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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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drängte sich an mich, küsste mich.
    Die Berührung ihrer Lippen brachte mich zur Besinnung. Sie weckte ein vergessenes Gefühl.
    Ich riss mich los, stieß Carlotta von mir, taumelte durch die Tür, rannte die Stiegen hinab wie von einem Dämon gehetzt und stand plötzlich auf der Straße.
    »Charlie!«
    Carlottas Schrei gellte durch die nächtliche menschenleere Straße.
    Das Mondlicht teilte die Straße mit einem scharfen Strich in zwei Hälften. Ich stürzte hinein in die Helligkeit – halb blind, taub, betrunken. Es war, als ob ich in der Sonne stehen würde.
    Das Licht belebte mich, erlöste mich von der Kälte. Ich konnte wieder atmen und denken.
    Ich verstand nicht, was geschah. Es ist dieser verdammte Mond, dachte ich. Ich bin süchtig.
    »Charlie!«
    Carlotta kam auf mich zu wie eine Gestalt aus einem Traum.
    Sie sah mich ängstlich an.
    »Ist er weg?« fragte sie mit dünner Stimme.
    »Wer?« fragte ich verständnislos.
    »Der Dämon.«
    »Der Dämon?«
    »Der Mond«, sagte sie fröstelnd. »Er weckt etwas in dir. Aber jetzt ist es gut. Ich sehe es an deinen Augen.«
    »Ja, der Mond«, wiederholte ich, »er macht irgend etwas in mir lebendig – oder tot. Ich weiß es nicht. Es wird wiederkommen.«
    »Ich werde bei dir sein. Weißt du noch – ich bin dein Opfer.«
    Ich starrte sie verwundert an. »Warum Carlotta?«
    »Ich liebe dich, Charlie.«
    »Liebe?« erwiderte ich fragend.
    Ich versuchte nachzudenken, was das Wort bedeutete. Es war irgendetwas Unantastbares, etwas, das nicht mit Blut beschmutzt werden durfte. Ich wich unwillkürlich zurück.
    »Ich spüre nur Hunger«, knurrte ich.
    »Das ist es«, erwiderte sie. »Eine Art von Hunger.« Sie streckte mir die Hand entgegen. »Komm! Wir wollen ihm ein Ende bereiten, dem Hunger.«
    »Nein!« Ich stieß sie von mir. »Du verstehst mich nicht.«
    Ich wandte mich ab und lief die Straße entlang. Sie rief und versuchte mir zu folgen, aber ich war schneller. Ich durchquerte zwei, drei Straßen, dann war ich allein. Da war Leben ringsum, aber seine Impulse drangen nur schwach, gedämpft durch die Mauern der Häuser. Die Straßen selbst lagen verlassen da.
    Ich lächelte bitter. Natürlich, es war die Nacht des Vollmondmörders. Jeder mied die Straßen. Nur ich nicht. Ich hatte keine Angst. Ich wollte ihn sehen.
    Eine Bewegung ließ mich aufblicken. Eine kleine Gestalt verschwand um die Ecke. Rasch wandte ich mich um und sah hinter mir in einem Hauseingang eine andere, ebenso kindliche Gestalt verschwinden.
    Die Puppen! Sie waren es also. Es konnte keinen Zweifel mehr geben. Sie schlichen durch die Straßen und lauerten auf Beute.
    Dann kam mir etwas anderes wieder in den Sinn. Helen. Ich musste Helen abholen. Sie durfte diesen Bestien nicht in die Hände fallen. Wie spät mochte es sein? Ich hatte keine Uhr mehr bei mir. Ich musste schnellstens zu Kathrins Haus.
    In der nächsten Seitenstraße zeigte eine Uhr dreiviertel elf an.
    Ich atmete auf. Ich hatte noch Zeit. Doch da waren noch immer die kleinen Verfolger. Ich musste sie abschütteln auf dem Weg zu Helen.
     

     

Ein Telefon weckte mich. Ich öffnete die Augen und schloss sie gequält wieder. Die Sonne stach durch das Fenster. Sie stand hoch.
    Ich versuchte meine verwirrten Gedanken zu ordnen, aber das Telefon schrillte erneut.
    Fluchend setzte ich mich auf. Mein Kopf schmerzte. Die Haut meines Gesichtes fühlte sich sonderbar gespannt an irgendwie aufgedunsen.
    Aber ich erinnerte mich nicht.
    Als das Telefon zum dritten Mal läutete, kam ich auf die Beine. Mit halbgeschlossenen Augen torkelte ich hin und hob den Hörer ab. Ich sagte nichts. Ich lauschte.
    »Charlie? Charlie, bist du da?« fragte eine Stimme, die mir bekannt vorkam.
    »Carlotta?«
    »Gott sei Dank, Charlie. Seit Stunden versuche ich, dich zu finden.« Ihre Stimme klang aufgeregt und erleichtert zugleich.
    »Ich hatte solche Angst, dir könnte auch etwas geschehen sein.«
    »Auch?« fragte ich.
    »Weißt du es noch nicht?« fragte sie. »Helen ist – tot.«
    »Helen?« rief ich heiser.
    Es dauerte einige Sekunden, ehe ich es erfasste.
    Carlottas Stimme sprudelte aus dem Telefon. »… sofort bei dir. Es dauert nur zehn Minuten. Charlie, mein Liebling, bist du noch da?«
    »Ja«, erwiderte ich tonlos.
    »Charlie!«
    »Ja, Carlotta. Ich werde auf dich warten.«
    Mechanisch hängte ich ein. Helen tot? Wie war das möglich?
    Vage Erinnerungen glitten in meine Gedanken. Ich erstarrte.
    Wie kam ich hierher? Ich blickte auf.
    Thaja saß

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