014 - Draculas Höllenfahrt
bemerkte man
sofort, daß etwas in der Luft lag. Die Ausfahrtstraßen waren gesperrt.
Polizeifahrzeuge kontrollierten jeden, der in die Stadt wollte oder sie
verließ.
Larry, der auf seinen Namen zwei
zur Auswahl stehende Ausweise bei sich hatte, streckte den vor, in dem er als
G-Man eingetragen war.
Der Cop ließ ihn sofort passieren.
Doch ehe X-RAY-3 Gas gab, erkundigte er sich, wo sich Sheriff Smith im
Augenblick aufhielt.
»Zuletzt meldete er sich aus der
Main Street, Sir.«
Dort standen die Menschen in
Gruppen vor ihren Häusern. Wie ein Lauffeuer hatte sich der unheimliche Vorfall
in der kleinen Stadt verbreitet. Für Larry war es nicht schwer sich bis zum
Sheriff vorzuarbeiten, der in der Wohnung der Familie stand, wo man das tote
Mädchen heute morgen gefunden hatte. Auch der Arzt war noch anwesend. Er machte
einen ziemlich ratlosen Eindruck. X-RAY-3 ließ sich zu der Toten führen, die
man in ihrem Zimmer aufgebahrt hatte. Die Mutter, mit leeren, rotgeränderten
Augen, saß neben dem Totenbett auf einem dunkelbraunen Hocker. Die Fensterläden
waren nur halb geöffnet. Auf dem Nachttisch stand ein Kerzenständer. Unruhig
flackerte eine dicke Kerze.
Mit zusammengefalteten Händen über
der Brust lag die Tote – ein junges, hübsches Mädchen – in ihrem Bett. Bleich,
blutleer.
»Es muß eine Bestie gewesen sein«,
murmelte der Arzt an Larry Brents Seite. »Nie zuvor in meinem Leben habe ich
einen ähnlichen Fall erlebt. Kein Tropfen Blut mehr in ihrem Körper!«
Larry nickte kaum merklich. Er
beugte sich über die Tote und hob mit der linken Hand die Oberlippe des
Mädchens ein wenig an. Deutlich sichtbar zeigte sich der überlange Eckzahn, der
über die anderen hinausragte.
»Aber es war ihm nicht genug damit,
daß er ihr völlig das Blut abzapfte. Hier …« Mit diesen Worten zog der Arzt die
Decke über der Brust der Leiche weg. Unter dem Totenhemd war ein breiter
Einstich zu sehen. Direkt am Herzen.
X-RAY-3 war geschockt. Was er hier
sah, widersprach allen Gesetzen, falls man überhaupt noch von Gesetzen reden
konnte.
Dracula hatte sich eine Braut
geholt – und er hatte sie gleichzeitig vernichtet? Hier würde es nicht dazu
kommen, daß ein neuer Vampir auferstand, in der Nacht umging und sich seine
Opfer holte.
Larry konnte nicht über diese Dinge
sprechen. Doch die Tatsache, daß sich die Ereignisse überschlugen, gab ihm die
Gelegenheit, sich besser zu informieren, als er selbst für möglich gehalten
hätte.
Sheriff Smith wurde über Funk zum
alten Bahnhofsgebäude gerufen.
»Dort haben wir etwas gefunden,
Sheriff, einen Toten …!«
●
Larry nahm Smith in seinem Lotus
mit.
»Langsam fange ich an zu glauben, daß
mit mir nicht mehr alles in Ordnung ist«, stöhnte der Sheriff und wischte sich
über sein schweißnasses Gesicht. »Vor zwei Tagen habe ich zum erstenmal etwas
über Vampire gehört, und da habe ich das ganze als die Ausgeburt einer irren
Fantasie genommen. Aber mir scheint, das Mädchen hatte nicht mal so unrecht.«
X-RAY-3 horchte auf, während er den
Lotus übermäßig schnell in die Kurve zog. Die Reifen quietschten auf der
feuchten Fahrbahn, aber der Wagen wurde keinen Zentimeter aus der Kurve
getragen.
»Was für ein Mädchen, Sheriff?«
»Ein Sergeant und ich befanden uns
auf einer Streifenfahrt. Wir trafen die Kleine drei Meilen außerhalb von New
Rochelle. Sie behauptete, vor einem Vampir auf der Flucht zu sein. Lilian
Bowman hieß sie. Dann stellte sich heraus, daß das Mädchen nicht ganz richtig
im Kopf war. Dr. Aston von der Anstalt hier zwischen New Rochelle und Port
Chester kam zum Glück zur rechten Zeit, um sich der Verirrten wieder
anzunehmen. Aber das mit dem Vampir scheint sie doch nicht fantasiert zu haben.
Heute nacht hat er in unserer Stadt zugeschlagen. Gibt es denn wirklich so
etwas, Mister Donovan?«
»Es gibt viele Dinge zwischen
Himmel und Erde, Sheriff, von denen sich unsere Schulweisheit nichts träumen
läßt.«
»Ein abgedroschenes Wort! Ich habe
mir niemals darüber intensive Gedanken gemacht.«
Das Gespräch wurde unterbrochen,
als sie ihr Ziel erreicht hatten. Der alte Bahnhof, der nur noch aus einem
halbzerfallenen Backsteingebäude bestand, an dem der Zahn der Zeit schon
gehörig genagt hatte, lag vor ihnen im trüben Licht des Vormittags. Ein
Polizeiwagen stand auf dem schmalen, ungepflegten Weg. Larry Brent und Sheriff
Smith hielten vorn, stiegen aus und sprangen über Erdmulden, Steine und Schrott
hinweg. Links neben
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