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0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen

Titel: 0141 - Die Hexe vom Schädelfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vernünftig zur Wehr zu setzen. Und noch war da die andere Gefahr. Die Frau mit den roten Haaren und den Vampirzähnen!
    Sie hatte die Arme vor ihren Brüsten verschränkt und dem seltsamen Kampf ungerührt zugesehen. Jetzt zog sich ein spöttisches, diabolisches Lächeln um ihren schönen Mund.
    »Du bist stark, Mörder Camorans. Ich hätte dich auswählen sollen anstelle dieser lästigen Frau. Mit der Beseitigung des Adepten hast du mir eine Arbeit abgenommen, die ich später ohnehin getan hätte. Und du hast die Wut des zweiten auf dich gezogen. Das ist gut. Aber du bist nicht stark genug, gegen mich anzukommen. Gib dich keinen Hoffnungen hin. Ich weiß, daß du den Wächter überwältigt hast. Er war dumm und unterschätzte dich; es geschah ihm recht. Dummheit muß bestraft werden. Nun aber - zu dir!«
    Sie trat auf ihn zu.
    Zamorra starrte sie an, sah in ihre Augen, die gnadenlos flammten. »Nicole«, flüsterte er. »Hilf mir!«
    Doch Nicole konnte nicht helfen.
    Die Rothaarige lachte hell auf. Sie sah den Mann an, der zu erschöpft war, sich gegen sie zur Wehr zu setzen.
    Ihr Arm zuckte vor, die Fingerspitzen ihrer Hand berührten Zamorras Schläfe.
    Wie vom Blitz gefällt brach er zusammen.
    Die Priesterin des Blutes sah noch einen Moment lang auf ihn hinab, dann wandte sie sich um und kehrte den Weg zurück, den sie gekommen war. Das eigentümliche Licht, das der Adept entfacht hatte, folgte ihr.
    ***
    Nicole tobte!
    In ihrer verzweifelten Wut wäre sie der Priesterin an die Kehle gegangen - wenn sie nicht beide im gleichen Körper gesteckt hätten! Doch sie war ohnmächtig, konnte nichts tun. Sie war dazu verurteilt, hilflos zuzusehen, wie Zamorra seinen Kampf gegen die Käfer focht, und ebenso hilflos zu erleben, wie die Priesterin des Blutes ihm dann in seinem geschwächten Zustand mit einer einzigen Berührung das Bewußtsein raubte. Nicole wußte nicht, was Zamorra derartig stark erschöpft hatte, aber sie war sicher, daß es der Priesterin nicht gelungen wäre, ihn zu bezwingen, wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wäre.
    Spöttisches Lachen drang in ihre Gedanken. Tobe nur, lange wirst du es nicht mehr können! teilte sich die Priesterin ihr mit. Bald schon wirst du vollständig in mir aufgehen!
    Nicole zog sich wieder zurück, erkannte ihre Hilflosigkeit. Sie mußte versuchen, Kräfte zu sammeln, stark zu werden. Doch kaum war sie zu diesem Entschluß gekommen, als sie sich auch schon abkapselte und in sich verschloß. Kein Gedanke durfte mehr erkennbar sein!
    He! kam der überraschte Impuls und stach wie ein schmerzhafter Speer in ihr Bewußtsein. Warum kann ich deine Gedanken plötzlich nicht mehr lesen?
    Nicole dachte nicht daran, ihr eine Antwort zu geben. Sie dachte überhaupt nichts. Diese Technik, sich abzuschirmen, hatte Zamorra ihr einmal nahegebracht. Mit Hilfe des autogenen Trainings entspannte sich ihr Geist, wenngleich sie auf den Körper keinen Einfluß hatte, und begann neue Kraft zu schöpfen. Und in dieser Zeit gab es keinen Gedanken mehr, der in ihr entstand. Darum konnte die Priesterin auch keine Gedanken mehr in Nicole lesen.
    Auch gut, kam es bei Nicole an, und sie glaubte, einen resignierend-gleichgültigen Tonfall zu erkennen, sofern bei Gedankenübertragung überhaupt von Tonfall zu reden war. Lange dauert es ja nicht mehr!
    Nicole nahm es nicht zur Kenntnis.
    In ihr gab es keinen Platz mehr, irgend etwas wahrzunehmen oder zu denken. In ihr gab es nur noch Ruhe, aber arbeitete sie damit nicht der Absicht der Priesterin, sie vollständig zu integrieren, entgegen?
    ***
    Die Priesterin des Blutes machte sich keine weitergehenden Gedanken über Nicoles plötzliche Schweigsamkeit. Sie nahm sie als Tatsache hin und gab sich damit zufrieden. Offenbar hatte die Französin eingesehen, daß es sinnlos war, sich zur Wehr zu setzen, und hatte resigniert. Um so einfacher war alles für die Priesterin. Ohne den lästigen Störenfried in sich konnte sie wieder freier agieren.
    Sie verließ den Kellerbezirk des Tempels, in dem Zamorra bewußtlos auf dem steinigen Gang lag, und kehrte ah die Oberwelt zurück. Im Tempel kannte sie jeden Winkel, jeden einzelnen Zentimeter. Nach ihren Anweisungen war die Anlage errichtet worden, damals, als sie die Macht ergriffen hatte. Es war direkt nach Camorans Tod gewesen. Blitzschnell hatte die Vampirin ihre Chance erkannt, zu Macht zu gelangen, und hatte sich zur Herrscherin über das Volk dieser Welt aufgeschwungen. Mit ihrer Regentschaft war

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