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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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auf dem Fensterbrett und sah mich mit ihren dunklen Puppenaugen an. Ihre Plastikbeinchen baumelten nach unten. Die weißen Schuhe waren schmutzig vom Straußenstaub.
    Wohl eine Minute starrten wir uns reglos an. Ihr Gesichtchen zeigte keine Regung. Der winzige Mund war geschlossen. Wäre das dämonische Leben in ihren Augen nicht gewesen, hätte man sie für eine ganz normale Puppe halten können. Aber ich wusste, dass sie laufen konnte und beißen. Warum nicht auch töten?
    Hatte sie Helen getötet? War sie dabei gewesen?
    Wütend ging ich auf die Puppe zu. Sie öffnete den Mund und zeigte ihre Zähne. Einen Moment hielt ich inne. Sie sprang leichtfüßig auf, winkte und verschwand durch das Fenster, bevor ich sie aufhalten konnte.
    Ich verfolgte, wie sie behende an den Fenstersimsen nach unten kletterte, unten ihr Kleidchen ordnete, als wäre ihr Artigkeit eine Tugend, und mit eiligen Schritten zwischen den Menschen verschwand.
     

     
    Als Carlotta kam, war ich bereits angekleidet und gewaschen und hatte eine Zeitung vor mir liegen, die Morgenausgabe. Die Schlagzeilen und der wohl heute Morgen meistgelesene Artikel in dieser Stadt berichteten in schreienden roten Lettern vom siebenten Opfer des Vollmondmörders: Helen Link.
    Ich las den Bericht immer wieder und versuchte, die Lücke in meinem Gedächtnis zu schließen. Hatte ich es miterlebt, wie die Puppen sie töteten? Hatte Carlotta recht? Gab es diesen Schutzmechanismus, der einen diese unerträglichen Erlebnisse vergessen ließ? War Thaja hier gewesen, um sich zu überzeugen, dass ich wahrhaftig vergessen hatte, was geschehen war? Und –
    und der Gedanke ließ mich schaudern – hatten sie mich nur deshalb am Leben gelassen, weil ich nichts mehr wusste?
    Aber das waren Überlegungen ohne jeden realen Boden.
    Diese Zigeunerin – welches Spiel trieb sie? Und warum tun sie es nur? Warum morden sie bei Vollmond? Und warum immer nur ein Opfer, niemals zwei oder drei?
    Carlotta erklärte mir auf ihre Art: »Es ist das Blut, das sie brauchen, oder einfach nur die Lebenskraft. Ja, das muss es sein. Das mag auch erklären, warum sie selbst leben.«
    »Warum bei Vollmond?« wandte ich ein.
    »Der Vollmond hat schon immer einen großen Einfluss auf den Menschen und sein Handeln ausgeübt. Er weckt das Dämonische im Menschen. Kräfte erwachen in uns, von denen wir gar nichts wissen. Beim Licht des vollen Mondes werden die alten Legenden lebendig. Alles sieht gespenstisch aus. Die Farben sind bleich und totenblass und fahl. Die Phantasie, die Angst – sie sind indessen so wach wie nie. Es ist das Leben im höchsten Taumel. Wenn ich töten würde, um mir Lebenskraft zu verschaffen, würde ich diesen Augenblick wählen.«
    Ich schüttelte mich.
    »Du wärest eine gute Hexe«, bemerkte ich.
    »Was tun wir nun?« fragte sie.
    »Ich werde Helens Eltern aufsuchen. Du bleibst am besten im Hotel. Hier ist es nicht sicher. Als ich aufwachte, saß eine der Puppen am Fenster.«
    Carlotta sah mich überrascht an. »Was tat sie?«
    »Nichts«, erklärte ich ihr. »Sie lief weg, als ich auf sie losstürzte.«
    Carlotta nickte, als hätte sie diese Antwort erwartet, aber sie sagte nichts, auch nicht, als sie meinen verwunderten Blick bemerkte.
    Einige Tage vergingen. Helens Tod war für mich schmerzlicher, als ich es für möglich gehalten hatte, wahrscheinlich, weil sie der einzige Mensch meines bewussten Lebens war, dem ich immer vertraut hatte, bei dem ich Halt gefunden hatte. Nun war ich allein, und an Erinnerungen gemessen, nicht älter als ein Kind, ein Neugeborenes beinahe.
    Zu Carlotta fühlte ich mich seltsam hingezogen – zu der Schönheit ihres Körpers ebenso wie zu ihren dämonischen Gedanken. Ich merkte bald, dass ich immer mehr wie sie dachte.
    Ich liebte sie, sagte es ihr jedoch nie. Sie fühlte es mit der Sicherheit der Geliebten, die nichts anderes zu fühlen wünscht.
    Die Puppen waren unsere ständigen heimlichen Begleiter. Sie kamen nie näher, aber wir waren nie ohne sie, als warteten sie auf etwas, das früher oder später geschehen musste. Sie machten mich nervös und unruhig.
    Carlotta musterte mich oft nachdenklich, und einmal sagte sie, als wir in einem Kaufhaus standen: »Das Mädchen heißt Thaja, nicht wahr? Die in dem weißen Kleidchen.«
    »Ist sie hier?« fragte ich und sah mich um.
    »Nicht weit hinter uns«, erklärte Carlotta.
    »Warum lassen sie uns nicht zufrieden?« knurrte ich wütend.
    »Weißt du«, sagte sie, »ich denke, wir sollten sie

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