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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Hat man irgend etwas über den Verbleib von Stay gehört?«
    Tarling erzählte ihm die Geschichte von dem gestohlenen Mietauto.
    »Dann werden wir ihn ja bald haben«, meinte Whiteside zufrieden. »Er hat keine Komplicen, und ohne Spießgesellen ist es in der Autobranche praktisch einfach unmöglich, in einem Wagen aus London zu entkommen.«
    Whiteside stieg in Tarlings Wagen ein, und ein paar Minuten später waren sie am Krankenhaus. Die Oberin empfing sie.
    »Es tut mir sehr leid, daß ich Sie noch zu dieser späten Stunde stören muß«, sagte Tarling, der deutlich ein Mißfallen in ihrem Gesicht las. »Aber ich habe heute abend eine wichtige Nachricht erhalten, die es nötig macht, Miss Rider unter Schutz zu stellen.«
    »Sie wollen sie unter Schutz stellen?« fragte die Dame erstaunt.
    »Ich verstehe Sie nicht recht, Mr. Tarling. Ich bin eben heruntergekommen in der Absicht, Ihnen eine Strafpredigt wegen Miss Rider zu halten. Sie wußten doch, daß sie absolut unfähig war, auszugehen. Ich dachte, ich hätte Ihnen das heute morgen ganz deutlich gesagt.« »Sie soll doch auch gar nicht ausgehen«, sagte Tarling aufs höchste verwundert. »Sie wollen doch damit nicht sagen, daß sie ausgegangen ist?«
    »Aber Sie haben doch selber vor einer halben Stunde nach ihr geschickt!«
    »Ich hätte nach ihr geschickt?« fragte Tarling. Er erblaßte. »Bitte, sagen Sie mir schnell, was vorgefallen ist.«
    »Ungefähr vor einer halben Stunde, es mag vielleicht auch schon etwas länger sein, kam ein Chauffeur und sagte mir, daß er von Scotland Yard geschickt worden sei, um MISS Rider sofort abzuholen. Man müßte sie dringend wegen des Mordes ihrer Mutter vernehmen.«
    Tarlings Gesicht zuckte nervös. Er konnte seine Aufregung nicht länger verbergen.
    »Haben Sie denn nicht nach ihr geschickt?« fragte die Oberin verstört.
    Tarling schüttelte den Kopf.
    »Wie sah der Mann aus, der hierherkam?«
    »Recht gewöhnlich. Er war etwas weniger als mittelgroß und machte keinen gesunden Eindruck - es war ein Chauffeur.«
    »Haben Sie gesehen, in welcher Richtung er davonfuhr?«
    »Nein, ich habe nur sehr dagegen protestiert, daß Miss Rider überhaupt ausgehen sollte, aber als ich ihr die Nachricht überbrachte, die doch anscheinend von Ihnen kam, bestand sie darauf, sofort das Haus zu verlassen.«
    Tarling war entsetzt. Odette war in der Gewalt eines Geisteskranken, der sie haßte, der ihre Mutter ermordet hatte, der sich fest vorgenommen hatte, sie zu entstellen und ihre Schönheit zu zerstören! Er glaubte ja in seinem Wahnsinn, daß sie seinen geliebten Freund und Wohltäter betrogen und mit schändlichem Undank behandelt hatte.
    Ohne ein weiteres Wort verließ er mit Whiteside das Krankenhaus.
    »Der Fall ist hoffnungslos«, sagte er, als sie auf der Straße waren. »Mein Gott, wie schrecklich ist dieser Gedanke! Aber wenn wir Milburgh lebend fangen, dann soll er es büßen!«
    Er gab dem Chauffeur Anweisung und stieg schnell hinter Whiteside in den Wagen ein.
    »Wir werden jetzt erst zu meiner Wohnung fahren, um Ling Chu dort abzuholen. Der kann uns von größtem Nutzen sein.«
    Als sie in Tarlings Wohnung in der Bond Street ankamen, eilten sie schnell die Treppe hinauf. Es war alles dunkel - ein außergewöhnlicher Umstand, denn Ling Chu hatte ein für allemal den Auftrag, die Wohnung nicht zu verlassen, während sein Herr ausgegangen war. Das Speisezimmer war leer. Nachdem Tarling das Licht eingeschaltet hatte, fiel sein Blick auf ein beschriebenes Stück Reispapier. Die Schrift war noch nicht trocken. Es standen nur ein paar chinesische Schriftzeichen darauf, sonst nichts.
    »Wenn der Herr vor mir zurückkommt, soll er wissen, daß ich ausgegangen bin, die junge Frau zu finden«, las Tarling erstaunt.
    »Dann weiß er also schon, daß sie verschwunden ist! Gott sei Dank! Ich möchte nur wissen -«
    Plötzlich hielt er inne, weil er glaubte, einen Seufzer gehört zu haben. Er sah Whiteside an, auch dieser hatte den Laut gehört.
    »Hat hier nicht eben jemand gestöhnt?« fragte er. »Horchen Sie doch einmal!«
    Er beugte den Kopf vor und wartete. Plötzlich kam das Stöhnen wieder.
    Tarling eilte zu der Tür von Ling Chus Kammer, aber sie war verschlossen. Er beugte sich zum Schlüsselloch hinunter und lauschte. Wieder hörte er den qualvollen Laut. Mit einem Stoß seiner Schulter hatte er die Tür aufgebrochen.
    Ein ungewöhnlicher Anblick bot sich ihm dar. Ein Mann mit entblößtem Oberkörper lag ausgestreckt auf dem

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