Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

Titel: 0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
und Gotteslästerer hinrichten zu lassen, nach innen jedoch einen gefährlichen Gegner weniger. Mit dem zweiten Adepten allein traute die Priesterin fertigzuwerden sich ohne weiteres zu.
    Sie verließ den geschlossenen Bereich des Tempels und trat auf die Plattform hinaus. Sie war versucht, den Tod des Adepten zu verkünden, unterließ es dann aber. Die Nacht hatte sich bereits angekündigt, die rote Riesensonne versank langsam in der weiten Ebene, die sich endlos hinter der Stadt erstreckte. Es hätte in der Nacht zu große Unruhe gegeben, Unruhe, die vielleicht die Jagd der Vampire stören mochte. Nein, entschied sie, es war besser, bis zum nächsten Morgen zu warten.
    Lautlos glitt der zweite Adept heran. Die Priesterin wußte nicht, wo er gestanden hatte. Er kam einfach aus dem Schatten und war da.
    »Dein Gefährte ist tot«, verriet sie ihm und gab durch nichts zu erkennen, daß sie dabei nur Triumph empfinden konnte. Sie schirmte ihre Gedanken gegen die tastenden Versuche der Abertausende von Käfern ab.
    »Ich weiß es«, vibrierte der Dunkle dumpf. »Ich hörte ihn sterben. Du jedoch hast ihm nicht geholfen, obwohl du es konntest.«
    Sie wandte den Kopf und sah ihn an. Jetzt, in der einbrechenden Dämmerung, hatte er seinen Kopf erhoben, und sie konnte sehen, wie es in der Kapuze wimmelte, dort, wo bei einem Menschen das Gesicht gewesen wäre.
    Sie erwiderte nichts auf die Anschuldigung, sondern wandte sich einfach ab und ließ ihn stehen. Der Dunkle verharrte auf der Plattform. Die Priesterin fühlte, wie sich die Blicke unzähliger kleiner Wesen an ihr festbrannten.
    Sie klatschte in die Hände. Ein paar Sklaven und ein Gnom, der die Rolle eines Sklavenaufsehers einnahm, erschienen.
    »Unten im Kerker liegt der Mörder Camorans auf dem Gang vor seiner Zelle. Schafft ihn wieder hinein und bewacht ihn gut. Er darf kein zweites Mal entrinnen. Es war Zufall, daß ich seine Flucht entdeckte.«
    »Was ist mit dem Wächter?« fragte der Gnom schrill. Er mußte den Kopf weit in den Nacken legen, um zu seiner Herrin aufzublicken.
    »Er ist tot«, versetzte sie knapp. »Führt meinen Befehl aus und…« ihre Stimme wurde leiser, unhörbar fast, so daß nur der Gnom sie verstehen konnte, »schirmt eure Gedanken ab und gebt ein wenig acht auf den Adepten. Er plant Verrat.«
    Die Augen des Gnoms weiteten sich. »Ver…«
    »Still«, herrschte sie ihn an. »Hüte deine Gedanken und die deiner Gefährten, wenn ihr wacht. Er liest in ihnen wie in einem aufgeschlagenen Buch.«
    Abermals klatschte sie in die Hände. Gnom und Sklaven verschwanden im Innern des Tempels. Die Priesterin sah zum Adepten hinüber. Der Dunkle stand immer noch unbeweglich am Rand der Plattform.
    Die Priesterin starrte in die versinkende Sonne. Es wurde rasch dunkel, die letzten Lichtschleier des blutigroten Abendhimmels wurden von der Nacht verdrängt. Und als es restlos finster war, verschwammen auch die Konturen des Adepten bis zur Unkenntlichkeit mit den Mauern. Ein finsterer, bedrohlicher Schatten huschte durch die Nacht davon.
    ***
    Als die Priesterin nach einer Weile wieder in die Nacht hinaustrat, hatte sie sich erneut umgekleidet. Sie trug jetzt einen nachtblauen Anzug und im Gürtel einen gekrümmten Dolch. Den Kragen hochgeschlagen und die Fülle ihres roten Haares teilweise verbergend, stieg sie die Stufen von der Plattform hinab auf den großen Tempelvorplatz. Lautlos, fast wie Schatten und ebenso dunkel gekleidet wie sie selbst, folgten ihr drei Vampire aus ihrer »Leibgarde«.
    Die Herrscherin ging auf Jagd…
    Es lag an ihrer herausragenden Stellung, daß sie es nicht wagen konnte, bei hellem Tageslicht ihren Gelüsten öffentlich zu frönen. Bei Nacht, wo die Schatten sie verschlangen und wieder freigaben, ohne daß jemand ihren Weg zu verfolgen vermochte, war dies schon eher möglich. Und hin und wieder benötigte sie den Nervenkitzel dieser Blutjagd. Stets nur Opfer in Form von »Verbrechern« frei Haus geliefert zu bekommen, tötet auch dem letzten Vampir den Nerv. Sie brauchte die Spannung, die Ungewißheit, das Risiko. Letzteres war dadurch gegeben, daß sich auch in dieser Welt Menschen durchaus ihrer nächtlichen Widersacher zu erwehren wußten. Hin und wieder hatte sie auch schon Rückschläge erlitten.
    Wie der Wind strich sie durch die Straßen. Kein Mond erhellte die Stadt in dieser Nacht. Nur jagende Wolken zogen unter den wenigen Sternen dahin.
    Es war, als ahnten die Menschen der Stadt, daß sie in dieser Nacht

Weitere Kostenlose Bücher