0141 - Der hinkende Mörder
Zu meinem Vergnügen bemerkte ich, dass der kleine Glatzkopf die Hälfte seines Sandwiches im Stich lassen musste, um zur rechten Zeit in seinen Wagen zu kommen.
Als ich dann nicht weit vom Districtsbüro parkte, war der Bursche immer noch hinter mir.
Mein Freund war noch nicht aus Holdcroft zurück. So hinterließ ich, ich würde in ungefähr einer Stunde wieder da sein, andernfalls riefe ich an.
Ich fuhr also, wie beabsichtigt, zur Fifth Avenue, und der schwarze Ford blieb treu und brav hinter mir.
Mr. Keyes begrüßte mich mit noch weniger Enthusiasmus als das vorige Mal.
»Ich denke, es ist Ihnen bekannt, dass Mr. Belter eine Tochter aus erster Ehe hatte, die in Yale studiert. Warum haben Sie niemals etwas davon gesagt?«
»Sie haben mich nicht danach gefragt«, antwortete er gleichmütig. »Warum sollte ich darüber sprechen? Diese Tochter kann ja nichts mit dem Flugzeugabsturz zu schaffen haben.«
»Wie ich höre, war sie zur Beerdigung hier. Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Die junge Dame ist sehr stolz. Sie will nichts mit dem Juniorpartner der Firma zu tun haben. Die Hauptsache sind für sie Dollar, die sie wahrscheinlich schnell unter die Leute bringt.«
»Sie wird aber doch wenigstens Mrs. Belter begrüßt haben?«
»Davon weiß ich nichts. Ich habe wenigstens nichts davon gesehen oder erfahren.«
»Finden Sie das nicht seltsam?«
»Nein, nur peinlich.« Antwortete er. »Wenn sie meine Tochter wäre…«
Aus seiner Handbewegung ersah ich, dass er ihr in diesem Fall eine Tracht Prügel verabreicht hätte. Auch Mr. Keyes liebte also die Tochter seines verstorbenen Partners absolut nicht.
»Sind Antesi und Storm noch bei ihnen beschäftigt?«
»Ja, und ich bin sehr zufrieden mit ihnen.«
»Das freut mich, zu hören, aber jetzt etwas anderes. War Mr. Belter ein zuverlässiger und treuer Ehemann?«
»Wie meinen Sie das?« fragte er, wie mir schien, mit allen Zeichen der Überraschung.
»Na, es könnte ja sein, dass er nebenbei ein Verhältnis gehabt hätte.«
»Darüber möchte ich mich nicht äußern«, antwortete er und legte sein Gesicht in bedenkliche Falten.
»Es wird Ihnen wohl nichts anderes übrig bleiben, Mr. Keyes. Der Fall hat eine recht merkwürdige Wendung genommen, über die ich mich nicht auslassen will, aber es besteht der Verdacht, dass Belter eine Geliebte hatte.«
»Möglich«, meinte er achselzuckend.
»Das ist keine Antwort. Ich möchte von Ihnen erfahren, was Sie darüber wissen.«
Er trommelte nervös mit den Fingern auf dem Schreibtisch herum. Allem Anschein nach wollte er nicht mit der Sprache heraus. Dann endlich entschloss er sich, zu reden.
»Ich habe die Frau nie gesehen, aber kurz vor seinem Tod sprach er einmal davon. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit vertraute er mir an, er habe sich mit einem jungen Ding eingelassen, das ihn regelrecht verführt habe. Plötzlich behauptete sie, dass sie ein Kind bekomme, und setzte ihm Daumenschrauben an. Er bat mich um Rat, und ich empfahl ihm sich loszukaufen. Er sprach dann nicht mehr darüber, aber ich hatte den Eindruck, dass er sich Sorgen machte, dass er sogar gewaltig im Druck war. Da diese Sorgen nicht geschäftlicher Natur sein konnten, schrieb ich sie dieser Angelegenheit zu. Wahrscheinlich verlangte die Kleine mehr, als er zu geben bereit war.«
»Sie wären verpflichtet gewesen, uns das schon lange zu sagen«, sagte ich.
»Warum? Es war Mr. Belters Privatangelegenheit, und außerdem hat sie mit seinem Tod nichts zu tun. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass das Mädchen sich an mich oder gar an Mrs. Belter wenden würde, aber glücklicherweise habe ich nichts von ihr gehört. Entweder sie fürchtet sich und die ganze Geschichte war ein Schwindel, oder er hat ihr doch genug gegeben, dass sie den Mund hielt.«
Ich ging und sah ihm seine Erleichterung an. Langsam schienen wir vom FBI, Mr. Keyes auf den Wecker zu fallen. Vom Office aus rief ich die City Police an und ließ mich mit Lieutenant Paddington verbinden.
»Ist die Tote aus dem Central Park obduziert worden?« fragte ich.
»Selbstverständlich. Der Doktor hat bestätigt, dass sie niedergeschlagen und dann erwürgt wurde.«
»Hat er noch etwas herausgefunden?«
»Ja, da steht so allerhand medizinisches Kauderwelsch. Sie hatte eine Narbe von einer Blinddarmoperation, vier plombierte Zähne… einen Augenblick… Und dann war sie im dritten Monat schwanger, aber das ist ja wohl nicht von Bedeutung.«
Ich hätte den Burschen am liebsten
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