0141 - Mein Todesurteil
rechten Wange begann zu kribbeln.
Jetzt würde sie als rotes Mal hervortreten und sich in der Farbe von der des Blutes kaum unterscheiden.
Gordon Fariac brauchte die Flasche nicht mehr. Er schleuderte sie durch das Gewölbe gegen die Wand, wo sie klirrend zerbrach.
»Nur der Kelch ist wichtig!« flüsterte er heiser. »Der Kelch mit dem Blut der Ahnen.«
Mit beiden Händen hielt er das schwere Goldgefäß fest. Es schwebte über meinem Kopf.
Ich hatte die Augen weit aufgerissen und glaubte für einen Moment, er würde den Kelch über mir ausleeren und mir das Blut ins Gesicht kippen.
Das geschah nicht.
Statt dessen senkte er das Gefäß, gab seinem Körper eine Drehung und ging nach rechts.
Er stand jetzt dicht neben mir, so daß er sich nur nach vorn zu beugen brauchte, um mich zu erreichen.
Die sieben Hilfsvampire traten etwas zurück und machten ihrem Meister Platz.
Gierig starrten sie mich an. In ihren Augen sah ich es leuchten.
Das Blut, das in meinem Körper floß, sollte bald auch ihnen gehören.
Wie lange hatte ich noch?
Minuten – Sekunden?
Gordon Fariac konnte sich nicht mehr beherrschen. Er kicherte, riß sein Maul auf und präsentierte mir seine gewaltigen Hauer.
Scharfe Vampirzähne, die unten sogar leicht gebogen waren.
Eine Gänsehaut rann über meinen Rücken.
Ich hatte Angst, eine verdammte, widerliche Angst. Keiner ist zum Helden geboren, auch ich nicht. Die Situation hatte mich nur manchmal dazu gemacht, als ich über meinen eigenen Schatten gesprungen war.
Rechts von mir lagen meine Freunde. Auch sie waren gefesselt und konnten mir nicht mehr helfen. Sie würden das gleiche Schicksal erleiden wie ich, nur stürzte sich über sie die Vampirhorde, um ihr Blut zu trinken.
Gordon Fariac senkte den Kelch. Er lachte breit, Triumph funkelte in seinen Pupillen, denn endlich hatte er mich soweit. Er konnte seinen Schwur erfüllen.
»Trink, Sinclair«, flüsterte er, »trink das Blut meiner Ahnen. Jetzt, in diesem Augenblick!«
Ich preßte die Lippen fest zusammen. Nein, Freunde, trinken wollte ich das Zeug nicht. Auf keinen Fall. Eher würde ich hier auf dem verdammten Stein verrecken.
Aber ich hatte nicht mit dem Vampir-Grafen gerechnet. Er übersah ebenfalls die Situation, huschte um den steinernen Tisch herum und stand dann an der linken Seite neben mir.
»Ich öffne ihm schon das Maul!« knirschte er. Seine kalten Totenfinger griffen zu.
Eine Hand umspannte meine Kinnlade, die andere wühlte sich in meinem Haar fest.
Nur mühsam unterdrückte ich einen Schmerzensschrei.
Der Vampir lachte boshaft.
Und er zog weiter.
Ich konnte die Lippen nicht mehr geschlossen halten. Langsam öffnete sich der Mund. Zuerst nur einen Spalt, doch als der Vampir härter zog, öffnete ich ihn weiter.
Gordon Fariac senkte den Becher. Ein Lichtreflex fiel auf das Gold und blendete mich.
Im nächsten Augenblick spürte ich das kalte Metall an meiner Unterlippe…
***
Nur Asche hatte das Feuer von dem Vampir zurückgelassen. Jane schüttelte sich, als sie einen Blick darauf warf. Dann machte sie sich auf den Weg.
Die Lanze nahm sie mit. Es war zwar eine unhandliche Waffe, aber in der Not wußte Jane sich damit zu verteidigen. Ihr Gesicht zeigte einen entschlossenen Ausdruck. Obwohl dieser Gang für sie brandgefährlich war, dachte sie nicht im Traum daran, umzukehren. Freunde waren in Gefahr, und jeder von ihnen hätte gleich gehandelt.
Mit der Lanze teilte Jane den Vorhang. Dahinter befand sich eine kleine Diele mit einer Tür.
Jane öffnete sie und spürte sofort die Kühle, die ihr entgegenwehte.
Hier ging es zum Keller.
Die Treppe begann einen Meter hinter der Tür. Dicke Steine, kalt und feucht.
Irgendwo weiter unten brannte ein flackerndes Licht. Es warf seinen Widerschein auf die letzten Stufen, so daß Jane das Gefühl hatte, der Stein würde sich bewegen.
Sie schritt vorsichtig die Treppe hinab. Dabei hielt sie sich dicht an der Wand, um sich abstützen zu können, wenn sie mal eine Stufe verfehlte.
Meter für Meter näherte sie sich dem eigentlichen Ziel. Sie glaubte auch Stimmen zu hören, konnte aber leider nicht verstehen, was gesprochen wurde. Dafür war sie zu weit weg.
Aber sie kam ihrem Ziel näher.
Ihr Herz trommelte heftig. Kalter Schweiß lag auf ihrer Stirn. Sie hatte sich vorgenommen, sofort die beiden Vampire zu erschießen, denn sie waren die Hauptübeltäter.
Jane war sicher, daß sie irgendwo in der Tiefe des Kellers lauerten.
Am Ende der Treppe sah sie
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