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014 - Die Falle des Zyklopen

014 - Die Falle des Zyklopen

Titel: 014 - Die Falle des Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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getragen hatte? Auf dem Friedhof?
    Eyre drehte sich um. Sein Blick tastete an der niedrigen Friedhofsmauer entlang. Gras und Unkraut raschelten gespenstisch, als der Wind darüberstrich. Eyre fiel auf, daß auch die Friedhofstür offenstand. Er mußte mit seinem Verdacht also richtig liegen.
    Angst schnürte ihm den Hals zu.
    Nicht Angst um sich selbst, nein, er dachte an seine Frau und an seine Tochter. Er glaubte zu wissen, daß einer von beiden etwas Entsetzliches zugestoßen war. Und nun hatte der Unbekannte sein Opfer hierher gebracht. Um es in aller Heimlichkeit zu verscharren.
    Eyres Zungenspitze huschte aufgeregt über die Lippen.
    Er war kein starker Mann, aber wenn es sein mußte, setzte er seine Fäuste bedenkenlos ein. Nervös ballte er die Hände, ging vom Wagen weg und auf das Friedhofstor zu.
    Wie tote, auf dem Boden liegende Körper sahen die Gräber aus.
    Düster schimmerten manche Grabsteine. Hin und wieder flackerte in einer Laterne eine niedergebrannte Kerze. Die letzten Zuckungen. Bald würden alle Flammen erloschen sein. Charles Eyre grub die Zähne in die Oberlippe.
    Mißtrauisch schaute er sich um.
    Nichts.
    Doch plötzlich drang ein Geräusch an sein Ohr. Es hörte sich an, als würde jemand einen Spaten ins Erdreich stoßen. Es knirschte leise. Und dieses Knirschen wies dem Mann den Weg. Er wußte jetzt, welche Richtung er einschlagen mußte.
    Alte Bäume ragten auf dem Friedhof auf. Man hatte sie nicht entfernt, sondern mit in den Gottesacker einbezogen. Weit breiteten sie ihre Kronen aus, als wollten sie die Toten schützen.
    Wasser tropfte stetig in einen Betonbottich.
    Obwohl man sagen konnte, es war still auf dem Friedhof, gab es doch zahlreiche leise Geräusche. Das spukhafte Rauschen der Bäume, das gespenstische Schleifen der Fliederbuschblätter in Eyres Nähe, das unheimliche Klappern einer offenen Laternentür…
    Das Knirschen des Spatens vernahm Charles Eyre nicht mehr.
    Aber er behielt die eingeschlagene Richtung bei. Sein Unterbewußtsein befürchtete einen Angriff. Er war auf der Hut. Seine Sinne waren nach allen Seiten ausgerichtet. Er hätte jedes verdächtige Geräusch sofort wahrgenommen, doch es gab keines.
    Ein hoher Gedenkstein ragte vor ihm auf.
    Er schritt gespannt daran vorbei. Plötzlich übersprang sein Herz einen Schlag. Der Atem stockte ihm. Er sah eine Gestalt!
    Doch gleich darauf atmete Charles Eyre erleichtert auf. Die Gestalt wollte ihm nichts Böses. Sie konnte sich auch nicht bewegen. Es handelte sich um eine Engelsstatue, die mit gefalteten Händen neben einem gepflegten Grab stand und über den Verstorbenen, der hier beerdigt war, wachte.
    Eyre schluckte.
    Nimm dich zusammen, sagte er sich. Sonst drehst du hier durch.
    Jetzt hatte der Engel nichts Unheimliches mehr für ihn. Eyre lehnte sich sogar kurz an die Steinfigur und schaute über ihre Schulter.
    Dann ging er weiter.
    Bis er zu einem offenen Grab kam. Dort traf ihn der Schock mit schmerzhafter Wucht. Er sah einen Menschen auf dem Boden liegen. Eine Frau. Sie trug Jacquelines Morgenmantel.
    »Jacqueline!« stöhnte der Mann.
    Er mußte das Schlimmste befürchten. Jacqueline – hier, neben dem offenen Grab! Das konnte nur heißen, daß… sie nicht mehr lebte.
    »O mein Gott!« preßte Eyre aufgeregt hervor.
    Er machte zwei verzweifelte Schritte vorwärts, um das Gesicht der Frau zu sehen.
    Da sprang ihn das nackte Grauen an.
    Das Gesicht seiner Frau war entsetzlich entstellt. Eine fürchterliche Glut hatte es verwüstet.
    Aber das Schlimmste daran war, daß dieses Gesicht nur noch ein Auge hatte – und zwar in der Mitte der Stirn, über der Nasenwurzel!
    ***
    Sie war tot. Eyre brauchte kein Arzt zu sein, um das festzustellen.
    Ein wahnsinniger Schmerz drohte seine Brust zu zerreißen. Er fiel neben Jacqueline auf die Knie und konnte nicht verstehen, wieso seine Frau so gräßlich aussah.
    »Was ist passiert?« fragte er schluchzend. »Wer hat das getan, Jacqueline?«
    Doch seine Frau konnte ihm nicht mehr antworten. Reglos lag sie auf dem Boden. Im weichen Erdreich steckte der Spaten, der Charles Eyre die Richtung gewiesen hatte.
    Dem Mann rieselte es plötzlich eiskalt über den Rücken. Jacquelines Mörder befand sich noch auf dem Friedhof. Irgendwo lag er auf der Lauer. Bestimmt beobachtete er ihn.
    Eyre sprang auf. Wut und Verzweiflung folterten ihn. Er drehte sich um die eigene Achse. Wo steckte der gottverdammte Kerl.
    Warum hatte er das getan? Aus welchem Grund mußte Jacqueline sterben?

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