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0141 - Der hinkende Mörder

0141 - Der hinkende Mörder

Titel: 0141 - Der hinkende Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der hinkende Mörder
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University Street kreuzte, war der schwarze Ford unmittelbar hinter mir, und gerade als ich in die Fifth Avenue einbog, sah ich im Rückspiegel, dass er den gleichen Weg einschlug. Nun bin ich von Beruf aus ein misstrauischer Mensch. Der schwarze Ford konnte natürlich zufällig den gleichen Weg haben wie ich, aber es konnte auch anders sein.
    Ich beschloss, die Probe zu machen. Ich fuhr bis zur Sixth Avenue durch, bog links ein, also genau entgegengesetzt, und erneut links in Blakerstreet. Als ich mich wieder umsah, war mein Freund immer noch hinter mir. Das konnte kein Zufall sein.
    Ich hatte also einen Schatten, und es interessierte mich gewaltig, wie dieser Schatten aussah. Ich stoppte an der Ecke und betrat die Broadway Taverne. Als ich durch die Schwingtür ging, parkte der Ford fünfzig Yard entfernt. Ich blieb stehen und behielt ihn durch die Scheibe im Auge. Ein kleiner, glatzköpfiger Mann mit einem Alltagsgesicht kletterte heraus, schloss den Wagen ab und kam angeschlendert.
    Da ich den Burschen nunmehr kannte, setzte ich mich beruhigt und bestellte ein Bier. Der kleine Glatzkopf erschien, sah sich um und nahm nicht weit von mir Platz. Ich wartete, bis ich die Flasche und das Glas hatte, winkte ab, als der Kellner einschenken wollte, zahlte aber sofort. Dann nahm ich das Glas in die eine und die Flasche in die andere Hand. Mein Verfolger saß hinter der »New York-Times«, die bekanntlich das größte Format hat und hinter der man sich darum am besten verstecken kann.
    Ich sah sofort, dass der Mann keine originellen Ideen hatte. Der Trick mit dem in die Zeitung gebrannten Beobachtungsloch war jedenfalls so alt wie Methusalem. Ich rückte den ihm gegenüberliegenden Stuhl zurecht, setzte mein Bier nieder und mich davor.
    Er ließ die Zeitung einen Augenblick sinken und sah mich ziemlich dämlich an. Wie alt er war, konnte ich absolut nicht schätzen. An diesem Mann konnte man überhaupt nichts schätzen. Er war einer der Leute, deren Gesicht man in dem gleichen Augenblick vergisst, in dem man es nicht mehr vor Augen hat.
    »Mr. Brown, wenn ich mich nicht irre«, grinste ich.
    »Wie bitte?«
    »Sind Sie nicht Mr. Brown aus Norway in Vermont? Waren wir nicht zusammen bei den Siebten Pionieren?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Da irren Sie sich, mein Herr.«
    »O nein. Ich irre mich bestimmt nicht. Fähren Sie nicht einen schwarzen Ford. Mein Name ist Decker. Sie müssen sich doch noch meiner erinnern.«
    »Durchaus nicht. Ich bin sicherer als je, dass Sie mich verwechseln.«
    »Na schön, wenn Sie nicht Brown sind, dann sind Sie Smith oder Robinson.«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie wollen. Ich ging hierher, um ein Bier zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Das ist alles.«
    »Sie sind ein ganz ungezogener, junger Mann«, meinte ich grinsend und drohte ihm mit dem Finger. »Wer hat Sie eigentlich beauftragt, mich zu überwachen?«
    »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie in Kreuzworträtseln reden.«
    »Na, dann will ich es anders machen. Sagt Ihnen der Name Gus Belter etwas?«
    »Ist das nicht der Juwelier, der vor ein paar Wochen mit dem Flugzeug verunglückte?«
    »Endlich scheint es Ihnen zu dämmern… Und wenn Sie mir jetzt noch sagen, wer das nette Mädel ist, das vor drei Tagen im Central Park ermordet wurde…«
    »O ja, wie hieß sie noch, Jane Huff. Stimmt das nicht?«
    »Ausgezeichnet«, sagte ich. »Und dafür gewinnen Sie den Pott, den Nerzmantel, die möblierte Villa, den elektrischen Kühlschrank und eine Kiste Schnupftabak, die für fünf Jahre ausreicht. Soll ich Ihnen nun noch die-Vierundsechzigtausend-D ollar-Frage stellen?«
    »Sie sind komplett verrückt, oder vielleicht sind Sie der Clown der beim RWT-Fernsehen auf tritt«, stichelte ich.
    »Im Übrigen möchte ich jetzt etwas essen.«
    Er winkte dem Kellner.
    »Geben Sie mir ein Hühnersandwich und vergessen Sie den Ketchup nicht.«
    »Na, denn guten Appetit.« Ich nahm ' das inzwischen halb ausgetrunkene Bier und überließ ihn seiner Zeitung, dem Guckloch und seinem Lunch.
    Nach ein paar Minuten winkte ich dem Ober.
    »Sie können mir einen Gefallen tun.« Wieder musste ich eine Dollarnote opfern. »Fünfzig Yard von hier steht ein schwarzer Ford. Bitte stellen Sie mir doch einmal die Nummer fest.«
    »Ich werde es dem Portier sagen«, antwortete er und steckte den Dollar ein.
    Als ich dann das zweite Bier bezahlte, schob er mir mit dem Wechselgeld einen Zettel hin: 6 R 7403.
    Ich machte mich wieder auf die Strümpfe.

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