Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

0139 - 200 Minuten um Leben und Tod

Titel: 0139 - 200 Minuten um Leben und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 200 Minuten um Leben und Tod
Vom Netzwerk:
das nasse Gras. Da bückte sich der erste und rieb seine gestreckten Hände ein paar Mal in dem nassen Gras hin und her.«
    »Wieso konnten Sie die befleckten Hände so deutlich sehen? Von hier bis auf die gegenüberliegende Straßenseite ist es doch eine ganz schöne Entfernung?«
    »Oh nein, so weit ist es nicht. Noch nicht einmal zwanzig Yards. Und Sie müssen wissen, dass ich sehr gute Augen habe. Oh ja! Es ist das Einzige, worauf ich in meinem Alter noch stolz sein kann. Meine Augen trügen mich nicht. Ich sah deutlich die Flecke. Es waren mehrere, die einen größer, die anderen kleiner. Es sah so aus, als wäre irgendetwas auf die Hände gespritzt worden, verstehen Sie?«
    Wir verstanden nur zu gut. Ich sagte ihm, dass ich ihn gut verstehen könnte, und er möchte doch weitererzählen.
    »Also der eine wischte, wie gesagt, seine Hände in dem nassen Gras ab«, wiederholte er. »Dann zeigte er sie dem anderen. Der nickte. Da gingen sie nach rechts den Bürgersteig hinab. Ich verlor sie bald aus den Augen. Aber ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, womit sich in einem Park ein Mensch so besudeln soll? Es sah fast aus wie Farbe, wissen Sie? Aber Farbe im Park! Wo soll die herkommen? Wenn er durch den Park gegangen ist, warum hat er dann seine Hände nicht in einem der Wasserbecken gesäubert, die da herumstehen für die Goldfische und für die Springbrunnen? Im Wasser hätte er es doch einfacher gehabt als im nassen Gras?«
    Der Alte war nicht nur ein scharfer Beobachter. Er war offensichtlich auch ein scharfer Denker.
    »Dafür gibt es eine einfache Erklärung«, sagte ich. »Die beiden Männer waren nicht so tief im Park, dass sie an einem der Wasserbassins vorbeigekommen waren. Deshalb putzte sich der Mann seine Hände im nassen Gras ab.«
    Der alte Neger starrte mich überrascht an. Dann erhellte sich sein Gesicht.
    »Natürlich«, lächelte er. »Sie sind ja ein Kriminalbeamter! Ihre Denkfähigkeit ist geschult. Ich hätte aber auch daraufkommen können.«
    »Können Sie uns die beiden Männer beschreiben?«, fragte ich.
    »Beschreiben? Warten Sie mal, ich muss nachdenken.«
    Er schloss wieder die Augen und schwieg eine Weile. Dann begann er mit geschlossenen Augen.
    »Der mit den beschmutzten Händen war größer als der andere. Ich schätze seine Größe auf etwa sechs Fuß. Er war schlank, jedoch nicht hager. Bei seiner Größe mag er hundertvierzig Pfund wiegen.«
    »Was trug er für Kleidung?«
    »Einen zweireihigen Anzug, der schon ein bisschen aus der Fasson geraten war. Der Anzug war ihm ein wenig zu eng. Wo das Jackett geknöpft war, hatte sich eine steile Zugfalte gebildet. Der Anzug war dunkelblau. Ob er einen hellen Streifen hatte, kann ich nicht sagen, dazu war die Entfernung doch zu groß.«
    »Trug er eine Kopfbedeckung?«
    »Ja. Einen verbeulten Filzhut von ebenfalls dunkler Farbe.«
    Ich stellte noch mehr ins einzelne gehende Fragen, und es war erstaunlich, an wie viel Kleinigkeiten sich der alte Mann erinnern konnte. Er schien zu den wenigen Menschen zu gehören, die ganz bewusst betrachten, was sie sehen.
    Als wir dann auf den zweiten zu sprechen kamen, erfuhren wir einen Umstand, der uns fast von den Stühlen hochtrieb: Der zweite, kleinere Mann zog beim Gehen den linken Fuß nach!
    Ich stand auf und fragte: »Würde es Ihnen sehr viel ausmachen, wenn ich Sie bäte, uns zum FBI-Districtgebäude zu begleiten? Wir haben dort nämlich eine Sammlung von Fotos. Es sind Bilder von Verbrechern. Ich bitte Sie, diese Bilder in Ruhe durchzusehen. Vielleicht finden wir unseren Mann darunter.«
    »Es ist nur eine Schwierigkeit dabei«, sagte der Alte, »sonst würde ich Ihnen wirklich gern helfen: Ich kann nicht sehr weit gehen.«
    »Sie brauchen nicht zu gehen! Wir holen Sie hier vor der Haustür mit dem Wagen ab!«
    Er nickte eifrig.
    »Dann gern! Ich fahre so gern in einem Auto, wissen Sie…« Er lächelte.
    Phil blieb bei ihm zurück, während ich ging, um meinen Jaguar zu holen. Vorsichtig geleiteten wir den Alten die paar Stufen vor der Haustür herunter und setzten ihn behutsam in den Jaguar. Er machte ein paar erstaunte Bemerkungen über den Wagen, die natürlich meinem Besitzerstolz schmeichelten.
    Es war zehn Minuten nach zwölf, als wir mit ihm in unserem Archiv aufkreuzten.
    Da wir wussten, dass einer der beiden Männer beim Gehen den linken Fuß nachzog, und da es in unserer Kartei eine Unterabteilung für körperliche Gebrechen gibt, die ihrerseits wieder untergliedert ist in

Weitere Kostenlose Bücher