0141 - Der hinkende Mörder
fühlte. Dieser Brief kann nichts weiter als eine Tarnung für sein Vorhaben gewesen sein.«
»Oder aber er fühlte sich wirklich bedroht und war so tief in der Tinte, dass er versuchte, sich dadurch zu retten, dass er den Flugzeugabsturz inszenierte, damit die Leute, die ihm ans Leder wollten, ihn ganz bestimmt für tot halten sollten.«
»Ich verstehe nur den großen Aufwand nicht. Er hätte ja nur einen Selbstmord vorzutäuschen brauchen. Er konnte seine Kleidung am Seeufer deponieren und verschwinden. Jeder hätte geglaubt, dass er ertrunken sei.«
»Und das jetzt im Dezember. Kein Mensch hätte ihm das abgenommen«, sagte Phil.
Ich zuckte mit den Schultern.
»Es gibt noch mehr Methoden.«
»Gewiss, aber die sind mehr oder weniger bekannt, und er suchte eben nach etwas Neuem.«
»Sind wir denn überhaupt so sicher, dass der Mann, der nur an Hand der Brieftasche und des Ringes als Belter identifiziert wurde, nicht der Juwelier war? Es könnte ja auch genau umgekehrt sein. Jemand könnte ihm die Steine gestohlen und sich auf die uns nun bekannte Manier mit dem Fallschirm in Sicherheit gebracht haben. Das erscheint mir eigentlich viel wahrscheinlicher.«
Phil schnitt eine Grimasse.
»Und diesen verkohlten Leichnam, von dem wir nun nicht wissen, ob es die Überreste des Mr. Belter oder die eines anderen sind, hat man bereits mit großem Pomp zur ewigen Ruhe gebettet.«
»Ich bezweifele, dass diese Ruhe eine ewige sein wird. Was hältst du davon, wenn wir die Exhumierung der Leiche veranlassen und mit den Hilfsmitteln, die uns zur Verfügung stehen, versuchen herauszubekommen, ob es Belter war oder nicht?«
»Du meinst durch den Zahnarzt und Ähnliches.«
»Ja, auch das, aber ich möchte außerdem, dass der Mageninhalt untersucht wird. Der lebende Belter hätte sich nämlich das Säckchen mit den kostbaren Steinen nicht abnehmen lassen.«
»Also Gift?«
»Vielleicht. Es kommt auf die Probe an.«
»Das wird vielleicht ein heilloses Theater geben. Können wir ihn überhaupt ausgraben lassen, ohne seine Angehörigen zu benachrichtigen?«
»Nur dann, wenn diese Angehörigen selbst unter Mordverdacht stehen.«
»Dann ist es nicht möglich«, stellte Phil fest.
»Jedenfalls werde ich sehen, was sich tun lässt. Gehen wir weiter. Die angebliche Jane Huff sagte mir, als sie anrief, eine Freundin habe ihr meinen Namen genannt. Diese Freundin müsste auffindbar sein.«
»Du bist ein herrlicher Optimist«, meinte Phil lächelnd. »Bisher wissen wir ja noch nicht einmal, wo das Mädchen wohnt, ob und als was sie arbeitete und wer ihre Angehörigen sind. Wie willst du da eine Freundin finden?«
»Es muss versucht werden. Wir haben bisher der City Police und damit Lieutenant Paddington viel zu viel überlassen. Ich glaube, wir werden das selbst in die Hand nehmen. Der Mord an dem Mädel macht mir gewaltig zu schaffen. Ich bilde mir immer noch ein, ich hätte ihn verhindern können, wenn ich mehr und besser aufgepasst hätte.«
»Das ist Unsinn. Die Nacht war stockfinster, und sie wollte nicht, dass du in Erscheinung tratest. Du konntest einfach nichts tun.«
»Reden wir nicht darüber. Ich habe hier die Adresse des Camillo Antesi. Er wohnt Spring Street 67 und ist seit neun Monaten verheiratet. Antesi hat, wenn ich mich nicht furchtbar täusche, mit dem Mord an Jane Huff direkt oder indirekt zu tun. Ich bin sehr dafür, dass wir uns einmal, und sei es unter einem Vorwand, mit seiner Frau unterhalten.«
»Da fällt mir eben ein, dass wir versäumt haben, die Angabe des Rainey von der-Versicherungsgesellschaft nachzuprüfen, der behauptete, man habe in den Resten des Gepäcks die Bestandteile eines Weckers gefunden.«
»Gut, tun wir das. Außerdem müssen wir ausfindig machen, wo der frühere Stationsvorsteher von Holdcroft, Mr. Gales, hingekommen ist. Die Eisenbahn war die einzige Möglichkeit, um von dort wegzukommen. Vielleicht erinnert er sich an den fremden Passagier.«
»Einen Augenblick«, bat Phil, »ich habe da noch eine Idee. Du sprachst vorhin davon, es sei möglich, dass jemand Belter vergiftet habe. In diesem Zusammenhang wäre es gut, herauszubekommen, wer im Flugzeug den Sitz neben ihm hatte. Dieser hatte natürlich die beste Gelegenheit.«
»Ich befreunde mich immer mehr mit dem Gedanken, dass der Fallschirmspringer nicht Belter gewesen ist. Überlege mal. Der Mann war nie im Krieg. Er hatte keine Ahnung, wie man mit einem Fallschirm umgeht, und er war bereits fünfundfünfzig Jahre alt und
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