0141 - Der hinkende Mörder
sah die Sache ganz anders aus.
Am gleichen Morgen war ein Cop in seiner Pension in Second Avenue 1766 erschienen und hatte sich erkundigt, ob er noch dort wohne. Die Stadtpolizei gab diese Meldung allerdings erst weiter, nachdem wir bereits gegangen waren. Zwar behauptete Strux, davon nichts zu wissen, aber das konnte er seiner Großmutter erzählen. Keine Pensionswirtin kann etwas Derartiges für sich behalten. Nach kurzer Rücksprache mit Mr. High nahmen wir ihn vorläufig fest.
Phil ging zur Funkzentrale und gab ein Fernschreiben nach St. Paul auf.
Wir wollten wissen, ob der Kellner dort und seine Mutter wirklich so schwer krank sei.
Die Sitzordnung des verunglückten Flugzeugs war ebenfalls gekommen. Belter hatte den Platz Nummer siebzehn am Mittelgang innegehabt. Neben ihm am Fenster saß ein gewisser Mauritz Christopher, der als Adresse das Murray Hill Hotel in Park Avenue angegeben hatte. Die Polizei erfuhr, dass er dort genau vierundzwanzig Stunden gewohnt hatte. Woher er gekommen war, wusste niemand. Er war weder unter den identifizierten Toten noch hatten sie irgendwelche Angehörige gemeldet.
Sehr bezeichnend war, dass sein Platz unmittelbar neben einem der Notausgänge gewesen war.
»Ich möchte verflixt wissen, was es mit dem Christopher auf sich hat«, knurrte Phil.
Auch ich machte mir meine Gedanken darüber, und wir fuhren sofort zum Murray Hill Hotel, um das Personal zu vernehmen. Es stellte sich heraus, dass Mr. Christopher kaum gesehen worden war. Er hatte sein Zimmer nur zweimal verlassen, einmal um ein paar Besorgungen zu machen, und zum zweiten Mal, als er zum Flugplatz fuhr. Da das Murray Hill ein sehr besuchtes Haus ist, konnte man sich kaum an ihn erinnern. Nur der Kellner, der ihm das Frühstück und Abendessen in seinem Zimmer serviert hatte, konnte eine oberflächliche Beschreibung geben.
Mr. Christopher war groß, schlank, trug eine grüne Sonnenbrille und hatte dunkelbraunes Haar. Sein Alter schätzte der Ober auf Ende dreißig, während das Zimmermädchen behauptete, er sei mindestens fünfundvierzig gewesen. Er hatte wenig Gepäck gehabt, einen kleinen, stabilen und sehr schweren Schiffskoffer, den er während seines Aufenthalts, wie gesagt wurde, nicht öffnete, und eine Aktentasche, in der er Schlafanzug und Toilettensachen mit sich führte.
Der Empfangschef wollte sich überhaupt nicht erinnern, aber das ist so die Eigenschaft von Empfangschefs, wenn eifersüchtige Ehefrauen oder Polizeibeamte anfragen.
Um einen Verdacht reicher und eine Hoffnung ärmer kehrten wir ins Büro zurück. Unterwegs begann Phil plötzlich zu lachen.
»Was ist denn jetzt wieder los? Mir ist gar nicht so vergnüglich zu Mute«, sagte ich.
»Ich habe nur daran gedacht, dass ich vergessen habe, dem Kellner Jean ein Trinkgeld zu geben«, war die Antwort. »Das ist wahrscheinlich der einzige Grund, warum er mich beschwindelt hat.«
»Mir gehen viel ernstere Dinge im Kopf herum«, meinte ich. »Ich möchte wissen, warum Joy Belter unter dem Namen Jane Huff bei mir anrief, und welches die Informationen waren, die sie mir geben wollte. Ich habe immer noch das Gefühl, das ich bereits hatte, bevor ich wusste, wer die Ermordete war. Schon damals glaubte ich, diese Informationen hingen mit Antesi und darüber hinaus mit dem Flugzeugunglück und dem Tod ihres Vaters zusammen.«
»Derartige Gedanken habe ich auch gewälzt«, antwortete mein Freund. »Das Mädchen stand auf Kriegsfuß mit der Stiefmutter und mit dem Teilhaber ihres Vaters. Ich glaube nicht, dass sie einen Verdacht hatte, dass es bei dem Flugzeugabsturz nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, aber die Tatsache, dass sie Antesis Namen bei sich trug, weist darauf hin, dass sie ihn kannte oder aber die Absicht hatte, ihn kennenzulernen, um Dinge zu erfahren, die ihr weder Keyes noch ihre Stiefmutter sagen würden. Wir können auch die Theorie von der Geliebten, die Belter erpresste, ausschalten. Es war eben seine Tochter, mit der er zusammen gesehen wurde.«
»Und bei dieser Gelegenheit muss ich daran denken, dass Keyes versuchte, uns das Märchen aufzubinden, Belters Geliebte erwarte ein Kind, und er sei deshalb im Druck gewesen. Wie kam er darauf?«
»Entweder hatte er etwas läuten gehört, oder er log uns an, um eine plausible Erklärung dafür zu haben, dass Belter in Druck war.«
»Und warum sollte er versucht haben, uns weiszumachen, Belter habe Sorgen gehabt?« überlegte ich.
»Das weiß ich nicht, aber wir werden es noch
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