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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Phantasie eingibt. Man legt ihm Fragen vor, immer nur Fragen, und fragt ihn ohne Ende weiter. Und man weiß nicht, ob er lügt oder die Wahrheit sagt.«
    Milburgh atmete schwer.
    »Haben Sie jetzt verstanden, worauf ich hinauswill?«
    »Ich weiß nicht, was Sie wollen«, erwiderte Milburgh mit zitternder Stimme. »Ich weiß nur, daß Sie ein schreckliches Verbrechen -«
    Ling Chu brachte ihn durch eine Handbewegung zum Schweigen.
    »Ich weiß sehr genau, was ich tue. Hören Sie, was ich Ihnen jetzt sage. Vor einer Woche ungefähr wurde Mr. Thornton Lyne, Ihr Chef, tot im Hydepark aufgefunden. Er war nur mit Hemd und Hose bekleidet, und jemand hatte ein seidenes Gewand auf seine Brust gelegt, um das Blut zu stillen. Er wurde in der Wohnung der kleinen jungen Frau getötet, deren Namen ich nicht richtig aussprechen kann. Aber Sie wissen, wen ich meine.« Milburgh starrte den Chinesen an und nickte schwach. »Er wurde von Ihnen ermordet«, sagte Ling Chu langsam, »weil er entdeckte, daß Sie ihn bestohlen hatten, und Sie fürchteten, daß er Sie der Polizei übergeben würde.«
    »Das ist nicht wahr!« brüllte Milburgh. »Das ist eine Lüge! Ich sage Ihnen, es ist nicht wahr!«
    »Das werden wir gleich heraushaben, ob es wahr ist oder nicht!«
    Er steckte seine Hand in die Tasche. Milburgh beobachtete ihn mit weitaufgerissenen Augen, aber es kam nur ein silbernes Zigarettenetui zum Vorschein. Ling Chu nahm sich eine Zigarette und rauchte einige Augenblicke schweigend, wobei er Milburgh dauernd ansah. Dann erhob er sich, ging zu dem Schrank, holte noch eine größere Flasche und stellte sie neben die kleine braune.
    Wieder rauchte Ling Chu, dann warf er den Rest der Zigarette in den Aschenständer am Kamin.
    »Es liegt im Interesse aller Beteiligten«, sagte er ruhig und langsam, »daß die Wahrheit herauskommt, sowohl im Interesse meines verehrten Herrn Lieh Jen, des Jägers der Menschen, als auch der verehrten kleinen jungen Frau.«
    Er nahm das Messer und beugte sich über den vor Schreck halbtoten Milburgh.
    »Um Gottes willen, lassen Sie mich frei!« schrie er, und seine Worte wurden durch Schluchzen halb erstickt.
    »Das wird Sie weiter nicht verletzen«, sagte der Chinese und zog mit dem Messer vier schwache, gerade Linien über die Brust des anderen. Das scharfe Dolchmesser schien die Haut Milburghs kaum zu berühren, aber man sah deutlich die roten Stellen, die nicht stärker waren, als ob Milburgh sich gekratzt hätte. Der Gefangene fühlte nur ein Kitzeln und dann einen leichten, brennenden Schmerz. Der Chinese legte das Messer auf den Tisch und griff zu der kleineren Flasche.
    »In diesem Gefäß befindet sich ein Extrakt aus gewissen Pflanzen, und hier in dieser Flasche«, er zeigte auf die größere, »ist ein chinesisches Öl, das sofort die Schmerzen aufhebt, die der Pflanzensaft hervorruft.«
    »Was wollen Sie tun, Sie Hund, Sie Teufel?« Ling Chu betrachtete seinen Gefangenen aufmerksam, und als der seinen Mund öffnete, um zu schreien, stieß er ihm schnell ein Taschentuch in den Mund.
    »Warten Sie, warten Sie«, gurgelte Milburgh. »Ich muß Ihnen etwas sagen - etwas, was Ihr Herr wissen muß.«
    »So, das ist sehr gut«, sagte Ling Chu kühl und entfernte das Taschentuch wieder. »Also, nun sagen Sie mir die Wahrheit.«
    »Was soll ich Ihnen denn sagen?« fragte Milburgh, dem der Angstschweiß auf der Stirn perlte.
    »Sie sollen gestehen, daß Sie Thornton Lyne getötet haben, das ist die einzige Wahrheit, die ich hören will.«
    »Aber ich schwöre Ihnen, daß ich ihn nicht getötet habe - ich schwöre es - hören Sie, ich sage die Wahrheit!« rief Milburgh halb wahnsinnig vor Furcht und Schrecken. »Nein, warten Sie, warten Sie!« winselte er, als Ling Chu wieder das Taschentuch aufnahm. »Wissen Sie, was mit Miss Rider geschehen ist?«
    »Was ist mit Miss Lider?« fragte er schnell. (Die Chinesen können kein R aussprechen.)
    Milburgh erzählte atemlos und gebrochen, wie er Sam Stay getroffen hatte und wiederholte in seiner Angst getreu Wort für Wort seiner Unterhaltung mit ihm. Ling Chu saß auf dem Bettrand und hörte mit halbgeschlossenen Augen zu.
    »Mein Herr wünscht, daß die kleine junge Frau nicht in Gefahr gerät«, sagte er. »Heute abend wird er nicht zurückkommen, deshalb muß ich selbst zum Krankenhaus gehen - Ihr Verhör kann noch warten.«
    »Lassen Sie mich los«, rief Milburgh, »ich will Ihnen helfen!« Ling Chu schüttelte den Kopf.
    »Nein, Sie bleiben hier«, sagte er

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