014 - Draculas Höllenfahrt
Hauptsache ist, daß Morna das Gefühl von
Geborgenheit hat. – Und ich werde mich ebenfalls nicht langweilen. Es gibt hier
im Sanatorium eine ganze Menge ungewöhnlicher Bilder und Grafiken zu
bewundern.«
»Ah, das interessiert Sie?«
»Ich habe mich schon früher mit
skurillen Dingen beschäftigt. Die Kunst der Geisteskranken ist ein Gebiet für
sich.«
»Da sollten Sie erst mal die
Vorführungen sehen, die unter der Leitung Dr. Astons einstudiert wurden. Einmal
im Jahr startet hier unser großes Theaterereignis mit Maskenfest. Die Kostüme
und Masken wurden von den Heiminsassen selbst angefertigt.«
»Beachtlich.«
»Wenn Sie sowieso hier zu Gast sein
werden, wird es zweifellos ein besonderes Erlebnis für Sie werden, sich dieses
Theaterereignis anzusehen. Es werden überhaupt an diesem Abend übermorgen sehr
viele Gäste anwesend sein. Junge Künstler, Schriftsteller, Maler, ein Senator
aus New York und Wissenschaftler, die als Beobachter hier sind. Eine illustre
Gesellschaft! Und an diesem Abend wird Dr. Aston auf jeden Fall mit von der
Partie sein. Es ist kaum anzunehmen, daß er – egal wie überarbeitet er auch immer
ist – diesen Jahresball unbeachtet an sich vorüberziehen läßt.«
Cushing begleitete seinen Besucher
bis zum Hauptportal. Larry wies darauf hin, daß er aller Wahrscheinlichkeit am
späten Nachmittag seine Verlobte einliefern werde.
Während sie den Gang passierten,
mußte Larry daran denken, daß vielleicht hinter irgendeiner der zahlreichen
Türen jetzt unter der Einwirkung einer Droge seine Schwester Miriam lag. Am
liebsten hätte er in sämtlichen Räumen nachgesehen. Aber er wußte, daß dies der
falscheste Weg gewesen wäre, den er hätte gehen können.
●
Als er etwa vier Meilen von Astons
Sanatorium entfernt war, aktivierte er das Funksprechgerät, um festzustellen,
ob Josef Meyerling inzwischen auf seinem Beobachtungsposten etwas Besonderes
registriert hatte.
Die Stimme des Deutschen meldete
sich sofort nach dem Rufzeichen.
»Mister Brent? Was verschafft mir
die Ehre?«
»Ich wollte mich nur erkundigen,
wie es Ihnen geht. Was Besonderes festgestellt?«
»Das kommt darauf an. Vor etwa
einer halben Stunde hat ein junger bärtiger Bursche die Anstalt betreten. Vor
wenigen Minuten hat er sie wieder verlassen. Dr. Cushing begleitete ihn bis zum
Hauptausgang. Sie haben sich angeregt unterhalten. – Ob die Sache erwähnenswert
ist, glaube ich kaum. Sie hat mit meinen bisherigen Beobachtungen und mit
meinen eigentlichen Vermutungen überhaupt nicht das geringste zu tun. Außerdem
werde ich jetzt für ein paar Stunden meinen Posten verlassen. Mir fallen die
Augen zu, Mister Brent. Und bei Einbruch der Dunkelheit will ich wieder fit sein.
– Wer der bärtige Fremde allerdings war, würde mich doch interessieren,
vielleicht hat er etwas mit Aston zu tun.«
Larry grinste. »Machen Sie sich
keine Sorgen, Mister Meyerling! Ich habe den Burschen im Visier und bin ihm auf
den Fersen. Ich habe den Bärtigen bis zum Sanatorium verfolgt – und jetzt achte
ich genau darauf, was er im Schilde führt.«
●
Kaum hatte er die Verbindung zu
Meyerling abgebrochen, als ein leiser Summton ihn darauf aufmerksam machte, daß
die Zentrale der PSA über das im Lotus eingebaute Funksprechgerät Verbindung zu
ihm aufnahm.
»X-RAY-1 an
X-RAY-3 …«
»X-RAY-3 hört.«
»Durch einen Polizeibericht, der
uns vor wenigen Augenblicken erreichte, haben wir davon Kenntnis erhalten, daß
in New Rochelle in der letzten Nacht etwas Unheimliches passiert sein muß. Im
Morgengrauen hat man ein Mädchen gefunden, das alle Anzeichen dafür trägt, daß
es von einem Vampir ausgenutzt wurde. Dracula geht um, X-RAY-3! Setzen Sie sich
mit Sheriff Smith in Verbindung! Er bearbeitet den Fall. Auf Ihrer Rückfahrt
nach New York müssen Sie sowieso durch New Rochelle. Machen Sie sich einen
persönlichen Eindruck von den Dingen! Wenn die Sache weitere Kreise zieht, dann
wird es schwierig, Ihren Plan in die Tat umzusetzen. Sollte tatsächlich Aston
alias Dracula hier seine Hände im Spiel haben, dann ist es mir unverständlich,
wie das in der letzten Nacht mit Ihrer Schwester passiert sein soll, X-RAY-3.
Ist Aston Dracula – dann hatte er doch mit diesem Opfer zunächst mal genug.«
Larry nickte verbittert.
»Dann muß es einen Dracula Nummer
zwei geben, Sir«, murmelte er dumpf. »Aston hat experimentiert! Das übersteigt
meine schlimmsten Befürchtungen!«
●
In New Rochelle
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