0141 - Mein Todesurteil
klatschte zu Boden.
Ich bekam auch noch ein paar Spritzer mit, aber das war nicht wichtig. Ich jedenfalls hatte das Zeug nicht getrunken. Und nur allein das zählte.
Fauchend fuhr Gordon Fariac herum. »Was ist los?« keuchte er.
»Was ist geschehen?«
Er war völlig durcheinander, und auch seine Mitstreiter wußten im Augenblick nicht, was los war.
Dann hörte ich wieder die Stimme. Hell und klar stach sie durch das Gewölbe.
»Keiner rührt sich von der Stelle!«
»Jane«, ächzte ich, und auch Bill sagte: »Ich wußte doch, daß du die rettende Prinzessin bist. Hätte ich die Arme frei, würde ich wer weiß was mit dir anstellen.«
Will Mallmann sagte nichts. Er lachte nur vor Erleichterung.
Noch waren wir nicht aus dem Schneider, und das wußte auch Jane Collins. Sie stand praktisch unter Hochspannung. Wenn sie jetzt einen Fehler machte, war alles verloren.
Deshalb war Jane Collins voll konzentriert.
Im Augenblick interessierte sie eins am meisten.
Das Kreuz.
Es lag auf dem Boden des Gewölbes und strahlte nicht mehr so intensiv wie noch vor Sekunden, als John Sinclair in höchster Lebensgefahr schwebte. Das Silber glänzte nur noch matt, nicht stärker als sonst.
Jane Collins huschte auf das Kreuz zu. Drei schnelle Schritte brachten sie in seine Nähe. Dabei hielt sie die Waffe so, daß die Mündung immer auf die überraschten Vampire wies.
Die Detektivin hob das Kreuz auf.
Schwer lag es in ihrer Hand. Sie fühlte auf einmal die Kraft, die von diesem Kruzifix aus in sie überströmte und ihr den Mut und den Glauben zum Sieg gaben.
Jane hatte die Lanze fallen lassen. Sie brauchte sie nicht mehr. Mit dem Kreuz in der linken und der Astra in der rechten Hand schritt sie auf die Blutsauger zu.
»Keine Bewegung!« sagte sie und hatte Mühe, ein Zittern der Stimme zu unterdrücken.
Die Vampire starrten auf das Kruzifix. Jane war inzwischen so nahe an mich herangekommen, daß auch ich das Kreuz sehen konnte.
Wo kam es her? Hatte es schon immer hier gelegen? Wahrscheinlich, ich hatte es nur nicht sehen können, und die Vampire hatten einen Bogen um das Kruzifix gemacht.
Aber das war schlecht möglich. Das Kreuz strahlte solch eine Kraft der Weißen Magie aus, daß die Vampire das Gewölbe nie betreten hätten.
Zwangsläufig erinnerte ich mich wieder an meinen gewaltigen Zeitsprung. Die Kette war mir dabei über den Kopf gerutscht, das Kruzifix verschwunden. Es mußte irgendwo zwischen die Dimensionen getrudelt sein, und dann, als ich mich in stärkster Lebensgefahr befand, hatte das Kreuz meine ungeheure Angst gespürt und war innerhalb des Raumes materialisiert. Denn das Kruzifix und ich waren im Laufe der Jahre eine Symbiose eingegangen, eine Gemeinschaft. Wir hingen aneinander.
Eine andere Erklärung hatte ich nicht für das Auftauchen meines Kruzifixes.
Unbeirrt schritt Jane Collins auf mich zu.
Die Blutsauger wichen zurück. Sie spürten die starke, weißmagische Ausstrahlung und zitterten um ihr erbärmliches widerliches Leben. Die Angst wurde größer…
Dann hatte mich die Detektivin erreicht.
Sie senkte die linke Hand und legte das Kreuz mitten auf meine Brust.
Mein Gott, ich hatte es wieder. Tief atmete ich ein, merkte den Strom der Kraft, den das Kreuz ausstrahlte, und meine Augen wurden feucht.
Jane aber fuhr herum. »Weg!« zischte sie den Vampiren zu. »Geht zurück zur Wand!«
Die Diener gehorchten. Nur die beiden Brüder blieben stehen.
Vor allen Dingen war es der Graf, der nicht einsehen wollte, daß sich die Vorzeichen verändert hatten.
Er knurrte und fauchte Jane Collins an.
Gordon Fariac war vernünftiger. Er legte seine Hand auf die Schulter des Bruders und zog ihn zurück.
Die Detektivin hatte wieder einen Teilsieg errungen.
»Jane«, krächzte Bill Conolly. »Da muß irgendwo das Messer liegen. Heb es auf…«
»Okay.« Jane hatte bereits gesehen, wo das Taschenmesser hingefallen war.
Gar nicht weit von der ersten Steinplatte entfernt. Rückwärts ging sie dorthin und hob das Messer auf. Dabei bückte sie sich, ohne allerdings die Feinde aus den Augen zu lassen.
Jane schaffte es, die Klinge aufzuheben. Jetzt mußte sie die nur noch aus dem Heft ziehen. Das war leichter gesagt, als getan, denn gleichzeitig durfte die Detektivin ihre Astra nicht loslassen.
Ein Spiel mit dem Feuer begann.
Das merkten auch die Vampire.
Und besonders der Graf war ungeduldig. Er spürte zwar noch immer die Hand seines Bruders auf der Schulter, aber der Druck war nicht sehr fest.
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