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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Polizeigebäude.
    Wir stiegen aus. Zusammen schritten wir in das Haus. Nach einigem Fragen bekamen wir Inspektor Dulin zu Gesicht, der den Gilbert-Fall bearbeitete. Er war ein großer Mann mit einem Stiernacken und zu hohem Blutdruck.
    Sein Herz arbeitete wahrscheinlich wie ein kleiner Dampfhammer. Welche Erlösung musste es sein, es anzuhalten, das gequälte Fleisch zu befreien von seiner köstlichen …
    Ich erschrak über diese Gedanken, aber trotzdem empfand ich sie als anziehend.
    Diese Hitze! Sie lähmte den Atem, verwirrte den Verstand, ließ die seltsamsten Dinge auferstehen und in das Bewusstsein kriechen.
    Es währte nicht länger als eine halbe Stunde, bis Dulins Neugier befriedigt war. Dann führte er uns in die Leichenkammer.
    Eine Routinesache. Carlotta sollte ihren Mann identifizieren, um alle Zweifel zu beseitigen.
    Sie war bleich und hielt meinen Arm fester als zuvor, und ich wurde ein wenig nüchtern in den kühlen Gängen des Gebäudes.
    Dann glitt die Leichenkammer vor uns auf, das weiße Linnen wurde zurückgeschlagen.
    Es gab keinen Zweifel, dass es sich um Eddie handelte. Sie hatten ihm die Augen geschlossen. Sein Gesicht war wächsern bleich. Eine dünne rote Spur lief um seinen Hals. Sie hatten gute Arbeit geleistet.
    Carlotta beantwortete Dulins fragenden Blick mit einem stummen Nicken. Er bat sie, noch einmal zu kommen, und schrieb ihre Hoteladresse auf.
    Dann waren wir wieder draußen.
    Die Wolken am Horizont hielten ihr Versprechen nicht. Sie lösten sich auf. Das Licht des vollen Mondes fiel wie ein bleiches Tuch über die Stadt. Er stand noch nicht hoch, aber es gab eine erste Vorahnung von seiner Macht, die er über die Herzen der Menschen hatte.
    Die Straßen wurden rasch leerer, obwohl noch fast drei Stunden bis Mitternacht waren.
    Die Hitze war mit einemmal wie weggewischt. Ich fror, und selbst Carlottas Hände vermochten meine Finger nicht zu wärmen.
    Wir fuhren zum Hotel, wo Carlotta sich umkleidete. Sie sah aufregend aus in einem hellroten Abendkleid. Ich begehrte sie, ich sehnte mich danach, sie in den Armen zu halten, aber der Hunger in mir war anderer Art – und ließ sich nicht unterdrücken.
    Ich ignorierte ihre Zärtlichkeiten, schob die schweren Vorhänge zur Seite, riss die Fenster auf und badete mich in dem hellen Schein des Mondes. Dann drehte ich mich um und betrachtete Carlotta, die auf das Bett zurückgesunken war und unwirklich anmutete in ihrem roten Kleid. Es sah so aus, als würde sie auf einem Leichentuch liegen. Ihre Augen funkelten, das einzige, das verriet, dass sie lebte. Ihr Busen hob und senkte sich kaum merklich.
    »Es ist der Mond, nicht wahr?« fragte sie.
    Und ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort: »Er tut etwas mit dir – wie mit allen Dämonen. Es ist etwas Dämonisches an dir.«
    Unwillkürlich lachte ich.
    »Fragst du dich nie, warum du alles vergessen hast?«
    »Ich hatte einen Unfall. Ich war krank.«
    »Bist du dessen so sicher?«
    »Natürlich. Was soll die Frage? Die Krankenberichte sagen eindeutig …«
    »Die Krankenberichte! Es gibt Menschen, die vergessen – unbewusst – etwas Unerträgliches, das geschehen ist, weil sie nur so weiterleben können.«
    »Helen«, sagte ich grinsend, »wollte mich auch bereits zum Psychiater schicken.«
    »Denkst du, dass sie uns in Ruhe lässt?« fragte sie unvermittelt.
    »Helen?«
    »Nein, diese Zigeunerin.«
    Ich hob die Schultern. Ich hatte bereits nicht mehr an sie gedacht, hatte sie vergessen wie einen Traum. Manchmal verschwand für kurze Momente selbst Carlottas Bild aus meinen Gedanken. Allein ihre Gegenwart machte sie real.
    Mit einem Ruck wandte ich mich vom Fenster ab. Ein seltsames taubes Gefühl ergriff von mir Besitz. Panik befiel mich.
    »Carlotta«, stammelte ich und schwankte.
    Augenblicklich war sie auf den Beinen und fing mich.
    »Charlie, was ist mit dir?«
    »So eng«, murmelte ich. »Muss hier raus.«
    Sie führte mich zur Tür, und ich fühlte, wie die Kraft in meine Beine zurückfloss.
    Ich starrte Carlotta an. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
    »Dein Spiegelbild!« stieß sie hervor.
    Ich achtete nicht darauf. Ich sah nur die Konturen ihres Körpers, dort, wo das Kleid ihn nicht verhüllte, wo das zarte Fleisch unter jedem Herzschlag erbebte, die Schlagader wie ein lebendes Ding zuckte.
    »Charlie!« Sie wich einen Schritt zurück.
    Meine Hände verkrampften sich. Hunger wühlte in meinen Eingeweiden.
    »Charlie!«
    Sie glitt zwischen meine halberhobenen Arme und

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