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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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freimütig über seinen Angestellten aussprach.
    »Also, meine Herren, ich gebe nicht zu, daß ich die Firma bestohlen habe oder daß ich irgendeines Verbrechens schuldig bin. Ich gebe zwar zu, daß gewisse Unregelmäßigkeiten vorkamen, für die ich moralisch verantwortlich bin, aber hierüber hinaus kann ich nichts eingestehen. Bitte notieren Sie dies«, sagte er zu Whiteside, der seine Aussagen stenografisch protokollierte. »Bitte, erwähnen Sie dies ausdrücklich. Ungenauigkeiten und Nachlässigkeiten«, wiederholte er sorgfältig. »Hierüber hinaus gebe ich nichts zu.«
    »Mit anderen Worten - Sie wollen überhaupt nichts eingestehen?«
    »Nein, in keiner Weise«, sagte Mr. Milburgh ernst. »Es ist gerade genug, daß Mr. Lyne mich dauernd verdächtigte und einen Detektiv engagierte, um meine angeblichen Unterschlagungen nachzuweisen. Es ist wahr, daß ich viel Geld ausgegeben habe und daß ich zwei Häuser besitze, eins in Camden Town und eins in Hertford. Aber ich hatte glücklich an der Börse spekuliert und konnte aus diesem Gewinn alle meine Ausgaben bestreiten.
    Da mir aber mein Gewissen keine Ruhe ließ, weil ich doch für die ganze Rechnungsführung der Firma verantwortlich war und auch ahnte und zum Teil wußte, daß jemand die Firma betrogen hatte, stellte ich Nachforschungen an. Sie werden verstehen, daß allein die Tatsache, daß ich moralisch für die Finanzen der Firma Lyne verantwortlich war, mir große Sorgen auferlegte.«
    »Sie sprechen wie ein Buch«, sagte Whiteside, »und ich glaube Ihnen kein Wort von dem, was Sie uns eben erzählt haben. Ich halte Sie für einen großen Dieb, Milburgh, aber erzählen Sie nur ruhig weiter.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Milburgh sarkastisch. »Nun, meine Herren, die Verhältnisse spitzten sich zu, ich fühlte meine Verantwortung, ich wußte, daß tatsächlich Unterschlagungen vorgekommen waren, daß ich deshalb verdächtigt wurde und daß die Frau, die mir teuer war«, seine Stimme zitterte einen Augenblick, »schwer durch meine Unterlassungssünden getroffen werden würde.
    Odette Rider wurde von der Firma entlassen, weil sie Mr. Lynes Antrag abgelehnt hatte. Mr. Lyne richtete seine ganze Wut gegen sie, und hierdurch kam er auf einen Gedanken. An dem Abend nach der gemeinsamen Besprechung, an der Sie teilnahmen, Mr. Tarling, arbeitete ich noch spät im Büro. Ich räumte Mr. Lynes Schreibtisch auf. Als ich das Zimmer einen Augenblick verlassen hatte, fand ich bei meiner Rückkehr den Raum im Dunkeln. Ich stellte den Kontakt der Tischlampe wieder her und sah auf dem Schreibtisch eine Pistole liegen. Früher habe ich allerdings ausgesagt«, bei diesen Worten wandte er sich wieder an Tarling, »daß ich die Pistole nicht gefunden hätte. Ich legte sogar großen Nachdruck darauf. Es tut mir leid, daß ich Ihnen jetzt eingestehen muß, daß ich die Unwahrheit sagte. Ich fand also die Pistole, steckte sie in die Tasche und nahm sie mit nach Hause. Wahrscheinlich ist es die Waffe, mit der Mr. Lyne erschossen wurde.« Tarling nickte:
    »Daran habe ich niemals gezweifelt, Milburgh. Sie hatten aber auch noch eine andere automatische Pistole, die Sie erst nach dem Mord bei John Wadham in Holborn Circus kauften.« Mr. Milburgh senkte bejahend den Kopf. »Das stimmt vollkommen«, gab er zu. »Die Waffe ist noch in meinem Besitz. Ich lebe in meiner Wohnung in Camden Town ganz allein und -«
    »Sie brauchen die Sache nicht weiter zu erklären. Ich sage Ihnen nur, daß ich genau weiß, woher Sie die Pistole haben, mit der Sie an jenem Abend zweimal auf mich feuerten, als ich Odette Rider von Ashford zurückbrachte.«
    Mr. Milburgh schloß die Augen, und ein resignierter Zug lag auf seinem Gesicht.
    »Ich glaube, es wäre besser, wenn wir jetzt nicht gegenteilige Ansichten aussprechen«, sagte er. »Wenn Sie mir gestatten, werde ich jetzt in meinem Bericht fortfahren und mich nur an Tatsachen halten.«
    Tarling hätte laut auflachen können über die Unverschämtheit dieses Menschen. Hätte Milburgh nicht Odette Rider des Mordes angeklagt, so würde er ihn mit Whiteside allein gelassen und versucht haben, Sam Stay aufzufinden, so hoffnungslos auch die Sache schien.
    »Ich nahm den Revolver mit nach Hause«, fuhr Milburgh fort. »Sie werden verstehen, daß ich nahe an einem Nervenzusammenbruch war. Ich fühlte die Verantwortlichkeit schwer auf mir lasten, und ich wußte auch, daß ich aus dieser Welt scheiden mußte, wenn Mr. Lyne den Beteuerungen meiner Unschuld nicht

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