0141 - Station der Unsichtbaren
stand unmittelbar vor einem der Fremden, denen dieser Einsatz auf Aptulad galt.
Und schließlich Nummer sechs: Der Fremde war unsichtbar. Er konnte nicht weiter als fünf Meter entfernt sein, und nach allen Richtungen hin hatte Meech weitaus mehr als fünf Meter freie Sicht. Der Fremde aber war nirgendwo zu sehen. Um diese Feststellungen der Reihe nach zu treffen, brauchte Meech die unglaublich kurze Zeitspanne von drei Milliardstelsekunden. Etwa tausendmal soviel Zeit verwendete er darauf, zu ermitteln, ob er irgend etwas von der Tätigkeit des fremden Gehirns in Begriffe umsetzen könne. Die Antwort hieß nein. Die Art der Modulation konnte von Meechs nach terranischer Logik aufgebauter Positronik nicht gedeutet werden. Meech faßte seinen Entschluß wenige Millionstelsekunden, nachdem er den Fremden zum erstenmal wahrgenommen hatte. Er brachte die Hand mit dem kleinen Desintegrator-Handstrahler in Anschlag auf die Stelle, an der der Fremde sich befinden mußte. Ohne zu zögern, drückte er ab.
Ein wütender Schrei gellte durch den Raum. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde dort, wo der züngelnde, blaßgrüne Strahl der Waffe endete, der Schatten einer schmalen hohen Gestalt sichtbar. Der Schatten verschwand so schnell, wie er gekommen war. Der Schrei erstarb, und die Streufelder des fremden Gehirns waren verschwunden. Meech schritt weiter. Er verzichtete darauf, einen der zur Seite laufenden Gänge zu verfolgen. Er hatte seinen ersten Zusammenstoß gehabt. Jetzt kam es darauf an, Ron, Lofty und Larry so schnell wie möglich Zutritt zum Stützpunkt zu verschaffen. Der große Vorteil des Roboters war, daß er emotionelle Regungen wie Schreck und überraschung nicht kannte. Anstatt darüber nachzubrüten, wer ihm da eben über den Weg gelaufen war und wie die Aussichten des Einsatzes auf Aptulad nach dieser merkwürdigen Begegnung standen, katalogisierte er die neugewonnenen Erfahrungen und verleibte sie seinem Gedächtnisspeicher ein. Bei Gelegenheit würde er darauf zurückkommen. Nicht einmal die Tatsache, daß er jetzt wußte, wer die Fremden waren, beeindruckte ihn.
*
Lofty betrachtete mißmutig das kleine Gerät an seinem Handgelenk. „Sie halten den Scheinwerfer immer noch nach Süden gerichtet", sagte er. „Ich weiß gar nicht, warum wir hier unsere Zeit vertrödeln. Anstatt auf Meech zu warten, sollten wir lieber von selbst irgendwo hineinzukommen versuchen." Ron saß neben ihm in der Finsternis. „Teurer Freund", sagte Ron mit sanfter spöttischer Stimme, „darf ich deine Aufmerksamkeit darauf richten, daß ich mir diesen Blödsinn nun schon zum fünftenmal angehört habe..."
„Sechsten...!" stellte Larry Randall richtig. „Also schön ... zum sechstenmal angehört habe. Wenn ich allerdings gewußt hätte, daß die Leute von Passa so genial sind, daß sie im Aufstellen logischer Pläne sogar einen Roboter vom Typ ..."
„Jaja, schon gut", meinte Lofty beleidigt. „Den Rest kann ich auswendig. Ich sage ja schon gar nichts mehr." Ron lachte leise vor sich hin. Im Grunde genommen war er ebenso ungeduldig wie Lofty. Die Gelegenheit war günstig. Wahrscheinlich wären sie längst in den Stützpunkt eingedrungen, hätte nicht Meech Hannigan den Plan gemacht. Daß Meech Hannigan ihn gemacht hatte, besagte, daß es in dieser Situation keine bessere Verfahrensweise gab als die, die Meech vorgeschlagen hatte. Es bedeutete außerdem, daß sie hier sitzen bleiben mußten, bis Meech das vereinbarte Zeichen gab. Genug Zeit zum Nachdenken, überlegte Ron. Wer sind eigentlich die Fremden, hinter denen Nike Quinto uns hergehetzt hat? Es war merkwürdig, daß der Oberst darüber kein einziges Wort hatte verlauten lassen. Das war eigentlich nicht seine Art. Nike Quinto pflegte seine Leute, bevor er sie zu einem Einsatz schickte, über alles aufzuklären, was er selbst wußte. Diesmal hatte er es nicht getan. Das bedeutete, er wußte nichts. Wußte. Ron blieb an dem Wort hängen. Wenn Nike Quinto nichts wußte, dann vermutete er zumindest etwas. Sonst hätte er diesen Einsatz, noch dazu mit solch hohem Kostenaufwand wie der Bereitstellung eines Schlachtschiffes und der Maskierung eines alten Springerschiffes, nicht in Gang gebracht. Und wahrscheinlich, das sähe ihm ähnlich, hatte er über die Fremden nur deswegen den Mund gehalten, weil er fürchtete, er würde sich blamieren, wenn sich seine Ahnung als falsch herausstellte. Was könnte es sein? grübelte Ron. Die politische Lage innerhalb der Galaxis
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