräumtes Wohnzimmer und bot uns an, Platz zu nehmen. Wir setzten uns und sahen ihn gespannt an.
    »Sehen Sie diesen Lehnstuhl?«, fragte er.
    »Natürlich.«
    »Hier sitze ich immer und blicke auf die Straße. Es ist die einzige Abwechslung, die ich noch habe. Ich bin ein alter Mann, lebe von meiner Rente und kann nicht mehr gut auf den Beinen vorankommen, wissen Sie?«
    »Ich verstehe«, nickte ich.
    »Und deshalb sitze ich oft am Fenster in meinem Lehnstuhl, besehe mir die Straße, die Autos und die Leute. Und die Vögel drüben in den Zweigen. Und dann mache ich mir so meine Gedanken dabei. Haben Sie schon einmal eine Stunde lang oder noch länger immer nur ein und dieselbe Örtlichkeit beobachtet?«
    Ich lachte leise.
    »Oft schon zwölf Stunden pausenlos. Wir sind Kriminalbeamte, da muss man öfter so etwas tun.«
    »Ach ja«, sagte er mit seiner langsamen, ruhigen Stimme. »Ich vergaß. Entschuldigen Sie. Eh, wo war ich eigentlich stehen geblieben?«
    »Sie setzten sich heute Vormittag in Ihren Lehnstuhl am Fenster und beobachteten die Straße.«
    »Ach ja, richtig. Ich tue das schon seit über zwei Jahren. Eben seit ich pensioniert worden bin. Da gewinnt man mit der Zeit einen Blick für diesen kleinen Ort, den ich durchs Fenster überblicken kann. Können Sie sich vorstellen, dass ich auf den ersten Blick erkennen kann, ob der Vogel da drüben auf dem Zweig zum ersten Mal hier ist oder ob er schon früher hier war? O ja, das kann ich sehen. Ich habe mir die Zeichnung unserer Stammvögel, wenn ich sie mal so nennen darf, genau eingeprägt.«
    »Ja, das glaube ich«, sagte ich und versuchte, ihn auf das Thema zu bringen, das uns interessierte: »Sie wollten uns sicher klarmachen, dass Sie durch die lange Beobachtung ein und derselben Stelle einen Blick für alles Außergewöhnliche, für alles Auffällige bekommen haben?«
    Er nickte erleichtert.
    »Ja, mein Herr. Das habe ich ausdrücken wollen. Heute Vormittag gab es nämlich etwas Merkwürdiges zu sehen. Etwas sehr Merkwürdiges.«
    Er machte eine Pause, schloss die Augen, als ob er die Bilder seiner Erinnerung noch deutlicher heraufbeschören wollte und fuhr noch leiser als zuvor fort: »Es war etwa zehn Minuten nach elf Uhr. Da kamen drüben aus dem Park zwei Männer auf die Straße. Kurz vor der Straße blieben sie stehen. Der eine zeigte dem anderen seine Hände. Sie waren dunkel gefärbt von irgendeiner Flüssigkeit. Darauf zeigte der andere in

Weitere Kostenlose Bücher