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014 - Draculas Höllenfahrt

014 - Draculas Höllenfahrt

Titel: 014 - Draculas Höllenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hatte.
Aston bemühte sich nicht, die Spuren zu beseitigen.
    Er nahm nachdenklich das Trinkglas
in die Hand, in dem die Reste des Blutes klebten und schob es dann achtlos zur
Seite. Es war der einzige gläserne Gegenstand, der den Tobsuchtsanfall heil
überstanden hatte.
    Astons Blick fiel auf die Tür zur
angrenzenden Kammer. Sie stand offen – und auf der Schwelle Ernest Hutchinson!
Wortlos kam er auf Dr. Aston zu.
    Der Psychotherapeut lächelte. Es
war, als ob eine stillschweigende Übereinkunft zwischen beiden Männern
herrschte. Ihre Blicke begegneten sich.
    Ein uneingeweihter Beobachter hätte
in diesem Augenblick eine merkwürdige Feststellung machen können: Beide Männer
– verschieden von Herkunft, geistiger Bildung und Lebensart – sahen doch
erschreckend ähnlich aus. Der eine hätte der Bruder des anderen sein können!
    Schmale, ovale, geisterhaft bleiche
Gesichter. Die Augen in diesen Köpfen glühten wie dunkle Kohlen.
    Aston hatte während der
fünfstündigen Bewußtlosigkeit eine erschreckende, unheimliche Wandlung
durchgemacht, die sich sowohl körperlich als auch geistig-seelisch auswirkte.
    Das unheimliche Blut, das auf eine
seltsame Weise programmiert schien, floß nun in den Adern dreier Menschen
gleichzeitig.
    Dracula hatte einen einmaligen
Triumph errungen.
    Und er zeigte sich – fast gleich
aussehend – in den Gestalten von William Marchner, Ernest Hutchinson – und Dr.
Aston.
    Der Psychotherapeut verließ das
Kellerlabor und verschloß es hinter sich wie gewohnt.
    Langsam und ernst durchquerte er
den düsteren Korridor. Es war still in der Anstalt.
    Aston suchte sein Arbeitszimmer auf
und fand die Akte auf seinem Schreibtisch, die er von Dr. Cushing angefordert
hatte. Aber sie interessierte ihn nicht.
    Cushing war nicht mehr im Haus. Er
pflegte die Anstalt nachmittags um vier Uhr zu verlassen.
    Aston nahm einen Briefbogen und
schrieb.
    Dr. Cushing, ich möchte Sie bitten,
auch während der folgenden Woche den Frühdienst aufrechtzuerhalten. In den
nächsten Tagen werde ich intensiv mit meinen Studien und Forschungen voll
ausgefüllt sein, so daß ich erst nach Einbruch der Dunkelheit dazu komme, mich
um die schweren Fälle und das Sanatorium zu kümmern. Ich möchte bemerken, daß
ich großen Wert darauf lege, in der nächsten Zeit nicht in meiner Laborarbeit
gestört zu werden. Ich betone es noch mal: Unter keinen Umständen, egal, was
auch immer geschieht! Ich bin tagsüber nicht zu sprechen!
    Übernehmen Sie in eigener
Verantwortung während meiner Abwesenheit am Tag die Leitung des Sanatoriums!
    Sobald sich etwas ändern sollte,
werde ich Sie umgehend darüber informieren.
    Dr. Aston
    Er wußte, daß sich nichts ändern
konnte. Die Weichen waren gestellt. Er konnte nicht mehr zurück – und er wollte
auch nicht mehr. Er empfand mit anderen Gefühlen und anderen Sinnen. Es war ihm
schon schwergefallen, unter diese Nachricht an Dr. Cushing den Namen Dr. Aston
zu setzen. Seine Hand hatte gezittert bei diesem Täuschungsmanöver.
    Er hatte mit Dracula unterzeichnen
wollen.
    Er war Dracula!
    Das Zimmer Dr. Cushings befand sich
drei Türen weiter. Der Schlüssel steckte. Achtlos legte Aston den Briefbogen
auf den fein säuberlich aufgeräumten Schreibtisch.
    Dort stand das Bild eines jungen
Mädchens im Silberrahmen.
    Astons Gesicht spiegelte sich
darin, als er das Bild hochhob.
    »Sie ist hübsch, fast so hübsch wie
Lilian Bowman, um die ich mich jetzt kümmern werde«, murmelte er leise vor sich
hin. Sein Lächeln hob die Oberlippen ein wenig in die Höhe. Deutlich sichtbar
waren nun die beiden scharfen, spitzen Eckzähne, die über die Unterlippe
ragten. Das Zeichen der Vampire, das Zeichen Draculas …
     
    ●
     
    Dr. Aston näherte sich dem Zimmer
Lilian Bowmans.
    Er trug unter dem frischen, weißen
Kittel einen dunklen Anzug.
    Die junge Schauspielerin, die auf
Anordnung Astons am frühen Vormittag in ein anderes Zimmer verlegt worden war,
lag apathisch in ihrem Bett.
    Sie hatte heute kaum etwas
gegessen. Mit leeren Augen starrte sie auf das kleine vergitterte Fenster. Kein
Balkon mehr, keine Möglichkeit mehr zur Flucht.
    Lilian war auch zu schwach, um an
so etwas nur zu denken. Ihr kam es vor, als wäre das gestrige nächtliche
Erlebnis nur ein Traum gewesen. In der Benommenheit, die nur langsam wich, und
die eine Nachwirkung der Drogen war, die man ihr injiziert hatte, fiel es ihr
schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Sie zuckte zusammen, als sie die
Schritte vor ihrer

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