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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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der seinen Blick erwiderte.
    »Ich weiß von keinem Eingeständnis«, sagte er nachdrücklich.
    Mr. Milburgh neigte den Kopf grinsend vor. Obgleich man ihm noch deutlich den Schrecken ansah, den ihm die Behandlung und die Drohungen Ling Chus eingejagt hatten, hatte er doch bis zu einem gewissen Grade seine alte Sicherheit wiedererlangt.
    »Dieses Schriftstück wurde verbrannt, und zwar haben Sie das getan, Mr. Tarling. Und nun glaube ich, daß Sie mich lange genug geblufft haben.«
    »Geblufft«, fragte Tarling erstaunt. »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine damit den Haftbefehl, von dem Sie mir immer vorgefaselt haben.«
    »Das ist kein Bluff«, sagte Whiteside und zog ein gefaltetes Dokument aus der Tasche, öffnete es und hielt es ihm vor die Nase. »Und für alle Fälle habe ich dies«, fuhr er fort, nahm ein Paar starke Handschellen aus der Tasche und fesselte den entsetzten Milburgh.
    Milburgh mochte seinem Glück zu sehr vertraut haben, oder vielleicht hatte ihn auch das Bewußtsein aufrechterhalten, daß er alle Spuren seiner Vergehen und Verbrechen so gut verwischt hatte. Aber jetzt brach er zusammen. Tarling war verwundert, daß dieser Mann seine herausfordernde Haltung bis zuletzt bewahrte, obwohl es ihm klar war, daß die Beweisgründe gegen Milburgh wegen Brandstiftung und Unterschlagung noch gar nicht vollständig waren. Vor allen Dingen war ja die Anklage wegen Mordes im Vergleich zu den anderen Straftaten die Hauptsache. Milburgh schien das gleiche zu denken, denn er sprach nicht mehr über die geringeren Vergehen. Er saß zusammengekauert in einem Stuhl, und bei jeder Bewegung seiner Hände klirrten die Fesseln leise. Er legte sie auf den Tisch vor sich und richtete sich mit Anstrengung auf.
    »Wenn Sie mir dies abnehmen würden, meine Herren«, sagte er und hob die gefalteten Hände, »dann kann ich Ihnen verschiedenes sagen, das Sie wegen der Ermordung Thornton Lynes beruhigt.«
    Whiteside sah Tarling fragend an, und dieser nickte. Gleich darauf waren die Handschellen abgenommen.
    Der Psychologe, der einen Versuch gemacht hätte, die Geistesverfassung Tarlings zu analysieren, hätte sich einer schweren Aufgabe gegenübergesehen. Er war außer sich vor Sorge um Odette in seine Wohnung geeilt, um mit Ling Chu die Verfolgung Sam Stays aufzunehmen. Und nur die Gewißheit, daß Ling Chu schon auf der Spur des Geisteskranken war, hatte seine aufgeregten Nerven beruhigt, sonst hätte er nicht so viel Zeit geopfert, sich mit Milburgh zu befassen und auf dessen Geständnisse zu warten.
    Trotzdem kam ihm plötzlich Odettes gefährliche Lage wieder zum Bewußtsein, und er wollte so schnell wie möglich hier fertig werden. Am besten wäre es gewesen, Milburgh ins Gefängnis einzuliefern und sich nur noch der Auffindung Odettes zu widmen.
    »Bevor Sie anfangen, sagen Sie mir, was Sie Ling Chu gestanden haben, daß er Sie hier allein ließ?«
    »Ich habe ihm von Miss Rider erzählt - und ich sprach eine Vermutung aus - es ist allerdings nur eine Vermutung -, was ihr zugestoßen sein könnte.«
    »Ich verstehe«, sagte Tarling. »Nun erzählen Sie schnell, was Sie zu berichten haben, mein Freund, und halten Sie sich möglichst an die Wahrheit. Wer hat Thornton Lyne ermordet?«
    Milburgh lächelte schon wieder.
    »Wenn Sie mir erklären würden, wie der Tote von Odettes Wohnung zum Hydepark kam, könnte ich Ihnen sofort antworten, denn bis zu diesem Augenblick glaube ich und bin fest davon überzeugt, daß Thornton Lyne von Odette emordet wurde.«
    Tarling atmete tief und hörbar.
    »Das lügen Sie!« rief er.
    Aber Mr. Milburgh war nicht im mindestens verwirrt.
    »Nun gut«, sagte er, »dann werde ich Ihnen jetzt erzählen, was ich von der Sache weiß und was ich persönlich erlebt habe.«

35
    »Ich will nicht alle Ereignisse beschreiben«, begann Milburgh fließend, »die dem Tod von Mr. Thornton Lyne vorausgingen. Auch will ich nichts über seinen Charakter sagen. Er war kein mustergültiger Chef, er war argwöhnisch, ungerecht und in mancher Beziehung direkt gemein. Ich weiß wohl, daß er mich verdächtigte. Er glaubte, daß ich die Firma um beträchtliche Geldsummen betrogen hätte - schon länger wußte ich das. Ich habe dann volle Gewißheit erhalten durch die Unterhaltung, die er mit Ihnen führte, Mr. Tarling, an jenem Tag, als ich Sie zum erstenmal sah.«
    Tarling erinnerte sich an diesen unangenehmen Tag. Milburgh hatte gerade in dem Augenblick das Büro betreten, als Lyne sich so unvorsichtig und

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